„Hilde mein, wie schön bist du“ – Kemptener Hildegardis-Gymnasium feiert doppeltes Jubiläum
Das Hildegardis-Gymnasium sei eine besondere Schule, betonten mehrere Festrednerinnen und -redner bei der Jubiläumsfeier der 150 Jahre alten Bildungseinrichtung in Kempten. Aber was macht die Besonderheiten des „Hilde“ aus?
Kempten – Als 1874 nach dem Beschluss des Magistrats der Stadt die „Höhere Töchterschule“ im Gebäude der heutigen Sutt-Schule eröffnet wurde, wollte sie für Mädchen aus allen Konfessionen und Ständen eine höhere Bildung ermöglichen, betonte Schulleiter Markus Wenninger. Das sei in der Zeit modern gewesen, man habe die Stellung der Frau in der Gesellschaft stärken wollen.
Dass es damals für die jungen Damen nicht so einfach war, sich mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Kreativität durchzusetzen, zeigten Abigail Buchner und Fritzi Knoll in ihren Sketchen, die Schulszenen aus dem Jahre 1899 darstellten. Als die Schülerin darüber fantasiert, dass sie ihre Schiefertafel in eine handliche Kamera umwandeln könnte, erwidert die Lehrerin: „Die Bändigung der Fantasie ist die höchste Aufgabe des Lehrkörpers.“
101-jähriger Jubiläumsgast bei 150-Jahr-Feier des Hildegardis-Gymnasium in Kempten
Die älteste Hilde-Schülerin, Emmi Fischl-Hauser ist 102 Jahre alt und lebt in den USA. Die mit 101 zweitälteste, Dr. Anneliese Helmer war bei der Feier dabei und genoss das dreistündige abwechslungsreiche Programm.
Eine weitere Besonderheit der Schule ist der Freundeskreis des Hildegardis-Gymnasiums, der vor 100 Jahren als Lyzeum-Vereinigung gegründet wurde. Damals unterstützten die Mitglieder bedürftige Schülerinnen mit Kleidung, Essen und Schulmaterial. Heute sei die Art der Förderung, die die 650 Mitglieder leisten, vielfältiger geworden, betonte Vorsitzende Gudrun Schöner.
Sie, Schöner nannte Oberbürgermeister Thomas Kiechle unter den drei wichtigsten Alleinstellungsmerkmalen des Hilde. Sie hatte beim Festakt zum 100. Geburtstag als Schülerin im Chor gesungen, später engagierte sie sich im Elternbeirat und im Freundeskreis. Kiechle nannte außerdem die Bigband und die Vorreiterrolle im süddeutschen Raum als Klimaschule.
Hildegardis-Gymnasium Kempten: 150 Jahre alt und „quicklebendig“
Deren Projektteam Klimaschule zeigte einen Film über das Erreichte in den letzten acht Jahren. Eine andere Gruppe präsentierte in einem kreativ-humorvollen Kunstfilm das „bunte Hilde“. Dass die Schule auch außerhalb des Unterrichts „quicklebendig“ ist, wie Kiechle formulierte, bewiesen das Theaterlabor, das Tanzensemble, das Orchester, der Chor und das Hip-Hop-Projekt mit ihren hochklassigen Aufführungen.
Nicht das Gebäude, nicht die Rahmenbedingungen, sondern die Menschen machen die Schule aus, behauptete der Vorsitzende des Elternbeirats, Marc Schade. Der Schulalltag sei wie eine Dauerbaustelle, sagte der Architekt. Als gesichertes Alleinstellungsmerkmal des Hilde nannte er den bereits abgerissenen „Müffelbunker“, der offiziell als Pavillon bezeichnet wurde.
Hildegardis wäre stolz
Ein Jubiläum mit Doppelwumms gebe es bayernweit selten, fing Ministerialrat Robin Pantke als Vertreter der Staatsministerin für Unterricht und Kultus seine Rede an. Bei 150 Jahren spreche man im Sport von einem „Traditionsverein“. Auf die Dauer ganz vorne zu bleiben, würden nur wenige schaffen.
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Dass dies im Hilde gelingt, sei der hier vermittelten breiten und vertieften Allgemeinbildung zu verdanken. Am karolingischen Hof habe man auf koedukative Erziehung gesetzt, auch deshalb wäre Hildegardis stolz auf die nach ihr benannte Schule, in der seit 1971 auch Jungen zugelassen sind.
Rainer Stepanek nahm in einem satirischen Vortrag die bayerische Schulpolitik und viele Facetten des Schullebens aufs Korn, umrahmt von seinen Kolleginnen und Kollegen des Lehrerchors, die sangen: „Oh Hilde mein, wie schön bist du!“
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