Friedensnobelpreis für Trump? So stehen die Chancen wirklich

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Donald Trump will den Friedensnobelpreis – nominiert ist er schon. Doch taugt der populistische US-Präsident wirklich zum Preisträger?

Washington, DC – Wer den Friedensnobelpreis erhält, wird jedes Jahr am 10. Oktober bekanntgegeben. Fest steht schon jetzt: US-Präsident Donald Trump ist nominiert. Wettanbieter sehen seine Chancen bei über zehn Prozent.

Trump will den Friedensnobelpreis – und wurde bereits mehrfach nominiert

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu zückte am Montag (7. Juli) bei einem Treffen mit Trump im Weißen Haus ein Empfehlungsschreiben an das Nobelpreiskomitee. „Er schmiedet gerade, während wir hier sprechen, Frieden, in einem Land, einer Region nach der anderen“, sagte Netanjahu und teilte mit, den US-Präsidenten für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. Gegen den Premier Israels liegt vom internationalen Strafgerichtshof ein Haftbefehl wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen vor.

Von Netanjahu für einen Friedensnobelpreis nominiert zu werden, sei vergleichbar mit einer Nominierung für einen Preis für das „Nichtbrechen des Gesetzes“ durch den fiktiven Mafiaboss Tony Soprano, hieß es dazu in einem Kommentar des The Independent. Es ist nicht das erste Mal, dass der Republikaner für den Preis nominiert wurde – ansonsten meist von seinen Anhängern. Im Juni hatte auch die Regierung von Pakistan angekündigt, den US-Präsidenten für den Friedensnobelpreis vorschlagen zu wollen.

Trump hatte sich in der Vergangenheit mehrfach öffentlich geärgert, die prestigeträchtige Auszeichnung noch nicht gewonnen zu haben. Auf seiner Plattform Truth Social äußerte der US-Präsident, dass er sich für seine diplomatischen Bemühungen – etwa zwischen Indien und Pakistan, Serbien und dem Kosovo sowie bei den Abraham-Abkommen – nicht ausreichend gewürdigt fühlt. „Ich werde dafür wohl keinen Friedensnobelpreis bekommen“, schrieb er enttäuscht.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu im April 2025 beim Treffen mit dem US-Präsidenten im Weißen Haus in Washington, DC
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu im April 2025 beim Treffen mit dem US-Präsidenten im Weißen Haus in Washington, DC (Archivbild). © IMAGO/Pool/ ABACAPRESS

Wettanbieter sehen Trumps Chancen auf den Friedensnobelpreis bei über zehn Prozent

Welche Konkurrenz Trump im Rennen um den Nobelpreis genau hat, ist öffentlich nicht bekannt. Denn traditionellerweise werden die nominierten Kandidaten geheim gehalten. Hin und wieder verrät ein Nominierungsberechtigter aber seine Wahl – wie nun eben Benjamin Netanjahu. Ein Blick auf die Wettseite Oddschecker schätzt die Quoten für den US-Präsidenten derzeit bei 2 zu 17 (10,5 Prozent) und 1 zu 6 (14,3 Prozent) ein, wie Newsweek berichtet.

Damit liegt Trump auf Platz 2 hinter der Politikerin Julia Nawalnaja, der Witwe des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny. Weitere bisher bekannte Kandidaten im Rennen um den Friedensnobelpreis sind der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sowie Philippe Lazzarini, der Generalkommissar des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten. Die Einschätzungen schwanken insgesamt stark: Die Wahrscheinlichkeit für Trump als Preisträger lag bei der Wettplattform Oddspedia am 19. Mai bei 13,3 Prozent und stieg bis 25. Juni auf 27,8 Prozent.

Auf der Prognose-Plattform Manifold rechneten indes nur 4 Prozent damit, dass Donald Trump im Jahr 2025 den Nobelpreis gewinnen könnte (Stand: 8. Juli 2025). Auf Polymarket standen die Chancen für den Republikaner zum gleichen Zeitpunkt hingegen bei 8 Prozent. Das ist insofern relevant, als Polymarket die Wahl des US-Präsidenten 2024 korrekt vorhergesagt hatte, während die meisten Statistiken Kamala Harris und Trump gleichauf sahen.

Frieden in 24 Stunden? Trump will Friedensstifter sein, bleibt aber bislang ohne Ergebnis

Trump selbst hatte noch im US-Wahlkampf behauptet, den Ukraine-Krieg in 24 Stunden beenden zu können. Seine Friedensbemühungen im seit Oktober 2023 laufenden Krieg zwischen Israel und der Hamas haben bislang ebenfalls keine Früchte getragen. Unlängst signalisierte die radikalislamische Terrororganisation Hamas aber Bereitschaft für eine Waffenruhe im Gazastreifen. Im Gespräch zwischen Trump und Netanjahu war auch von einer möglichen Umsiedlung von Palästinensern die Rede. Eine Zwangsumsiedlung würde laut Experten gegen das Völkerrecht verstoßen.

Die USA griffen zuletzt mit der Bombardierung von iranischen Atomanlagen auch in den Iran-Israel-Konflikt ein. Hier gibt es ebenfalls die Einschätzung, dass der Angriff gegen Völkerrecht verstoßen haben könnte. Zahlreiche Fachleute sehen in Trump bis jetzt keine tragfähige Figur, die ihn klar als Friedensbringer qualifiziert. Das ist allerdings kein Ausschlusskriterium: Der frühere US-Präsident Barack Obama hatte im Jahr 2009 nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt den Friedensnobelpreis erhalten. Für manche Beobachter kam diese Auszeichnung viel zu früh. „Er bekam den Nobelpreis dafür, dass er nichts getan hat. Weil er gewählt wurde. Aber ich wurde auch gewählt“, hatte auch Trump die Entscheidung einmal kommentiert.

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