Baerbock auf Fotos zensiert: Nachrichtenkanal aus Syrien sorgt für nächsten Eklat

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Annalena Baerbock wurde in Meldungen des Nachrichtendienstes der Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham um den neuen syrischen Machthaber zensiert. © Screenshot: Telegram/Almharar

Syriens neuer Machthaber verweigerte Annalena Baerbock bei ihrem Damaskus-Besuch den Handschlag. Jetzt der nächste Eklat: Die deutsche Außenministerin wird auf Fotos zensiert.

Damaskus – Es ist der nächste Tiefschlag rund um den Syrien-Besuch von Annalena Baerbock. In den Meldungen über den Damaskus-Besuch der Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland hat ein den neuen Machthabern nahestehender Nachrichtenkanal Baerbock auf Fotos einfach unkenntlich gemacht.

So ist Baerbock auf allen veröffentlichten Fotos des Kanals Almharar auf Telegram verpixelt. Ihre männlichen Kollegen sind dagegen klar zu erkennen. So kommt es, dass der neue syrische De-Facto-Herrscher Ahmed al-Scharaa neben einer verzerrten weißen Gestalt steht, zu der die Islamisten die deutsche Außenministerin retuschiert haben.

Neuer Eklat um Baerbock-Besuch in Syrien: Machthaber-Gruppe zensiert Ministerin auf Fotos

Insgesamt wurden am Freitag vier Bilder auf Telegram veröffentlicht. Auf keinem von diesen ist Baerbock zu erkennen. Das Gesicht des französischen – männlichen Außenministers, der bei den Terminen ebenfalls zugegen war, ist dagegen klar und deutlich erkennbar. Wichtig ist: Bei dem Kanal handelt es sich nicht um offizielle Aussendungen der neuen syrischen Machthaber. Der Kanal, der die zensierten Fotos veröffentlicht hat, steht den neuen Machthabern lediglich nahe. Die offizielle syrische Nachrichtenagentur Sana zeigte Fotos von Baerbock etwa unverpixelt.

Bei dem Treffen am Freitag war es vielen Deutschen schon übel aufgestoßen, dass der neue syrische Machthaber Annalena Baerbock nicht die Hand reichen wollte. Stattdessen legte er seine Hand zum Gruß auf die Brust. Dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot streckte al-Acharaa dagegen die Hand entgegen. Dieser erwiderte die Geste.

Baerbock in Syrien: Handschlag-Eklat mit neuem Machthaber

Ein Ausdruck von Respektlosigkeit oder von Frauenfeindlichkeit? Ganz so einfach ist es nicht: Der Händedruck zwischen einem fremden Mann und einer fremden Frau ist in islamisch geprägten Gesellschaften unter Gläubigen unüblich - und aus Sicht mancher Rechtsgelehrter sogar verboten. Es gibt aber keine eindeutige Regel und keine dominierende, religiöse Sitte.

Baerbock, die bei der Begegnung kein Kopftuch trug, sagte dazu später auf Nachfrage einer Journalistin, ihr sei bereits bei der Ankunft klar gewesen, dass es keinen Handschlag geben werde. In dem Gespräch mit al-Scharaa habe sie aber sehr deutlich gemacht, dass Frauenrechte ein Gradmesser dafür seien, wie frei eine Gesellschaft sei. Aus Delegationskreisen war zu hören, dass al-Scharaa am Ende des Gesprächs noch mal die Hand ausgestreckt habe, es dann aber nicht mehr zu einem Handschlag gekommen sei.

Baerbock stellt in Syrien klar: Kein EU-Geld für neue islamistische Strukturen

Baerbock selbst redete bei aller diplomatisch gebotenen Höflichkeit während ihres Besuchs öffentlich Klartext und stellte der neuen syrischen Führung klare Bedingungen für die Unterstützung Europas. „Es braucht jetzt einen politischen Dialog unter Einbeziehung aller ethnischen und religiösen Gruppen, unter Einbeziehung aller Menschen, das heißt insbesondere auch der Frauen in diesem Land“, sagte sie. Europa werde Syrien unterstützen, aber nicht zum Geldgeber neuer islamistischer Strukturen werden.

Die Skepsis erscheint vielen berechtigt: Al-Scharaa ist Anführer der islamistischen Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die den Sturz von Langzeit-Herrscher Baschar al-Assad maßgeblich herbeigeführt hatte. Er war früher unter seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dscholani bekannt. Die Gruppe HTS ging aus der Al-Nusra-Front hervor, einem Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. (rjs/dpa)

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