„Angebot ist unverzichtbar“: Warum die Grundschule Tegernsee an ihren Wintersporttagen festhält

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Einen großen Spaß in der Loipe und auch auf der Skipiste hatten die Tegernseer Grundschüler bei ihren Wintersporttagen. Die Rektorin will an dem Angebot auch künftig festhalten. © Langlaufschule Kreuth

Drei Tage lang hat die Grundschule Tegernsee ihren „Unterricht“ wieder auf Piste und Langlaufloipe verlegt. Warum Rektorin Claudia Horstmann die Wintersporttage für unverzichtbar hält, erklärt sie im Interview.

Tegernsee - Skilager oder Wintersporttage sind bei vielen Schulen – auch im Landkreis Miesbach – ein Auslaufmodell. Der Organisations-Aufwand ist den Schulen mittlerweile zu groß, auch sei Skifahren nicht mehr zeitgemäß, heißt es häufig. Anders bei der Grundschule Tegernsee: Sie hat ihre knapp 90 Schüler jüngst wieder in die Loipe oder auf die Piste am HIrschberg geschickt. Drei Wintersporttage in Kooperation mit der Skischule Tegernsee und der Skilanglaufschule Powderworld in Kreuth standen auf dem Programm. Im Interview erklärt Rektorin Claudia Horstmann (62), warum sie das Angebot in jedem Fall beibehalten möchte.

Frau Horstmann, Sie haben vor zehn Jahren die Wintersporttage an der Grundschule Tegernsee eingeführt und halten entgegen dem allgemeinen Trend daran fest. Warum?

Ganz einfach: Wir tragen seit zwei Jahren den Titel „Gesunde Schule“ – die Wintersporttage sind einer von mehreren Bausteinen dieses Projekts. Es geht darum, den Kindern möglichst viel Bewegung zu ermöglichen. Das war schon immer mein Steckenpferd, und somit standen die Wintersporttage auch nie infrage.

Das heißt, die Wintersporttage sind nicht das einzige Angebot für die Schüler?

Wir haben unser Wintersportangebot in drei Kategorien aufgeteilt. Nach den Weihnachtsferien gehen wir mit den Kindern den ganzen Januar über einmal pro Woche zum Schlittschuhlaufen in die Eisarena an der Schießstätte. Da sind die Schüler durchschnittlich eine Stunde lang auf dem Eis. Dann gibt es die Skitage im Februar. Dazwischen würden wir eigentlich noch Rodeln gehen, aber das musste heuer wegen des Schneemangels leider ausfallen.

Schneemangel ist ein gutes Stichwort. Viele Schulen und auch Eltern argumentieren ja, dass der Langlauf- und Skisport nicht mehr zeitgemäß sei. Gibt es bei Ihnen keine Kritiker?

Es gibt schon ein paar wenige Eltern, die kritisch nachfragen, ob denn die Wintersporttage heute noch angebracht sind. Die lassen sich aber mit Argumenten gut überzeugen. Wir haben ja den Skilift und die Loipen quasi vor der Haustüre, wir müssen mit dem Bus nur nach Kreuth rausfahren. Das kann man, denke ich, im Sinne der Nachhaltigkeit vertreten.

Jedes einzelne Kind Ihrer Schule macht also bei den Wintersporttagen mit?

Es ist tatsächlich jedes Kind verpflichtend mit dabei: Wir machen ja quasi Unterricht auf der Skipiste. Jeder Schüler kann sich zwischen alpinem Skifahren und Langlauf entscheiden, die Gruppe der Langläufer wird dabei immer größer. Wer keine eigenen Skier hat, zum Beispiel unsere Migrations-Kinder, wird entsprechend ausgestattet. Die Leihausrüstung sponsert uns dabei die Skischule. Überhaupt ist die Finanzierung von mehreren Seiten her gesichert.

Nämlich?

Bei Familien, wo die finanziellen Mittel knapp sind, übernimmt unser Förderverein einen Großteil der Kosten für den Skikurs. Und die Liftkarten hat heuer die Stadt Tegernsee spendiert.

Welche Reaktionen erleben Sie bei den Kindern?

Die Wintersporttage haben einen absolut positiven Effekt auf die Kinder. Klassenübergreifend bewegen sie sich in Gruppen an der frischen Luft. Außerdem ermöglichen wir einigen Kindern, eine Sportart auszuprobieren, die sie ansonsten wohl nie ausgeübt hätten. Die Kinder kommen mit einem Strahlen im Gesicht und roten Wangen von den Skitagen zurück. Das sind doch genau die Dinge, welche die Kinder von ihrer Schullaufbahn in Erinnerung behalten. Für mich sind die Wintersporttage daher unverzichtbar.

Trotzdem winken viele andere Schule mittlerweile ab, wenn es um solche Angebote geht.

Für uns als kleine Schule ist der organisatorische Aufwand natürlich etwas geringer. Und ich habe alle meine sportlichen Kollegen mit an Bord. Ich weiß, dass anderen Schulen der Verwaltungsaufwand einfach zu hoch ist und sie auch mit Eltern-Gegenwehr zu kämpfen haben. Mir persönlich tut das leid. Schließlich sind die Bewegungsmöglichkeiten unserer Schüler ja ohnehin immer mehr eingeschränkt. Und mit dem Wintersportangebot verschaffen wir auch denjenigen Kindern Bewegung, die ansonsten hauptsächlich vor dem Handy oder dem PC sitzen.

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