Strafzölle jahrelang „schreckliche Idee“ genannt – auf einmal lobt Vance Trumps Plan

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Heute freut sich US-Vizepräsident JD Vance über die jüngst von Trump verkündeten Strafzölle. Noch vor wenigen Jahren hatte er sie heftig kritisiert.

Washington - Nach der umfassenden Zoll-Ankündigung von US-Präsident Donald Trump kommen die Märkte nicht zur Ruhe. In Erwartung weiterer Reaktionen der Handelspartner der USA gaben die wichtigsten europäischen Aktienindizes am Freitag weiter nach. Die Unsicherheit ist laut Analysten „so groß wie nie“. Der US-Präsident zeigte sich hingegen zufrieden, sein Vizepräsident JD Vance sprach sogar von „Begeisterung“ für die Entscheidung von Trump.

Nach jahrelanger Kritik an Strafzöllen – auf einmal lobt Vance Trumps Strategie

Im Gespräch mit Fox News forderte Vance am Freitag eine wirtschaftliche Veränderung in den USA. „Wir können nicht weiter den globalistischen Kurs Joe Bidens verfolgen, der uns in Friedenszeiten Schulden und Defizite in Höhe von zwei Billionen Dollar beschert. Die Produktion verschwindet. Das funktioniert für die Amerikaner nicht.“

Eines der Hauptargumente von Trump Zoll-Hammer ist durch die Maßnahmen Unternehmen in die USA zu locken, die dann dort mehr Fertigungsjobs für US-Bürger schaffen sollen. Noch im Jahr 2017 bezeichnete Vance den Kampf um diese Jobs durch Strafzölle als einen „Krieg von gestern“. Das berichtet die britische Zeitung Independent. „Man kann es nicht oft genug wiederholen: Wenn Sie sich Sorgen um Amerikas wirtschaftliche Interessen machen, sollten Sie sich mehr auf Automatisierung und Bildung als auf Handelsprotektionismus konzentrieren“, schrieb Vance 2017 auf Twitter, nachdem sich Trump damals Jahr mit CEOs des verarbeitenden Gewerbes getroffen hatte. Jahrelang habe Vance solche Zölle als „schreckliche Idee“ bezeichnet.

Noch vor wenigen Jahren hatte US-Vizepräsident J.D. Vance Strafzölle heftig kritisiert.
Heute freut sich US-Vizepräsident J.D. Vance über die jüngst verkündeten Strafzölle in den USA. © dpa/Sven Hoppe

Vance kritisierte 2017 noch Strafzölle und schlug andere Lösung vor

Vance beteuerte damals: „Das Grundproblem der amerikanischen Arbeitsplätze und des verarbeitenden Gewerbes besteht nicht darin, dass alle unsere Arbeitsplätze nach Mexiko und China verlagert wurden, sondern darin, dass sie automatisiert worden sind. Es geht darum, dass die Mechanisierung die Arbeitsgrundlage in der Fertigung reduziert hat“, sagte er. „Es gibt eine Lösung für dieses Problem. Sie besteht darin, Menschen für die nächste Stufe von Arbeitsplätzen auszubilden, Menschen für die Arbeitskräfte des 21. Jahrhunderts.“

Denn manche Bereiche würden nie wieder in den USA Einzug finden, glaubte Vance früher. „Ich glaube nicht, dass es ein einfaches ‚Lasst uns die Kohle- oder Stahljobs zurückbringen‘ gibt“, sagte Vance laut CNN noch Anfang 2017. „Aber ich glaube auch, dass die Menschen, wenn sie in Jobs der nächsten Generation mit würdiger Arbeit und guten Löhnen beschäftigt sind, nicht wütend sein werden, dass Trump die Stahljobs nicht zurückgebracht hat.“

Trump packt die Zoll-Keule aus: Fast die ganze Welt von Strafzahlungen betroffen

Trump hatte am Mittwochabend Einfuhrzölle in Höhe von zehn Prozent gegen fast alle Länder der Welt verhängt, die seit Samstag greifen. Teils weitaus höhere Abgaben auf Einfuhren treffen zudem dutzende ausgewählte Länder, mit denen die USA ein Handelsdefizit haben, kommen kommende Woche hinzu. Waren aus der EU werden demnach künftig mit 20 Prozent verzollt, bei Japan sind es 24 Prozent. Noch deutlich höhere Zollsätze treffen viele ärmere Länder in Asien und Afrika. Am Donnerstag traten zudem gesonderte US-Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle im Ausland hergestellten Autos in Kraft.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, sprach von einem „erheblichen Risiko“ für die Weltwirtschaft durch Trumps Zölle. Sie appellierte an Washington und seine Handelspartner, „konstruktiv“ zusammenzuarbeiten. Die EU will weiter mit Washington verhandeln, zeigte sich aber zunehmend pessimistisch.

Negative Folgen von Zoll-Krieg: Trump ruft Menschen in den USA zum Durchhalten auf

Trump will sich von seinem Weg nicht abbringen lassen und hat angesichts der massiven Turbulenzen in Folge seiner Zollpolitik die Bevölkerung zum Durchhalten aufgerufen. „Bleibt stark, es wird nicht leicht, aber das Endergebnis wird historisch“, schrieb Trump am Samstag auf seiner Onlineplattform Truth Social. Seine Regierung bringe Jobs und Unternehmen zurück ins Land wie nie zuvor, schon jetzt gebe es Investitionen in Billionenwert. (erpe/dpa/AFP)

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