Die nächste Sperrung: „Alle sind genervt“
Arbeiten an der A94 führen zu neuen Umleitungen rund um Dorfen. Geschäfte und Pendler leiden.
Dorfen – Nichts im Fluss – der Verkehr in Dorfen stockt schon wieder. Wegen Sanierungsarbeiten an der Isentalautobahn ist die A94-Auffahrt nach München bis Ende Oktober gesperrt. Auf der Gegenfahrbahn wird ebenfalls gebaut, die Strecke vor der Ausfahrt nach Dorfen ist zudem einspurig – Staus in alle Richtungen sind somit programmiert.
Dorfen und seine Umleitungen. Für Norbert Deppe ist das ein nicht endender Verdruss. Seit November 2019 betreibt er die Shell-Tankstelle an der Haager Straße. „Ich habe hier noch kein Jahr ohne Baustelle erlebt. Das Verkehrsgeschehen in Dorfen hat was von einer Blockabfertigung“, sagt er.
„Schneller in Erding oder Mühldorf“
Die Autofahrer aus dem Umland umfahren das Nadelöhr Dorfen mittlerweile großräumig, so Deppes Beobachtung. „Es tut sich keiner an, abends über 20 Minuten im Stau auf der B15 zu stehen.“ Das habe freilich auch Auswirkungen auf die Geschäfte in der Stadt. „Man ist viel schneller in Erding oder Mühldorf.“
Auch der Tankstellen-Betreiber bekommt die Engpässe in und an seiner Kasse zu spüren. Sein Umsatz ist zurückgegangen, die Kunden beschweren sich: „Erst der langwierige Brückenbau, jetzt die Sperrung der Autobahnauffahrt. Alle sind nur noch genervt und werden rücksichtsloser.“ Reisende fragen ihn nach dem Weg, Lkw-Fahrer müssen am Kreisel wenden: „Die Umleitung ist schlecht ausgeschildert.“
Pendler Tobias Schaller muss täglich mit dem Auto nach München, aktuell weicht er über die Autobahnausfahrt Lengdorf aus. Gut fünf Minuten sei er länger unterwegs. „Die Sperrung war rechtzeitig angekündigt, ich kann über die Isener Straße oder über Oberdorfen fahren – das stört mich nicht.“ Schwieriger sei das Heimkommen, erklärt der Dorfener. Die Baustelle fängt nämlich direkt bei der Ausfahrt Dorfen an, ab hier wird die Strecke einspurig. „Das ist genau das Eck, wo alle einfädeln – wenn du abbiegen willst, kommst du da nicht raus.“
Woher kommen die Winterschäden?
Früher sei Evelyn Gauster mit dem Zug nach München gefahren, jetzt nimmt sie das Auto: „Auf die Bahn kann man sich auch nicht verlassen.“ Auch für sie ist der kurze Umweg okay. „Aber fragt mal meine Freundin, die in Lengdorf wohnt“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Die Lengdorfer bekommen momentan den zusätzlichen Verkehr ab.
Was die Dorfenerin überhaupt nicht verstehen kann: „Woher kommen eigentlich die Winterschäden, die als Grund für die Sanierungsarbeiten angegeben werden?“ Es gab schließlich keinen Dauerfrost, nur wenige Schneetage im Dezember vergangenen Jahres.
Im Oktober 2019 wurde der neue Abschnitt der A94 Richtung Dorfen fertiggestellt. In der Kritik war gleich nach Eröffnung nicht nur die Qualität des Fahrbahnbelages, sondern auch fehlender Flüsterasphalt.
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Errichtet hat die Trasse nämlich ein privates Konsortium aus einem französischen und einem niederländischen Konzern sowie einer Passauer Baufirma. Diese Gesellschaft betreibt die Autobahn München-Passau, zu der auch die Strecke durch das Isental gehört.
„Bei dem Modell ging es nur um Profit – es wurde offenbar mit billigen Materialien gearbeitet“, kritisiert Stadträtin Simone Jell-Huber, die von Anfang an zu den Gegnern der A94 gehört hat. Auch zwischen Markt Schwaben und München gab es in den vergangene Jahren immer wieder Sanierungsbedarf.
Noch sind Sommerferien, noch ist es ruhig in der Stadt. Mit Schulbeginn wird sich das vermutlich ändern, wenn mehr Autofahrer durch das Wailtl Tor zur Autobahnauffahrt nach Lengdorf fahren, könnte es hier Rückstau geben. Josef Jung ist mit seinem Versicherungsbüro, das früher direkt am Wesner Tor lag, in die Isener Straße gezogen.
Ein Deja vu? „So schlimm wie bei der Brückensperrung, als die Autofahrer alle durch die Stadt mussten, wird es nicht“, so seine Prognose. „Hier ist fließender Verkehr – besonders nervig waren damals das Stop-and-Go und die hupenden Autofahrer“, erinnert der FW-Stadtrat ans Verkehrschaos.