6 Warnsignale, dass Ihr Partner sich innerlich bereits getrennt hat

Verliebt, verlobt, verheiratet. Die Endorphine schlagen Purzelbäume, die Freude, die Liebe des Lebens gefunden zu haben, ist groß. Die Pläne für die Zukunft stehen. Das erste gemeinsame Kind ist auf dem Weg – und plötzlich verändert sich Ihre Beziehung? Ihr Partner zeigt sich distanzierter, kommt später nach Hause als in den Jahren zuvor, verändert sein Äußeres, treibt wieder mehr Sport und wirkt zuhause genervt oder gelangweilt.

Vorsicht: Die Anzeichen einer Trennung deuten sich meist im Vorfeld an. Ignorieren Sie sie nicht – der Prozess beginnt oft schleichend. „In meiner anwaltlichen Praxis als Familienrechtsanwältin habe ich viele Menschen in Trennungssituationen begleitet und ihnen dabei genau zugehört“, so Rechtsanwältin Sandra Günther.

Nachfolgend sind die wesentlichen Anzeichen dafür, dass eine Trennung bevorstehen kann:

  • Distanz: Ihr Partner verbringt weniger Zeit mit Ihnen, geht lieber mit Freunden aus oder zieht sich in eigene Interessen zurück.
  • Fehlende körperliche Nähe: Ihr Partner wird kühl und distanziert, meidet Körperkontakt oder ignoriert Ihre Versuche.
  • Ihre Bedürfnisse werden ignoriert: Ihr Partner zeigt kein Interesse mehr an Ihren Sorgen, antwortet nicht mehr auf Ihre Nachrichten oder nimmt Ihre Anliegen nicht ernst.
  • Schuldzuweisungen: Sie sind – aus Sicht Ihres Partners – für die Probleme verantwortlich.
  • Lügen und Geheimnisse: Ihr Partner lügt Sie immer wieder an, ist ständig am Handy oder versteckt es, wenn Sie in der Nähe sind.
  • Neues Parfum: Ihr Partner riecht plötzlich anders und macht sich besonders zurecht, bevor er das Haus verlässt.

Diese Aufzählung ist selbstverständlich nicht abschließend – doch sie kann ein deutlicher Hinweis sein, wenn sich Ihre Beziehung verändert.

Sandra Günther, TV-Expertin, Co-Autorin und Podcasterin, spezialisiert sich als Rechtsanwältin auf Familien- und Strafrecht. Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.

Was sollten die ersten Schritte bei einer plötzlichen Trennung sein?

Man sollte sich eine Trennung vorstellen wie eine Reise in eine neue, bessere Welt. Viele machen den Fehler, eine Trennung als Katastrophe anzusehen. Menschen verzweifeln häufig, wenn sie den Satz hören: "Es ist vorbei, ich liebe Dich nicht mehr".

Der Glaube daran, es ohne die andere Person nicht zu schaffen, ist aber ein Irrglaube. Die berufliche Praxis zeigt mir etwas anderes. Die meisten Menschen, die sich mit einer Trennung konfrontiert sehen, gehen aus dieser Situation gestärkt hervor. Dies vorausgeschickt sollten Menschen, die sich einer plötzlichen Trennung ausgesetzt sehen, folgende Schritte beachten: 

  1. Wichtige Dokumente, wie Nachweise über die Einnahmen des Partners, Versicherungspolice, Nachweise über Aktien sowie Grundbuchauszüge sollten kopiert oder abfotografiert werden. Der Besuch beim Anwalt wird dadurch um einiges einfacher.
  2. Es sollte, soweit noch nicht geschehen, spätestens jetzt ein eigenes Konto eingerichtet werden, wo Einnahmen wie Unterhaltszahlungen und Kindergeld eingehen und Ausgaben abgebucht werden können.
  3. Bei gemeinsamen Kindern sollen sich Betroffene zusammensetzen und eine Umgangsvereinbarung treffen, zum Wohle der Kinder.
  4. Wenn es möglich ist. sollte eine räumliche Trennung vollzogen werden. Dies schafft den Raum, den jeder für sich benötigt um zu begreifen, was geschehen ist und um möglicherweise darüber nachzudenken, ob die Beziehung tatsächlich unwiderruflich zerrüttet ist. Auf keinen Fall sollten die Kinder mit in den Streit und Stress einbezogen werden. Dies ist zwar nicht immer zu vermeiden, es sollte aber der eigene Anspruch sein. 

Es sollte letztlich davon abgesehen werden, den anderen zu stalken, ihm nachzustellen, zu bedrohen und zu beleidigen. In einem Fall, den ich erlebt habe, hat der verlassene Ehemann immer wieder vor der Arbeitsstelle meiner Mandantin gestanden, laut geschrien und geweint. 

Derartige Szenarien sind nicht nur unangenehm für alle Beteiligten, sie können auch strafrechtliche Relevanz haben. Somit ist es dann die bessere Alternative, sich therapeutisch gut aufzustellen, sich coachen zu lassen oder seine Emotionen anderweitig in den Griff zu bekommen.

Interessieren sich Familiengerichte für die Hintergründe einer Trennung?

Wenn Menschen vor dem Scheidungsrichter sitzen, dann sind sie häuf irritiert. Sind viele doch vorbereitet darauf, nun endlich einem Familienrichter zu erzählen, wie schlimm der jeweils andere sich in der Ehezeit verhalten hat. Diese Menschen, sofern sie nicht von ihren Anwälten zuvor aufgeklärt werden, sind dann enttäuscht, wenn der Familienrichter ihnen sagt: "Ich kann und werde hier nicht ihre Eheprobleme aufarbeiten, geschweige denn lösen." Vor einem Scheidungsrichter interessieren lediglich drei Fragen, diese lauten:

Wann haben Sie geheiratet, wann haben Sie sich getrennt und möchten Sie immer noch geschieden werden. Tja, dann wird kurz auf den Versorgungsausgleich, Stichwort Rente, eingegangen, und dann ist die Sitzung bereits beendet. Der kürzeste Scheidungstermin dauerte, ich habe die Zeit selbst im Blick gehabt, 4 1/2 Minuten. Kurz, wenn man bedenkt, wie lange die Menschen mit den Hochzeitsvorbereitungen, der Trauung und der anschließenden Feier beschäftigt waren.

Anders verhält es sich, wenn sich Eltern über das Umgangsrecht oder das Sorgerecht streiten. Dann ist es natürlich wichtig und interessant, zu wissen, was in dem Leben der beiden Elternteile los ist und welche Beweggründe die Entscheidungen der Beteiligten ausmachen. 

Aber auch in diesen Verfahren wird keine Aufarbeitung der Eheprobleme stattfinden. Wie denn auch? Der Familienrichter ist schließlich kein Therapeut und am Ende geht es auch nicht um die Erwachsenen in diesen Verfahren, sondern um das Wohl der gemeinsamen Kinder.

Was ist der Sinn und Zweck einer Trennungsfolgevereinbarung?

Eine Trennungsfolgevereinbarung ist eine gute Möglichkeit, die Folgesachen wie Zugewinn, Unterhalt, Hausratverteilung, den Versorgungsausgleich und einiges mehr zu regeln. Die Trennungsfolgevereinbarung ist definitiv nervenschonender und günstiger, als einen "Krieg" vor dem Familiengericht zu führen, der sich einschließlich Sachverständigengutachten teils über Jahre hinziehen kann. 

Betroffene kommen auf diese Weise viele Jahre nicht zur Ruhe, Gerichtskosten und Anwaltskosten brauchen das Sparvermögen auf und am Ende gibt es vor dem Familienrichter einen Vergleich. 

Eine Trennungsfolgevereinbarung birgt diese Nachteile nicht. Es gibt nur eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine derartige Vereinbarung geschlossen werden kann: Die Eheleute müssen diese einvernehmlich schließen. Es muss somit eine Vereinbarung getroffen werden, mit der beide Ehepartner leben können. 

Ich entwerfe regelmäßig Trennungsfolgevereinbarungen für Mandanten, die dann im Anschluss von einem Notar beglaubigt werden müssen. Einigkeit im Falle einer Trennung ist IMMER die bessere Alternative. Sich gegenseitig zugrunde zu richten sollte keine Option sein, obgleich ich dies auch häufig erlebt habe. Es gibt eben immer auch Personen, die sind beratungsresistent. In diesen Fällen ist eine Vereinbarung natürlich nicht möglich. Übrigens: Die Trennungsfolgevereinbarung ist nichts anderes als eine Form des Ehevertrages.

  • Sandra Günther

    Bildquelle: Sandra Günther

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