Drag Queen Vicky Voyage bei grünem Neujahrsempfang in Kempten

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Die bekannte Drag-Künstlerin Vicky Voyage führte durch den Neujahrsempfang der Grünen in Kempten. © Elisabeth Brock

Beim Neujahrsempfang der Grünen in Kempten gab es lobende Worte für die EU und die Forderung nach mehr Sichtbarkeit queeren Lebens im Allgäu.

Kempten – Immerhin pünktlich zum Beginn des chinesischen Jahrs des Drachens fand sich die grüne Gemeinde schließlich Ende Februar zum Neujahrsempfang ein. Wie der Zeitpunkt, war auch die Moderation des Abends eher ungewöhnlich: Die hat nämlich die Kemptener Drag-Künstlerin Vicky Voyage übernommen. Die Europäische Union (EU) als Garant für Freiheit, Frieden und Demokratie und ein vernetztes, vielfältiges Allgäu, das waren die Kernthemen des Treffens.

Ein Lob auf Europa beim Grünen Neujahrsempfang 2024

Der lange, in ruhigem Ton vorgetragene Text des vielfach ausgezeichneten Poetry-Slammers Ivica Mijajlovics war ein eindringlicher Lobpreis Europas. Mit Wortspielereien – „Wir haben viele Rechte, aber auch zu viele Rechte“ – und rhythmisch gereimt, zählte er die Chancen und Vorzüge Europas auf, benannte auch Schwierigkeiten und gab zu bedenken: „Worte können die Welt verändern, Worte sind so viel wert, wie ihnen Taten folgen.“ Dann seine Frage: „Was ist denn die Alternative?“ Mijajlovic‘ Slam – niveauvoll und spannend bis zum Schluss.

Für Andie Wörle, die Europakandidatin aus Halblech, ist die EU trotz aller Probleme „der schönste Ort der Welt“. Sie erinnerte daran, dass die EU nach dem Zweiten Weltkrieg als Friedensprojekt gegründet wurde, dass Europa vor Rechtsex­tremismus geschützt werden und bei der Europawahl im Juni mit den Stimmen der Grünen die Demokratie gestärkt werde müsse und dass sie sich nicht einschüchtern lassen dürften: „Wir Grüne unterstützen die Ukraine mit langem Atem, solange es dauert. Wir Grüne sind mehr, als uns manche zutrauen, wollen eine starke Wirtschaft mit grünem Strom und setzen uns erfolgreich für Verbraucherschutz ein!“

Andie Wörle hat Politikwissenschaft studiert, ist lesbisch und kandidiert für das Europaparlament.
Andie Wörle hat Politikwissenschaft studiert, ist lesbisch und kandidiert für das Europaparlament. © Elisabeth Brock

Wörle lässt sich zudem nicht einreden, zwischen Stadt- und Landbevölkerung bestünden große Unterschiede, sind die Bedürfnisse beider Seiten doch recht ähnlich. Sie will sich dafür einsetzen, dass kleine Bauernhöfe mehr Fördermittel erhalten, auch für Tier- und Naturschutz. Die Grünen wollen in der EU mit allen demokratischen Parteien zusammenarbeiten, Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU dagegen strecke den rechtsextremen Parteien die Hand aus.

Mit einem kämpferischen Beitrag vertrat die Kaufbeurerin Katharina Hörmann vom Verein „Allgäu Pride“ die queere Community. Veranstaltungen zu einschlägigen Themen hatten eine große Resonanz und zeigten, dass es auch im ländlichen Raum Menschen gibt, die nicht ins gewohnte Raster der Geschlechter passen und deshalb angefeindet werden. „Wir wollen ein stabiles und verlässliches Gegengewicht gegen rechtsex­tremen Hass und rechtsextreme Hetze sein!“, so Hörmann. Sie wünscht sich, als Voraussetzung für Akzeptanz, eine stärkere Sichtbarkeit queeren Lebens auch in Kempten.

Über Echte Jungs

Eine bebilderte Lesung aus dem Buch „Echte Jungs wie du und ich“, die Vicky Voyage ausdrücklich Hubert Aiwanger widmete, folgte dem europapolitischen Teil des Abends. Das Buch zeigt auf, wie traditionelle Rollenbilder entstanden sind und aufgebrochen werden können. Seine Botschaft an die Buben: „Tu, was zu dir passt, und steh’ zu dir, dann bist du wirklich ein echter Mann!“

Angela Isop und Marc Holland sprachen für den Kreisverband Kempten und schoben einen Werbeblock ein. Sie plädierten für rege Beteiligung an der Europawahl und an den örtlichen Vorbereitungen dazu. Es sei sinnvoll, grün zu wählen, weil Grüne die Mitte der Gesellschaft zusammenbringen. Ihr Dank galt allen, „die an diesem Abend bereit waren, ihren Horizont zu erweitern“.

Beim offiziellen Teil erwiesen sich die Gäste weder frage- noch diskussionsfreudig. Das änderte sich beim anschließenden Essen und Trinken, als sich alle in Vielfalt vereint lebhaft unterhielten und vernetzten.

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