Ringbus: Fahrgäste beklagen zusätzliche Umstiege und Änderungen bei den Linien 3 und 6
Seit einem Monat dreht der Ringbus in Kempten, mit seinen beiden Linien R7 und R8, zuverlässig von 5.22 Uhr bis 20.21 Uhr seine Runden. Der Kreisbote hat bei einigen Fahrgästen nachgefragt, wie zufrieden sie mit dem neuen ÖPNV-Angebot sind. Auch wollte unsere Zeitung wissen, ob es Fahrgäste gibt, die für den Ringbus eigens ein neues Abonnement erworben haben, oder ob jemand das Auto jetzt öfter stehen lässt.
Kempten – Für Gerhard Putz ist die Sache klar: Bereits vor 1,5 Jahren sei er für den Weg zur Arbeit auf den Bus umgestiegen, da das Monats-Abo einen unschlagbar günstigen Preis habe. Mit dem Ringbus zeigt er sich zufrieden: „Die Taktung ist gut. Alle 20 Minuten fährt ein Bus.“ Für ihn liege der Nachteil darin, dass man jetzt umsteigen müsse, der Anschluss sei aber nicht schlecht. Früher musste er die letzten 300 Meter zu seinem Arbeitgeber Porextherm noch zu Fuß gehen, jetzt kann er den Bus direkt vor der Firma nutzen.
Die direkte Verbindung zur Arbeit begrüßt auch Stjepan Ilicic. Beim Allgäuer Medienzentrum ist er im Drei-Schicht-Betrieb in der Druckerei angestellt. „Die Linie R7 ist für mich grundsätzlich ideal.“ Aber: Früher sei er noch zu 70 Prozent mit dem Bus gefahren und zu 30 Prozent mit dem Auto. Jetzt fahre er häufiger mit dem Auto. Dies liege auch daran, dass die Buslinie nicht perfekt auf den Schichtbetrieb abgestimmt sei. So funktioniere die Hin- und Rückfahrt zur Frühschicht gut. Bei der Spätschicht sei die Verbindung zurück nicht ideal, zur Nachtschicht sogar schlecht.
Samantha Bornkessel ist Berufsschülerin, sie nutzt den Ringbus aber auch privat, unterwegs ist sie mit dem Deutschlandticket. Das Angebot zwischen Bahnhof und Berufsschule findet sie „recht gut“. Die Verbindung in die Stadt sei aber „zu umständlich“.
Kritische Stimmen
Für einen weiblichen Fahrgast aus dem Stadtteil Franzosenbauer ist das neue Angebot dagegen „eine Katastrophe“. Sie habe keinen Führerschein und sei daher auf den Bus angewiesen. Wegen 2,3 Kilometern müsse sie jetzt einmal umsteigen, wenn sie beruflich oder privat ins Zentrum müsse. Am Bahnhof müsse sie dann 15 Minuten auf den Anschluss warten. Für einen Ausflug ins Cambomare seien sogar zwei Umstiege notwendig. Wenn sie mit dem Bus zur ZUM wolle, sei die Leistung insgesamt schlechter geworden. „Die Linie 6 muss wieder her“, fordert sie. Sie habe zudem beobachtet, dass seit der Einführung des Ringbusses die Anzahl älterer Fahrgäste an ihrer Bushaltestelle zurückgehe – vermutlich weil diese jetzt umsteigen müssten.
„Nur Nachteile“ sieht Schüler Kevin Huter in dem neuen Angebot. Er nutzt das Schüler-Ticket und muss jetzt länger fahren, die frühere Verbindung mit der Linie 3 fand er besser, jetzt müsse er zusätzlich umsteigen oder zum Bahnhof laufen.
„Nicht so zufrieden“ ist auch Liliana Buttlar. Sie arbeitet bei Remondis und nutzt den Ringbus beruflich. Mit der Linie 3 brauchte sie früher 25 Minuten zur Arbeit, jetzt dauert die Fahrt eine Stunde, da es leicht passieren kann, dass sie ihren Anschluss verpasst und dann 20 Minuten am Bahnhof warten muss.
Insgesamt befragte der Kreisbote 23 Fahrgäste an einem Donnerstagmorgen. Alle hatten bereits vor dem Start des Ringbusses ein Deutschlandticket, eine Monatskarte oder ein Schülerticket – neue Abonnements: Fehlanzeige. Auch traf man keine Fahrgäste an, die ihr Auto jetzt öfter stehen lassen.