Alles streng geheim: „Harte Jungs“-Regisseur dreht am Lido für einen neuen Film

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So sah das Gelände am Schongauer Segelclub, der einen Bootsverleih darstellt, an einem Drehtag aus der Luft aus. Rechts der Oldtimer-Bus. © Hans-Helmut Herold

Dieses Vorhaben wurde wie ein Staatsgeheimnis gehütet: Zu beobachten waren nur Fahrzeugbewegungen zwischen Lido, Plätzen an der Ammer und dem Volksfestplatz in Schongau. Etwas ist doch durchgesickert: An Ammer und Lech wurde ein Kinofilm gedreht.

Schongau – Die bekannte „Constantin Film-AG“ mit Sitz in München ist es, die in den vergangenen Tagen ihre Zelte in Schongau aufgeschlagen hat. In der Lechstadt wurden am Lido und auch auf dem Lech verschiedene Szenen für einen Kinofilm gedreht. „Es soll eine Komödie werden“, ist ganz langsam durchgesickert. Wenn schon Lech, dann wird sicherlich auch das Lechfloß irgendwo im Streifen zu sehen sein.

Verschwiegenheitsvertrag mit Filmgesellschaft vereinbart

Wie geheim dieses Filmprojekt ist, davon kann Wolfgang Jenninger ein Lied singen. Er ist Vorstand des Segelclubs in Schongau, der das Clubgelände samt Gebäude für die Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hat. Mit Jenninger hat die Filmgesellschaft im Vorfeld einen Verschwiegenheitsvertrag vereinbart, sodass auch er über den geplanten Film und dessen Inhalt schweigt wie ein Grab. Nur wie die Schongauer zu der Ehre kamen, bei dem Projekt dabei zu sein, kann er in groben Zügen erklären.

„Vor einigen Wochen kam eine Mitarbeiterin der Filmgesellschaft auf mich zu, die auf der Suche nach einem bestimmten Gelände für eben diese Produktion war“, erinnert sich Jenninger. Ein „Scout“, wie man diesen Job in der Filmbranche nennt. „Die Frau hatte mehrere Plätze bis zur Litzauer Schleife im Auge. Sie hat sich aber für uns entschieden, weil unser Gebäude nach ihrer Einschätzung so urig ist“, erzählt Jenninger. Es wurden Nägel mit Köpfen gemacht, und der Segelclub Schongau bekam den Zuschlag.

Oldtimer-Bus war schon bei „Irgendwie und sowieso“ dabei

Der Kalender der folgenden Wochen war gespickt mit dem Beantragen und Einholen der verschiedensten Genehmigungen. Von der Stadt selbst, dem Wasserwirtschaftsamt, den Besitzern anliegender Grundstücke und vom Forstamt mussten die Anträge genehmigt werden. „Dann wurde erst ein Probetag eingelegt, zu dem die wichtigsten Utensilien angekarrt wurden“, so Jenninger weiter. Selbst ein Mercedes-Oldtimer-Omnibus wurde neben das Clubgebäude gefahren.

Wie Jenninger aus seinem Nähkästchen plaudern kann, war dieser Oldtimer-Bus von „Berger-Reisen“ schon im Kultstreifen „Irgendwie und sowieso“ zu sehen. Jetzt stand er also frisch poliert am Clubhaus der Schongauer Segler.

90 Personen auf dem Drehgelände

Der Dreh kann über die Bühne gehen: Aber von wegen. Es beginnt harte Arbeit für die Crew. Da das Gebäude samt Gelände im Film einen Bootsverleih darstellen soll, werden Utensilien angeschleppt: Tretboote vom Forggensee, Surfbretter und Schlauchboote von der Surf- und Kajak-Hütte aus Peißenberg sowie Ruderboote vom nahen Bootshaus. In der Hütte und an der Außenfassade wird alles abgebaut, was im Film nicht erscheinen darf. Da musste Wolfgang Jenninger manches Mal kräftig schlucken und durchatmen.

Ein Teil der Film- und Tonausrüstungen, die am Lido und an der Ammer zum Einsatz kamen.
Ein Teil der Film- und Tonausrüstungen, die am Lido und an der Ammer zum Einsatz kamen. © Hans-Helmut Herold

Dann der erste Drehtag. Bei dem wird deutlich, warum so viele Versorgungs- und Verpflegungs- Container am Volksfestplatz abgestellt sind. Um die 90 Personen wimmeln plötzlich auf dem Drehgelände. Dazu jede Menge Aufnahmegeräte. Zirka eine Stunde dauert es, bis die Techniker die Film- und Tonaufzeichnungsgeräte aufgebaut und eingestellt haben. Die Schauspieler trudeln dann auch ein. Letzte Instruktionen, und der Dreh kann beginnen.

Marc Rothemund führt Regie

„Ton ab“, „Kamera ab“, „Bitte“, so die Kommandos der Aufnahmeleitung an die Schauspieler und Statisten. Kein geringerer als Marc Rothemund führt die Regie. Er hat schon Filme wie „Harte Jungs“, „Dieses bescheuerte Herz“ und „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ gedreht.

Die Schauspieler sowie der Name des neuen Streifens werden an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Doch eine kurze Internetrecherche bringt dann doch einen Hinweis: Im Juli teilte die Constantin-Film mit, dass Marc Rothemund für sie den Film „Das gewisse Etwas“ drehen soll – und ein Bus wird auch erwähnt. Eine Anfrage des Merkur blieb derweil von Constantin unbeantwortet.

Mittlerweile herrscht wieder Alltag am Schongauer Lido, auf dem Clubgelände der Segler und auf dem Volksfestplatz. Der Innenbereich des Clubhauses ist wieder im alten Zustand. Nur das für die Drehtage angebrachte Schild „Bootsverleih“ erinnert noch an die turbulenten Tage. Und Wolfgang Jenninger selbst? Er gönnt sich in aller Ruhe im strahlenden Sonnenschein ein gutes Tröpfchen. Hat er sich auch verdient. Und hat natürlich das letzte Wort: „Es war hochinteressant, bei der Entstehung der Filmszenen zuzusehen. Jetzt schaue ich mir Filme aus einem ganz anderen Blickwinkel an.“