Krise bei Porsche, BMW und Co: Autobauer haben für Wahl 2025 eine große Hoffnung

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Die deutsche Autoindustrie leidet unter geringer Nachfrage nach Elektroautos, hohen Energiekosten und wachsender Konkurrenz. Nun drohen zusätzliche Zölle aus den USA.

Berlin – US-Präsident Donald Trump setzt die deutsche Autoindustrie mit seinen Ankündigungen baldiger Autozölle weiter unter Druck. Der ohnehin kriselnde Sektor leidet unter der geringen Nachfrage nach Elektroautos, hohen Energiekosten und wachsender Konkurrenz aus China. Zusätzliche Zölle aus den USA könnten die deutsche Wirtschaft weiter belasten und Tausende Jobs gefährden. In diesen schwierigen Zeiten setzt die Branche kurz vor der Bundestagswahl am 23. Februar auf die neue Regierung – in der Hoffnung auf Entlastung. Ein Bericht von Bloomberg fasst die größten Sorgen der Industrie zusammen.

Die drohenden Zölle des US-Präsidenten Donald Trump setzen der deutschen Autoindustrie weiter zu.
Die drohenden Zölle des US-Präsidenten Donald Trump setzen der deutschen Autoindustrie weiter zu. © IMAGO/Chris Emil Janssen

Trumps drohende Autozölle könnten der deutschen Wirtschaft schwer zusetzen

Die Autoindustrie trägt fünf Prozent zur deutschen Wirtschaft bei und beschäftigt rund 780.000 Menschen. Angesichts der Herausforderungen durch die Umstellung auf Elektroautos und hoher Standortkosten in Deutschland haben bereits viele Hersteller wie Volkswagen Sparmaßnahmen und Stellenstreichungen angekündigt – und das noch bevor Trump ins Spiel kam.

Nun hat der Republikaner in einer Pressekonferenz angekündigt, Zölle „in der Nähe von 25 Prozent“ auf Autoimporte in die USA zu erheben. Eine konkrete Entscheidung dazu will er am 2. April bekannt geben.

„Aufgrund des immensen Handelsvolumens haben diese Zölle grundsätzlich das Potenzial, die europäische Wirtschaft zu schwächen – insbesondere Deutschland“, erklärt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, in einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sollte sich der Handelskonflikt mit den USA verschärfen, rechnet Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um ein Prozent und einem Verlust von rund 300.000 Arbeitsplätzen. Zudem könnten die deutschen Exporte in die USA 2025 erstmals seit Jahren wieder sinken, wie er gegenüber der dpa erklärt.

Autoverband spricht von erforderlicher Wirtschaftswende – und stellt Forderung an neue Regierung

Angesichts der Herausforderungen, die auf Europa zukommen könnten, sagt Hildegard Müller, die Vorsitzende des deutschen Autoverbands VDA, gegenüber Bloomberg: „Wir brauchen jetzt eine wirtschaftliche Wende.“ Es liege an der nächsten Regierung, Bürokratie abzubauen, das Wachstum anzukurbeln und Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen.

Der Bericht des Finanzmagazins fasst die zentralen Themen zusammen, die die Autoindustrie kurz vor der Bundestagswahl beschäftigen. Dazu gehören die hohen Standortkosten in Deutschland, die durch die stark gestiegenen Energiepreise infolge des Angriffskriegs in der Ukraine weiter belastet werden. Die Energiekosten sind in Deutschland etwa dreimal so hoch wie in den USA und China. Matthias Schmidt, ein unabhängiger Autoanalyst aus der Nähe von Hamburg, betont gegenüber Bloomberg, dass niedrige Energiekosten oder zumindest Preisstabilität „von größter Bedeutung“ sind. Außerdem fordert der VDA von der Bundesregierung, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und übermäßige Dokumentationsanforderungen zu reduzieren.

Deutschland wird im Bereich der Elektromobilität abgehängt – und das auch in Europa

Auch China bereitet der Industrie Sorgen. Die wachsende Konkurrenz aus dem Land hat bereits zu sinkenden Luxusausgaben geführt und erschwert dem deutschen Autosektor den Durchbruch in der Elektromobilität. Trotz Warnungen mehrerer Politiker vor großen Investitionen in China planen deutsche Autohersteller wie Volkswagen und BMW ihren weiteren Ausbau dort. So will BMW rund 2,7 Milliarden Dollar in seinen Produktionsstandort in Shenyang investieren, um die Produktion von Elektroautos zu steigern.

Selbst in Europa ist Deutschland seit letztem Jahr nicht mehr der größte Markt für Elektroautos – Großbritannien hat die Spitzenposition übernommen. Um Verluste zu kompensieren, die Hersteller wie Porsche in diesem Jahr auf rund 800 Millionen Euro schätzen, erweitert der Autobauer sein Portfolio um weitere Verbrennungsmotor-Modelle oder Plug-in-Hybride. Auch Volkswagen und Mercedes fahren ihre Elektrifizierungsstrategien zurück.

Merz setzt auf berechenbaren Trump – doch fehlen Deutschland die Mittel für neue Hilfen?

Neben den drohenden Zöllen von Trump auf Autoimporte wurden bereits für den nächsten Monat Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt. Auch mögliche Zölle gegen die Nachbarländer der USA, Mexiko und Kanada, könnten indirekte Folgen für Deutschland haben, da viele Produkte aus diesen Ländern deutsche Vorprodukte enthalten. Doch der CDU-Parteichef Friedrich Merz, dessen Partei in Umfragen derzeit die Mehrheit hält, äußerte sich optimistisch über Trump und bezeichnete ihn als einen „sehr berechenbaren Führer“ mit einer klaren Agenda.

Ein weiteres Problem könnte die Diskussion um die Schuldenbremse werden, die im November zur Spaltung der Ampel-Koalition führte. Merz zufolge will er an dieser festhalten und nur unter bestimmten Bedingungen einer Lockerung zustimmen. Viele Experten warnen jedoch, dass dringend Investitionen nötig sind, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Schmidt fasst es wie folgt zusammen: „Deutschland braucht Konjunkturimpulse, aber die Frage ist: Wird im Haushalt genug Geld für neue Hilfen vorhanden sein? Da bin ich mir nicht so sicher.“

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