Szene im Park zeigt mir, was wichtiger ist als hartes Workout

Vor ein paar Wochen stand ich im Park und beobachtete, wie ein Vater mit seinem Sohn Fahrrad fuhr. Der Junge lachte, strampelte, rief nach seinem Papa – doch der schaute auf sein Handy. Eine Szene, die sinnbildlich für unsere Zeit steht: Wir sind körperlich da, aber geistig oft woanders. Dauerhaft online, immer „on“. Genau hier beginnt das Problem – und die Lösung heißt: bewusst abschalten.

Der ständige Leistungsmodus

Wir leben in einer Welt, in der alles auf Effizienz, Geschwindigkeit und ständige Erreichbarkeit ausgerichtet ist. Der Tag beginnt mit dem Smartphone-Wecker, endet mit dem letzten Scrollen durch die Nachrichten oder Social-Media-Feeds. Körperlich mögen wir ruhig im Bett liegen, doch mental bleibt das System aktiv.

Studien zeigen: Dauerhafte digitale Reizüberflutung führt zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen, Stress und sogar körperlichen Symptomen wie Muskelverspannungen oder erhöhtem Blutdruck. Kurz gesagt – unser Körper bleibt im „Alarmmodus“.

Dr. Michèl Gleich vereint Wissen aus Sport, Militär und Leadership, mit Fokus auf körperliche und mentale Exzellenz, gestützt durch christliche Werte. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Warum Digital Detox so wichtig ist

Ein „Digital Detox“ bedeutet nicht, Technik zu verteufeln, sondern bewusst Pausen einzubauen. Es ist die Kunst, den Schalter umzulegen – vom Außen ins Innen. Wissenschaftlich belegt: Schon 60 Minuten ohne Bildschirm können den Cortisolspiegel senken, die Herzfrequenz variabler machen und das subjektive Wohlbefinden deutlich steigern. Wer regelmäßig digitale Auszeiten nimmt, trainiert seine mentale Regenerationsfähigkeit – ähnlich wie ein Muskel, der durch Belastung und Entlastung stärker wird.

Wie Sie mit dem Digital Detox starten

Es geht nicht darum, das Smartphone wegzusperren, sondern eine gesunde Balance zu finden.

Einige einfache, aber wirkungsvolle Ansätze:

  1. Offline-Zeiten festlegen: Zum Beispiel 20:00–07:00 Uhr keine digitalen Geräte.
  2. „Digitalfreie Räume“ schaffen: Schlafzimmer, Esstisch oder Training sind handyfreie Zonen.
  3. Bewusst offline starten: Der erste Impuls am Morgen sollte nicht das Smartphone sein, sondern Bewegung, Atem oder eine Form der Meditation, auch ein Gebet.
  4. Mini-Detox zwischendurch: 10 Minuten ohne Bildschirm – einfach atmen, schauen, denken.

Diese kleinen Routinen schaffen geistige Klarheit und emotionale Stabilität – zwei Schlüssel für Leistungsfähigkeit und innere Ruhe.

Der Körper profitiert mit

Interessanterweise wirkt sich digitales Abschalten auch auf die körperliche Leistungsfähigkeit aus. Ohne permanente Reizüberflutung kann das Nervensystem besser zwischen Aktivierung (Sympathikus) und Regeneration (Parasympathikus) umschalten.

Das Ergebnis:

  1. tiefere Erholung nach dem Training,
  2. bessere Herzfrequenzvariabilität,
  3. stabilerer Schlafrhythmus,
  4. geringere Stressanfälligkeit.

Gerade im Sport ist dieser mentale Reset entscheidend. Wer gelernt hat, abzuschalten, regeneriert schneller – und steigert so auch langfristig seine Leistung.

Digital Detox ist auch ein Akt der Selbstführung. Wer sich bewusst gegen ständige Ablenkung entscheidet, trainiert dieselben mentalen Fähigkeiten, die Spitzenathleten oder Führungspersönlichkeiten stark machen: Konzentration, Geduld und innere Stabilität. Es geht nicht darum, weniger zu tun – sondern wieder bewusster zu leben. Der Verzicht auf digitale Reize ist kein Rückschritt, sondern eine Rückkehr zur Klarheit. In der Stille erkennen wir, was wirklich zählt – und finden die Energie, im entscheidenden Moment voll präsent zu sein.

Praktische Anwendung im Alltag

Ein einfacher Einstieg:

  1. Montag bis Freitag: abends 30 Minuten offline gehen, am besten bei einem Spaziergang oder Stretching.
  2. Samstag: einen halben Tag digitalfrei – Sport, Natur oder Familie.
  3. Sonntag: 2–3 Stunden komplett ohne Handy oder Bildschirm, verbunden mit bewusster Reflexion oder Dankbarkeit.

So entsteht eine Routine, die nicht Verzicht bedeutet, sondern Freiheit schafft.

Gut zu wissen

Die Forschung belegt inzwischen: Schon drei Tage mit reduziertem Medienkonsum führen zu messbaren Veränderungen im Gehirn – Bereiche für Aufmerksamkeit und emotionale Regulation werden aktiver, das Stresszentrum im limbischen System beruhigt sich.

Das zeigt: Digital Detox ist kein Trend, sondern eine physiologische Notwendigkeit in einer digitalisierten Welt.

Mein Fazit

Abschalten ist kein Luxus, sondern Selbstfürsorge. Ob im Sport, im Beruf oder in der Familie – echte Präsenz entsteht erst, wenn wir lernen, den Lärm draußen auszuschalten. Denn wer innerlich ruhig ist, handelt klarer, lebt bewusster – und findet wieder den Kontakt zu dem, was wirklich zählt.

Vielleicht ist es genau das, worum es am Ende geht: wieder wirklich da zu sein. Für uns selbst, für unsere Kinder, für das, was wir lieben. Der Vater im Park hätte in diesem Moment nichts tun müssen – nur aufschauen, lächeln, präsent sein. Diese Form von Aufmerksamkeit ist die wertvollste Energie, die wir schenken können. Digital Detox ist deshalb weit mehr als ein Gesundheitstrend. Es ist eine Entscheidung für Achtsamkeit, für Verbindung – und für ein Leben, das nicht an uns vorbeiläuft, während wir auf den Bildschirm schauen.