35 Jahre Familenzentrum: Im Wohnzimmer hat damals alles angefangen
Mit einer privaten Kindergruppe ging es 1989 los. Es folgten zahlreiche weitere Angebote – und längst ist das Familienzentrum Arche Noah eine Institution in Penzberg, die viele Kinder und Eltern dringend brauchen.
Penzberg – Im Wohnzimmer von Annelies Plep fing vor 35 Jahren alles an: Gerade als junge Mutter aus München nach Iffeldorf gezogen, gründete die heute 67-Jährige damals eine Elterninitiative namens „Kindergruppe Arche Noah“ in ihrem Wohnhaus, um eine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder und den Nachwuchs befreundeter Familien zu schaffen. 35 Jahre später ist aus der Kindergruppe von einst das Familienzentrum Arche Noah (FAN) geworden, mit einem vielfältigen Angebot für Groß und Klein. Es gibt zwei Kindergruppen, einen integrativen Kindergarten, Deutsch-Kurse für Geflüchtete und Therapieangebote für Erwachsene oder Nachhilfe- und Berufsorientierungs-Angebote für Schüler – eine Erfolgsgeschichte, die Plep zunächst gar nicht beabsichtigt hatte.
„Als ich angefangen habe, habe ich eigentlich gar nichts erwartet“, erinnert sie sich. Sie habe einfach nur eine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kleinkinder gebraucht. Doch schon damals seien ihr Vielfalt und Inklusion wichtig gewesen. „Ich will, dass jeder seinen Platz findet.“ Ebenso wichtig waren ihr viel Naturerfahrung für die Kleinen und eine ganzheitliche Pädagogik, die auch die Eltern einbezieht – alles Werte, die bis heute im FAN gelebt werden, wie sie betont.
Angebot heute wichtiger als früher
Schon ein Jahr nach der Gründung der privaten Eltern-Initiative platzte das Wohnzimmer der Familie Plep aus allen Nähten. Und so mietet sie einen Nebenraum an der Schulstraße an, wo fortan auch Elterngesprächskreise und musikalische Früherziehung angeboten wurden. „So etwas gab es damals noch nicht in Penzberg.“
1996 wurde erneut umgezogen. Dieses Mal in eine angemietete Wohnung an der Fischhaberstraße, wo auch die erste Eltern-Kind-Spielgruppe eröffnet wurde. Drei Jahre später folgte die Anerkennung und Förderung als Familienzentrum und die Etablierung zahlreicher zusätzlicher Angebote; etwa Ernährungsberatung oder Mediation bei Trennung und Scheidung. 2002 konnten Plep und ihr Team dann in der Philippstraße einen Kindergarten mit einer Gruppe eröffnen. Ein Jahr später startete das Lernprojekt „Pack‘s an“ für Jugendliche mit Schulschwierigkeiten.
Im Laufe der folgenden Jahre wuchs das FAN immer weiter. 2013 ist es so groß, dass es allein mit ehrenamtlichem Engagement nicht mehr zu stemmen ist, und es wird die erste Sozialpädagogin angestellt. Für das Jahr 2014 notiert Plep: „Alle Angebote boomen. Wir haben so großen Zulauf, dass wir ihn kaum noch bewältigen können. Es wird dringend zusätzliches Personal benötigt, und wir platzen räumlich aus allen Nähten.“ Ein Jahr später findet das FAN im Thal seinen bisher endgültigen Standort. Die Räume werden von der Stadt angemietet und der Garten für die kleinen Besucher im Laufe der Zeit erlebnis- und naturorientiert umgebaut. Anfang 2021 wird das FAN dann eine gemeinnützige GmbH. Im Zuge des Ukrainekriegs wird im Mai 2022 die „Koordinationsstelle Ukrainehilfe“ eröffnet.
Rund 400 Familien, schätzt Plep, würden die verschiedenen Angebote des FAN derzeit pro Jahr nutzen. Den Laden am Laufen halten 24 Angestellte „plus ein Haufen Ehrenamtlicher“. Die Nachfrage nach den Angeboten sei riesig. „Das hatte ich nicht geplant vor 35 Jahren.“
Geburtstagswunsch: Größere Räume
In der heutigen Zeit sei das FAN ihrer Ansicht nach „noch viel notwendiger“ als Ende der 1980er Jahre, denn die Belastungen für Familien durch Gesellschaft und Arbeitswelt seien ebenso gestiegen wie die Verunsicherung bei den Eltern. Und das FAN helfe überall dort, wo das soziale Netz versage.
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Zum 35. Geburtstag ihrer Einrichtung wünscht sich Plep eine öffentliche Finanzierung des FAN und neue, größere Räume – letzteres kein neuer Wunsch, den die Stadt ihr bisher aber nicht erfüllt habe. Der Kontakt zu anderen Vereinen oder Organisationen in Penzberg will Plep weiter intensivieren. Und sie möchte mehr Senioren als Helfer gewinnen. „Und wir wollen noch mehr den Fokus darauf legen, wie wir Familien, die zu uns kommen, unterstützen können“. Annelies Plep ist sich sicher: Es wird auch in den nächsten 35 Jahren jede Menge zu tun geben.
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