Landratsamtsneubau in Weilheim: Aktionsbündnis fordert Aufklärung
Das Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau fordert in einem offenen Brief Aufklärung zum geplanten Landratsamtsneubau in Weilheim ein. Das Landratsamt reagierte umgehend und antwortete umfassend auf die Fragen.
Weilheim – Nachdem noch Ende des vergangenen Jahres im Zuge der Haushaltsdebatte die großen finanziellen Schwierigkeiten des Landkreises mit seiner immens hohen Verschuldung und Kreisumlage betont wurden, zogen die Kreisräte im Mai die Spendierhosen an. Sie brachten gleich drei Großprojekte auf den Weg: die Errichtung eines Auszubildenden-Wohnheims in Weilheim, die Ansiedlung eines Technologietransferzentrums in der alten Berufsschule in Weilheim und den Neubau eines Landratsamtsgebäudes – ebenfalls in Weilheim.
Insbesondere die letzte Entscheidung sorgte für Debatten. Das Landratsamt argumentiert damit, dass gerade in Weilheim zahlreiche Büroflächen für die Mitarbeiter des Landratsamtes angemietet seien. Am Ende wäre es günstiger, diese Mietverträge zu kündigen und das Geld in eine eigene Immobilie zu investieren.
Landratsamtsneubau in Weilheim: Aktionsbündnis pro Krankenhaus Schongau fordert Aufklärung
Zudem soll der erste Bauabschnitt klein ausfallen. Ein Haus neben dem Landratsamtsgebäude an der Pütrichstraße hat der Landkreis bereits erworben. Es soll abgerissen werden, an seiner Stelle ein modularer Neubau mit Platz für 24 Mitarbeiter entstehen. Die weiteren Bauabschnitte sollen deutlich größer und teurer ausfallen, aber nur realisiert werden, wenn das Geld dafür da ist, so Geschäftsleiter Georg Leis (wir berichteten).
Der Beschluss ruft jetzt das Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau auf den Plan. „Da die Transformation der Krankenhaus GmbH noch in vollem Gange ist und eventuell mehr Geld als geplant kostet, aber auch andere Pflichtaufgaben wie die Schulen höhere Budgets benötigen, ist es für die Bürger wichtig zu verstehen, wie die Entscheidungsprozesse für Projekte wie den Aus- und Umbau des Landratsamts in Weilheim gelaufen sind“, schreiben Stefan Konrad, Regina Haugg und Daniela Puzzovio vom Aktionsbündnis in einem offenen Brief an die Landrätin und die Kreisräte.
Landratsamt veröffentlicht Stellungnahme
Anschließend folgt ein umfangreicher Fragenkatalog. „Wir sehen in diesem Vorgehen eine Möglichkeit, die geforderte Transparenz für die Bürger und Bürgerinnen herzustellen und bitten Sie um eine zeitnahe und öffentliche Bekanntgabe der Antworten“, heißt es weiter.
Das Landratsamt reagierte prompt und veröffentlichte seine umfangreiche Stellungnahme keine 24 Stunden später. Darin werden deutlich mehr Zahlen und Details genannt als in der Beschlussvorlage für die Kreisräte. Am Standort Weilheim beschäftige das Landratsamt 525 Mitarbeiter, ist da zu lesen. In Schongau seien es 124.
In Weilheim nutzt das Landratsamt vier eigene Gebäude. Das größte an der Pütrichstraße 8 (in der Grafik weiß dargestellt) mit 83 Büros – darunter das der Landrätin – drei Besprechungsräumen und insgesamt 138 Arbeitsplätzen. Nur das Erdgeschoss sei barrierefrei erreichbar, heißt es weiter. An dieses Gebäude soll das neue Landratsamt angebaut werden, beginnen mit einem gemeinsamen Aufzug für Alt- und Neubau und dem ersten Bauabschnitt. Weitere Landkreis-Immobilien befinden sich an der Pütrichstraße 10 (34 Büros, 41 Arbeitsplätze), 10a (25 Büros, 44 Arbeitsplätze) sowie an der Stainhartstraße 7 (28 Büros, Sitzungssaal, 44 Arbeitsplätze).
420 000 Euro Miete pro Jahr
Auch in Schongau gibt es vier eigene Gebäude des Landratsamts: am Schloßplatz 1 (28 Büros, 41 Arbeitsplätze), Bauerngasse 5 (18/28), Bauerngasse 9 (9/14) und Münzstraße 33 (28/44).
Um seinen Platzbedarf zu decken, hat das Landratsamt in Weilheim vier Objekte mit insgesamt 60 Büros und 103 Arbeitsplätzen angemietet. In Schongau mietet man ein Gebäude mit elf Büros und 18 Arbeitsplätzen. Für die Miete werden, wie aus der Antwort des Landratsamtes hervorgeht, 420 000 Euro pro Jahr fällig, für die Nebenkosten der Gebäude in eigenem Besitz 1,34 Millionen Euro.
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Das Landratsamt stellt zudem klar, dass bislang keine weiteren Bauabschnitte außer dem ersten für den Neubau geplant seien. Im Vorfeld der Kreistagsdebatte hatten die Verantwortlichen allerdings bereits darauf hingewiesen, dass in sieben bis acht Jahren mehrere der Mietverträge auslaufen würden und nicht verlängert werden sollen. Stattdessen sollen die Mitarbeiter dann in einem weiteren Bauabschnitt des Neubaus untergebracht werden.
Aktuell geplant sei der Abriss des angekauften Bestandsgebäudes an der Pütrichstraße 6. Die Arbeiten sollen im dritten Quartal – also dieser Tage – durchgeführt werden und 55 000 Euro kosten. Anschließend soll der erste Bauabschnitt bis Anfang 2027 errichtet werden. Dafür werden 2,275 Millionen Euro inklusive Aufzug, Treppenanlage und Planungskosten veranschlagt. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist aber noch unklar, da die Stadt Weilheim mit Blick auf eine zu erwartende Verschärfung der Parkplatz-Probleme die Aufstellung eines Bebauungsplanes plant.