„Wir zahlen keinen Cent“: Glasfaserausbau ist für Dorf komplett kostenlos
Während bei anderen Bürgerversammlungen oft nur wenige Besucher zu verzeichnen sind, ist das Interesse in Hohenpeißenberg stets groß. Auch diesmal kamen rund 140 Einwohner in das Haus der Vereine, um sich über aktuelle Projekte zu informieren.
Hohenpeißenberg – Zu Beginn der Bürgerversammlung gab es von Bürgermeister Thomas Dorsch Zahlen: 3870 Hohenpeißenberger mit Erstwohnsitz und 207 mit Zweitwohnsitz sind aktuell gemeldet, davon 220 Ausländer aus 45 Nationen. Zuzüge gab es im vergangenen Jahr 230, Wegzüge 212. 43 Menschen starben, 20 Hohenpeißenberger kamen zur Welt. 28 Gewerbebetriebe wurden gemeldet, 25 fielen weg. Die 686 Euro Verschuldung pro Kopf sind laut Dorsch „noch überschaubar und deutlich unter dem Landesdurchschnitt“. „Wir können noch einiges an Projekten bewerkstelligen“, freute er sich.
Ausgiebig widmete er sich dem Glasfaserausbau. „Wir zahlen dafür keinen Cent“, so die gute Nachricht. Jedoch: „Wir haben keinen Vertrag und somit keinen rechtlichen Hebel“, erklärte Dorsch die Zusammenhänge zwischen der Genehmigung des Bundes und den fehlenden Möglichkeiten, seitens des Ortes einzugreifen. Verständigungsprobleme mit Arbeitern und deren Vorgehen, das nicht immer deutschem Standard entspricht, kämen hinzu. Dennoch bestätigte er dem Team extremen Fleiß.
Noch vor dem Winter soll es ein komplett funktionierendes Glasfasernetz geben
„Ich ärgere mich jeden Tag“, gestand der Rathauschef, dass er selbst oft unzufrieden war und ist unter anderem, weil von der ersten ausführenden Firma (wir berichteten) Fehler gemacht worden seien. Dennoch hatte er positive Nachrichten. Gerade werde die Hauptverbindung zum Verteiler am Schächen hergestellt. Dann würden die Leitungen am Hetten eingeblasen und die Gräben noch vor dem Winter geschlossen. „Danach haben wir für den Ort ein komplett funktionierendes Glasfasernetz. Unterm Strich ist es eine gute Sache“, betonte Dorsch. Auf Nachfrage zu den Verträgen riet er älteren Menschen, die kein Internet benötigen, nichts abzuschließen.
Kurz schnitt Dorsch die geplante dezentrale Flüchtlingsunterkunft an der Ammerstraße an, die in einer abgespeckten Variante genehmigt worden sei. Eine Containerlösung für 1,5 Mio. Euro (vorher 4,5 Mio. Euro) sei derzeit angedacht. Die Gemeinde sei nicht involviert. „Einen Bauplan haben wir bisher nicht und wir hoffen, dass der Landkreis noch andere Lösungen hat“, so der Bürgermeister.
Diskussionsbedarf bei Gewerbegebiet
Über die gefundene Lösung beim Thema Abwasser zeigte er sich sichtlich erleichtert. Die örtliche Kläranlage sei „am Limit, technisch am Ende und die Reinigungsstufen nicht mehr ausreichend“. Für die im Vergleich zu einem Neubau „viel wirtschaftlichere und ökologischere Lösung“ mit dem Anschluss an Peißenberg sei er dankbar. Durch das Gefälle seien sogar keine elektrischen Pumpen nötig. Von 1,8 Millionen Euro werden 530 000 Euro gefördert.
Diskussionsbedarf hatten die Anwesenden bezüglich des geplanten Gewerbegebiets (wir berichteten). „Wenn die Nachfrage nicht da wäre, würden wir es nicht umsetzen“, stellte Dorsch klar. Die gewählte Fläche sei nach einem schwierigen Auswahlprozess mit zahlreichen Kriterien trotz der schwierigen Topographie als einzige übrig geblieben, der neue Flächennutzungsplan bereits gültig. „Es ist ein rechtliches Korsett, dass uns zu dieser Fläche gebracht hat“, verdeutlichte der Bürgermeister. Viele der gestellten Fragen seien erst im Rahmen des Bebauungsplans beantwortbar. Sachliche Argumente könnten dann auch von Bürgern eingebracht werden „subjektive aber nicht“, appellierte er an die Kritiker. Dorsch versicherte: „Die Bagger rollen erst, wenn man objektiv sieht, dass es möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist.“
„Ein Wunder“: 75 Prozent der Kosten für Ortsdurchfahrt werden gefördert
Zum Abschluss sprach Dorsch über die Ortsdurchfahrt. Dass über 75 Prozent der Kosten gefördert werden, sei „mehr oder weniger ein Wunder“. Andreas Lenker, Abteilungsleiter für Straßenbau beim staatlichen Bauamt, präsentierte einen Zeitplan mit allen Arbeiten, die seit Juni 2024 bereits erledigt wurden. 400 Tonnen Asphalt seien im östlichen Abschnitt bisher verbaut worden. Am 7. und 8. August soll nun das Stück bis zum italienischen Restaurant asphaltiert werden. Zwei Wochen lang ist dann Pause auf der Baustelle.
Ab September geht es im Westen weiter, dann wird auch die Füssener Straße bis zur Winterpause gesperrt. Wie es während dieser Zeit in der Klausenstraße weitergeht, sorgte für die meisten Meldungen aus dem Publikum. Von Lenker war eine Ampellösung angedacht, um den Verkehr von dem Schleichweg zur Umfahrung der Baustelle fernzuhalten. Diese kam jedoch bei den Anwohnern nicht gut an. Sie präferieren eine halbseitige Sperrung. Diese wird nun voraussichtlich als erste Maßnahme getestet.
Die von der Baustelle betroffene Bushaltestelle wird zeitweilig Richtung Hohenbrand verlegt, die Busse auf der anderen Seite fahren bis zum Schächen. Der Abschnitt der Ortsdurchfahrt zwischen Netto und Ortsmitte soll dann im nächsten Jahr drankommen. „Ende 2026 werden uns viele beneiden, aber es sind herausfordernde Zeiten“, beendete Dorsch den Vortrag.