Akku-Züge für die Pfaffenwinkelbahn? Freistaat plant Millioneninvestition

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Bald mit Oberleitung könnten die Züge zwischen Weilheim und Peißenberg (hier kurz nach dem Weilheimer Bahnhof) Richtung Schongau fahren. © CWiucha

Überraschend hat der Freistaat angekündigt, den Dieselbetrieb im Bahnverkehr in Schwaben zu beenden und künftig auf Elektrifizierung und Akku-Züge zu setzen. Betroffen sind auch die Pfaffenwinkelbahn (Schongau-Weilheim) und Ammerseebahn (Weilheim-Augsburg). Zwischen Weilheim und Peißenberg soll sogar eine Oberleitung gebaut werden.

Erst drei Monate ist es her, dass Norbert Moy aus Weilheim vom Fahrgastverband Pro Bahn in unserer Zeitung die Hoffnung auf Batteriezüge im Landkreis geäußert hat anstatt des derzeit getesteten Wasserstoffzugs. Sein Wunsch scheint schneller in Erfüllung zu gehen als gedacht: Auf der Bahnkonferenz „Bahnland Bayerisch Schwaben“ hat Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter ein Gutachten zur Dekarbonisierung für das Allgäu und das westliche Oberbayern vorgestellt. „Wir wollen den Dieselbetrieb beenden und alle Linien auf elektrischen Betrieb oder Akku-Züge umstellen“, sagte Bernreiter.

Bei den bisherigen Diesellinien, die künftig mit akkubetriebenen Zügen bedient werden sollen, wird auch die Strecke Augsburg-Weilheim-Schongau genannt, also die Pfaffenwinkel- und Ammerseebahn. Auf den ersten Blick kurios: Zwischen Weilheim und Peißenberg soll eine Oberleitung installiert werden. Warum nur dort? Wird Schongau abgehängt?

Dieselbetrieb soll eingestellt werden

Auf Nachfrage klärt das Verkehrsministerium auf: „Die Akku-Züge nutzen elektrifizierte Abschnitte und Ladestationen in Bahnhöfen, um den Akku aufzuladen. So können dann auch auf dem Streckenabschnitt zwischen Weilheim und Peißenberg Akku-Züge aufgeladen werden, um die Abschnitte ohne Elektrifizierung im Akku-Modus zu befahren“, sagte eine Sprecherin.

Das mehr als 200 Seiten starke Gutachten, das im Internet auf der Seite der Bayerischen Eisenbahngesellschaft einzusehen ist, listet dezidiert die verschiedenen Schritte auf, die untersucht worden sind. So wurde auch eine zusätzliche Oberleitung im Bereich Weilheim-Dießen untersucht. Auf die könne aber verzichtet werden, heißt es in dem Gutachten. Die Elektrifizierung der 8,9 Kilometer von Weilheim nach Peißenberg inklusive Umbauten an Bahnhöfen werden mit 7,2 Millionen Euro veranschlagt. „Dabei handelt es sich um eine grobe Kostenabschätzung, die im Zuge der Planung weiter vertieft werden muss“, sagte die Sprecherin.

Oberleitungsbau ab 2028 möglich

Eine Umsetzung innerhalb der nächsten zehn Jahre sei möglich, heißt es im Gutachten. Geprüft werden müsse noch, ob die Stellwerke auch zur neuen Fahrtechnik passen, außerdem sind die Fahrzeuge wegen der Akkus schwerer als die herkömmlichen Dieseltriebwagen – da sollte der Unterbau stabil genug sein. Los gehen soll es laut Studie mit dem Oberleitungsbau Weilheim-Peißenberg frühestens 2028, fertig sein könnte er 2032. Der Freistaat drückt jedenfalls aufs Tempo: „Wir möchten die DB InfraGO AG noch in diesem Jahr mit der Planung des Infrastrukturausbaus beauftragen“, so die Ministeriumssprecherin.

Vertrag zwischen BRB und BEG läuft 2031 aus

Das würde zeitlich recht gut zum Vertrag mit der Bayerischen Regiobahn (BRB) passen, die dort fährt: Er läuft noch bis 2031. Die Ausschreibung dürfte deutlich vorher starten. Wenn es so weit ist, werde geprüft, ob ein Betrieb auch kostentechnisch für die BRB in Frage kommt, hießt es vonseiten der BRB. Im Falle einer Umstellung der Ammersee- und Pfaffenwinkelbahn auf Akkuzüge sowie eines Weiterbetriebs durch die BRB müsste das Unternehmen seine bestehende Flotte wohl um zahlreiche neue Fahrzeuge ergänzen oder die bestehenden Dieselloks ersetzen.

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Moy hält die Akku-Züge für „rechts störungsfrei“. Zudem hätten die Batterien einen hohen Wirkungsgrad. Kürzere Fahrzeiten verspricht er sich aber nicht: Zwar sei deren Beschleunigung in der Regel besser als die der bestehenden Dieselflotte, doch die derzeit lädierte Infrastruktur auf der Pfaffenwinkelbahn lasse kaum höhere Geschwindigkeiten zu. Für eine passable Lösung hält er die geplante Oberleitung zwischen Peißenberg und Weilheim. Da die Akku-Züge mittlerweile Reichweiten von über 100 Kilometern erzielen, komme man mit einer vollen Ladung leicht „über den Berg“, meint Moy: Von Peißenberg nach Schongau und wieder zurück sind es etwa 31 Kilometer.

Wasserstoffzug-Testbetrieb weiterhin geplant

Und was ist mit dem Wasserstoffzug Mireo plus H, der derzeit zwischen Augsburg und Peißenberg getestet wird? „Der Testbetrieb erfolgt unabhängig von den vorgestellten Ausbauplänen. Er soll wie geplant bis Mitte 2027 fortgeführt werden“, sagt die Ministeriums-Sprecherin. Die Staatsregierung werde auch bei der Umstellung auf klimafreundliche Antriebe im Bahnverkehr konsequent technologieoffen vorgehen. Wasserstoffzüge können dabei eine Alternative zum Betrieb mit elektrischen Zügen und Akku-Zügen darstellen.

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