Treffpunkt mit Herz und Seele: Ein Besuch im Vereinsheim des TuS Geretsried
Das Vereinsheim des TuS Geretsried ist mehr als ein Treffpunkt für Fußballfans - trotzdem dreht sich darin fast alles ums runde Leder.
Geretsried - Ein rotes Sparschwein steht neben einem Riesenpokal. Gleich daneben liegt ein Ball. Eine Flasche mit mutmaßlich Hochprozentigem und ein weißer Porzellan-Löwe, der einen Wimpel des Fußballvereins 1860 München in die Höhe reckt, ergänzen das Ensemble. Darunter an der Wand hängen Mannschaftsfotos, Urkunden und ein aktueller Spielplan der Landesliga Süd-Ost. Im Vereinsheim des TuS, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feiert, dreht sich fast alles ums runde Leder.
Ehepaar Karasakalidis betreibt Vereinsheim seit 2019
Hinter dem Tresen steht Wirt Ioannis Karasakalidis. Der gebürtige Grieche kocht gerade einen Kaffee für den Chef des Gesamtvereins. Karasakalidis ist – Fußballfan, und zwar ein 60er. TuS-Chef Naumann hat bereits an einem der Tische Platz genommen. „Danke“, sagt er, während ihm Wirtin Diana Karasakalidis (42) die Tasse mit dem Heißgetränk reicht. Seit 2019 betreibt das Ehepaar das Vereinsheim in Nebenerwerb. Neben kalten und heißen Getränken servieren die Wirtsleute belegte Semmeln, Pizza, Schnitzel, Vorspeisenteller und einen griechischen Bauernsalat. „Wir richten auch Familienfeiern aus“, sagt Ioannis Karasakalidis. „Da haben wir einen Koch, der uns unterstützt.“
Die Atmosphäre im Klublokal ist freundlich und einladend: Sitzbezüge, Lampenschirme und Servietten sind dunkelgrün. So wie die drei Nadelbäume im Wappen des Vereins. Das Mobiliar ist dunkelbraun, der Tresen hellbraun. Die großzügigen Fenster zeigen auf den Biergarten und das Isarau-Stadion. Vor etwa 15 Jahren sei es hier viel düsterer gewesen, meint Naumann, während er einen Schluck Kaffee trinkt und seinen Blick durch den Raum schweifen lässt. Der gebürtige Sachse zog zusammen mit seiner Frau 2001 nach Geretsried. Regelmäßig kommt der 50-Jährige ins Vereinsheim, meist zu Sitzungen des Vorstands.
Das Lokal ist fest in Fußballerhand
Auch das Untergeschoss ist fest in Fußballerhand. Dort befinden sich die Umkleiden der Sparte. Im vergangenen Jahr wurden die maroden Kabinen runderneuert – von den TuS-Kickern. Zwei Monate lang wurde der Putz von den Wänden geklopft, wurden neue Bänke gezimmert und gestrichen, Garderoben erneuert, Regalbretter zugeschnitten und verschraubt. Zum Schluss bekam der ganze Trakt einen neuen, abwaschbaren Anstrich in den Vereinsfarben.
Naumann erzählt, dass er damals über den Badminton-Sport zum TuS kam. Als 2003 die Leitung der Leichtathletiksparte vakant war, sagte der studierte Ingenieur für Nachrichtentechnik nicht nein, obwohl das Radeln sein Sport ist. 8000 bis 10 000 Kilometer legt er im Jahr auf seinem Rennrad zurück. Auch wenn der Geretsrieder mittlerweile vom Abteilungsleiter zum Vereinschef aufgestiegen ist, steht Naumann immer noch als Leichtathletik-Trainer auf der Anlage. Zweimal in der Woche trainiert der zweifache Familienvater dort den Vereinsnachwuchs.
Wunsch nach weiterem Spielfeld
Über die Lage der Sportstätte mitten in der Stadt sagt Naumann: „Ich bin sehr happy mit dem Stadion.“ Er wünscht sich, dass das „zentrale Sportherz“ für Geretsried erhalten bleibt – und gestärkt wird. Wie berichtet steht das benachbarte alte Hallenbad seit ein paar Jahren leer. Das Areal sollte seiner Ansicht weiter für den Sport genutzt werden, damit die kommunalen Freizeiteinrichtungen auch mit der Entwicklung der Stadt mithalten können. Wenn Geretsried größer wird, „wächst auch der Verein“, ist sich der Funktionär sicher. Aktuell hat der TuS etwa 2500 Mitglieder. Was sich der Vereins-Chef anstelle des Hallenbads wünscht? „Dort könnte noch ein Fußballplatz entstehen“, schlägt Naumann vor. Der bisherige sei sehr oft gesperrt, weil er „zu empfindlich ist“. Zudem würden auch andere Vereine Bedarf haben.
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Mittlerweile ist der Kaffee ausgetrunken. Wirt Ioannis Karasakalidis hat sich über sein grünes TuS-Shirt eine Jacke gezogen. Mit der Sporttasche in der Hand steht er mitten im Vereinsheim – der Fußball ruft. Der dreifache Familienvater ist rechter Verteidiger in der Altherren-Mannschaft von TuS und ASC. Der Grieche blickt aus dem Fenster des Vereinsheims, es ist kalt und regnet. Aber das kann einen echten Fußballer nicht schrecken.
Serie: Heuer wird der TuS Geretsried 75 Jahre alt. In unserer neuen Serie blicken wir in loser Reihenfolge auf besondere Momente zurück und sprechen mit prominenten Persönlichkeiten aus der Vereinsgeschichte.