Eine Kapelle mit magischen Kräften: Bittgänge stehen bevor

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An Pfingsten immer Ziel eines Bittgangs: Die Eckenkreuzkapelle in Münsing. © sh

Vor 170 Jahren wurde die Eckenkreuzkapelle erbaut. Seit 90 Jahren finden Bittgänge statt - an diesem Wochenende erneut.

Münsing - Viele wissen gar nicht, dass es sie überhaupt gibt: die kleine Eckenkreuzkapelle mitten im Wald neben der Autobahn A95 auf Münsinger Flur. Ruhig ist es an diesem Ort: Vögel zwitschern, und ab und zu kommt ein Fahrradfahrer oder ein Spaziergänger auf dem unscheinbaren Pfad an der Lichtung vorbei. Dennoch sollte man das Kleinod nicht unterschätzen: Es heißt, dass die Kapelle wundersame Kräfte habe.

Erbaut wurde sie der Legende nach vor rund 170 Jahren von einem Kalkbrenner aus Icking. Geplant hatte der Mann sie angeblich ganz woanders. Einst hatte der Ickinger ein Holzkreuz aus der Isar gezogen. Der gottesfürchtige Mann erachtete dies als Fingerzeig und errichtete in der Nähe seines Zuhauses eine Kapelle. Dies jedoch passte der Obrigkeit nicht: Sie bestand darauf, dass das kleine Gotteshaus wieder abgerissen wird. Der Kalkbrenner erhob vor Gericht Einspruch – und noch während der Verhandlung fiel das Kreuz, das er mittlerweile auf dem Speicher verwahrte, mit viel Getöse um. Nichtsdestotrotz: Er verlor den Prozess.

Kurz darauf zog der Kalkbrenner mit seiner Familie nach Münsing um. Seinen ganzen Hausrat verpackte er auf einem Wagen, das Kreuz obendrauf. Als er das Waldstück passierte, fiel es plötzlich herab. War dies abermals ein Zeichen? Der Ickinger glaubte fest daran und erbaute 1854 dort die Eckenkreuzkapelle.

Und schon bald hieß es, dass die Kapelle Wunde bewirken soll. Wie zum Beispiel für den jungen Hans Reiser. Der Bub litt unter Atemnot, jeder Atemzug wurde für ihn zur Qual. Die besorgten Eltern stellten ihren Sohn verschiedenen Ärzten vor, doch diese konnten nichts finden. In ihrer Verzweifelung baten sie an der Eckenkreuzkapelle Gott um Hilfe. Plötzlich begann der kleine Hans fürchterlich zu husten – und spuckte ein Ähre aus, die sich, nachdem er sie irgendwann einmal eingeatmet, wohl in seiner Lunge festgesetzt hatte.

Ein Bub wurde dort gerettet - eine Dürre endete: Eckenkreuzkapelle soll besondere Fähigkeiten haben

Oder die Dürre im Jahre 1934, die die ganze Ernte zu vernichten drohte. „Die Dorfbewohner unternahmen einen Bittgang“, schreibt Pfarrer Martin Kirchbichler im Pfarrbrief, „und flehten, dass die Trockenheit aufhören möge.“ Kurz darauf begann es zu regnen. Dieser Bittgang vor 90 Jahren sollte der erste zur Waldkapelle gewesen sein. Seitdem wird er jährlich am Pfingstmontag wiederholt. „Wenn auch eine Missernte nicht mehr wie früher eine Hungersnot bedeutet, so sind wir doch auch heute noch auf eine günstige Witterung angewiesen“, sagt der Geistliche. „Wir beten aber nicht nur für das Wachstum in der Natur, sondern für verschiedene Anliegen wie auch für den Frieden.“ Gepflegt wird die Eckenkreuzkapelle von der Rechtlergemeinschaft Münsing.

Eine große Renovierung fand im Jahr 1974 statt. Zum 160-jährigen Bestehen hat man vor zehn Jahren die Fassade und den Innenraum geweißelt sowie das Dach instandgesetzt.

Die nächsten Bittgänge finden am kommenden Sonntag, 16. Juni, und Sonntag, 23. Juni, jeweils um 13 Uhr statt.

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