Nach Einsatz im Ahrtal: Johanniter-Helfer mit Fluthilfemedaille ausgezeichnet
Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal waren sieben Mitglieder der Johanniter Allershausen im Einsatz, um den Opfern zu helfen. Nun wurden sie mit der Fluthilfemedaille ausgezeichnet.
Allershausen – Es waren schreckliche Bilder, die sich den Helfern nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 im rheinland-pfälzischen Ahrtal boten: zerstörte Häuser, weggespülte Straßen und Brücken sowie verzweifelte Bürger, die Hab und Gut verloren haben und um das Leben ihrer Liebsten bangten. Oliver Bornier aus Allershausen erinnert sich noch gut, als er vor zweieinhalb Jahren mit den Johannitern nach 15 Stunden Fahrtzeit als einer von vielen Helfern im Katastrophengebiet angekommen ist. „Es war alles zerstört“, erzählt er im FT-Gespräch. „Es gab auch keinen Strom, kein Frischwasser, kein Abwasser – nichts.“
Viel Zeit, alle Eindrücke zu verarbeiten, blieben ihm und seinen sechs Kollegen der Johanniter Allershausen, die ein Teil des Kontingents Oberbayern waren, nicht. Es galt, die betroffenen Bürger mit dem Notwendigsten zu versorgen – allen voran mit Trinkwasser. Unmengen an Wasserflaschen hatten die Helfer im Gepäck – zum Trinken, aber auch zum Abwaschen. Zudem musste für rund 1500 bis 2000 Menschen Essen zubereitet werden – drei Mahlzeiten täglich. Aufgetischt wurde alles, „was einfach und schnell herzustellen war“, erinnert sich Oliver Bornier – etwa Gulasch, Nudeln mit Bolognese oder Suppen.

Auch darüber hinaus waren die Helfer gefordert: „Viele Betroffene wollen einfach nur reden“, erzählt Oliver Bornier. Noch gut erinnert er sich an einen „gestandenen Mann, der zum Weinen angefangen und gesagt hat, dass er nur noch das hat, was er anhat“. Worte und Schicksale, die Oliver Bornier so schnell nicht vergisst. Doch die Helfer bekamen auch viel Dankbarkeit zu spüren.
Eine Woche waren die sieben Mitglieder der Johanniter Allershausen im Einsatz – alle hätten dafür eine Freistellung von der Arbeit bekommen. Doch das, so weiß Bornier, sei keine Selbstverständlichkeit. „Da müssen der Chef und die Kollegen mitspielen.“ Auch ihnen gebühre der Dank.
Oliver Bornier ließen die Erlebnisse im Ahrtal nicht los. Und so reiste er wenige Wochen später, im September 2021, erneut ins Krisengebiet, um sich privat als Sanitäter zu engagieren. In seinem Urlaub versorgte er vier Wochen lang unzählige Blessuren, Schürf- und Schnittwunden, Verbrennungen, Augenverletzungen und vieles mehr.

Seit 2018 engagiert sich Oliver Bornier bei den Johannitern Allershausen – er sei ein „Spätzünder“ gewesen, sagt der 36-Jährige. Dabei habe er schon immer Lust gehabt, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das tut er seither auch. Allein für seine Ausbildung zum Rettungssanitäter hat er viel Zeit investiert: 160 Stunden Theorie-Unterricht, jeweils 160 Stunden Klinik- und Rettungswachen-Praktikum sowie 40 Stunden Abschlusslehrgang musste er ableisten. „Das war schon knackig“, gibt er zu. Aber der enorme zeitliche Aufwand in seiner Freizeit habe sich gelohnt. Nun ist er oft ehrenamtlich im Einsatz.
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Bei seinem Rückblick auf den Einsatz im Ahrtal betont Oliver Bornier, dass ihn vor allem die Zusammenarbeit der Menschen tief beeindruckt habe. „Der Zusammenhalt war krass – da haben alle einfach gemacht.“ Im kommenden Jahr möchte Oliver Bornier nochmal ins Ahrtal fahren und „schauen, wie es jetzt aussieht“.
Was bleibt, sind für die Helfer aus Allershausen nicht nur viele schreckliche Bilder, sondern auch die Dankbarkeit der Betroffenen. Und die rheinland-pfälzische Fluthilfemedaille, die den sieben Ehrenamtlichen kürzlich verliehen wurde.