Übler Autobahn-Trick: Italien-Reisende sollten unverzüglich den Notruf wählen
Auf Schnellstraßen führen Betrüger mit einem gemeinen Schwindel ihre Machenschaften aus. Sie stellen einen Unfall nach und drängen ihre Opfer zum Anhalten.
München – Wer über Ostern mit dem Auto in Italien unterwegs ist, sollte nicht nur gute Nerven mitbringen, um Staus durchzustehen. Bei einem hohen Verkehrsaufkommen ist auch erhöhte Vorsicht geboten. Nicht nur, weil sich bei mehr Verkehrsteilnehmern auch die Unfallgefahr häuft. Sondern auch, weil genau hier Betrüger mit einer fiesen Masche ansetzen: dem sogenannten Spiegeltrick. Eine ganze Band treibt damit seit geraumer Zeit ihr Unwesen auf Autobahnen.
Betrüger zwingen Urlauber auf Autobahnen anzuhalten – ADAC und ÖAMTC warnen
Beim Spiegeltrick behaupten Betrüger, man habe im Vorbeifahren ihr Auto gestreift und den Außenspiegel beschädigt, so der ADAC. Sie würden den Fahrer oder die Fahrerin dann zum Anhalten auf dem Seitenstreifen zwingen und einen schwarzen Streifen auf dem Außenspiegel zeigen. Der sei jedoch aufgemalt. Die Betrüger versuchen dann, das Problem per Geld vor Ort zu klären, statt Beamte einzuschalten – und ergaunern so eine Stange Geld.
In einigen anderen Fällen wird der Unfall auch mit einem vorangehenden lauten Knall simuliert. Dafür würden die Betrüger einen Stein oder anderen Gegenstand gegen das vorbeifahrende Auto ihres Opfers werfen, so der ÖAMTC. Kurze Zeit danach würden sich die Betrüger mit ihrem Auto nähern und versuchen, die Touristen durch Hupen und Lichtsignale zum Anhalten zu drängen. Anschließend würden sie behaupten, dass die Betroffenen einen Schaden am Seitenspiegel verursacht hätten und diesen sofort bezahlen müssten. „Meist werden Beträge in Höhe von 100 bis 200 Euro gefordert“, so der österreichische Automobilclub. Auch beim Vignetten-Kauf sollte man sich vor Abzocke in Acht nehmen.
Betroffene berichten von Vorfällen an bestimmten Autobahn-Stellen
Derzeit häufen sich wieder Berichte von Betroffenen über derartige Betrugsversuche. Wie kleinezeitung.at berichtet, lagen die Kriminellen bei der Autobahnauffahrt bei Udine Süd Richtung Triest auf der Lauer. Ein Paar aus Kärnten, das in einem VW Bus unterwegs war, schilderte: „[Er] schnitt uns dann ziemlich brutal und verlangsamte vor uns seine Fahrt abrupt“. Es habe einen lauten Knall gegeben, als wäre etwas gegen das Auto geflogen. „Der Lenker deutete uns mit Handgesten aus dem Seitenfenster seines Autos an, dass wir ihm auf die nächste Pannenbucht folgen sollen“, erklärten die beiden der österreichischen Zeitung. Zum Glück kamen die beiden der Aufforderung nicht nach.
Nach ihrer Anzeige berichtet das Paar aus Kärnten, der Polizei seien ein cremefarbener Lancia, ein weißer Alfa Romeo und noch ein drittes Fahrzeug bekannt, die in diesem Abschnitt aktiv seien. Die Polizei erklärte laut dem Portal daraufhin: „Die Carabinieri haben uns gesagt, wenn so etwas vorkommt, solle man auf keinen Fall anhalten, das Kennzeichen notieren und sofort 112 – die Nummer der Autobahnpolizei – wählen. Diese würde dann alle Autobahnabfahrten sperren.“

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Im Februar berichtete auch das Südtiroler Blatt stol.it über einen Spiegeltrick-Vorfall. Betroffen war damals die „MeBo“, ein 31,7 Kilometer langer, autobahnähnlich ausgebauter Abschnitt der italienischen Strada Statale 38 dello Stelvio (SS 38). Sie führt durch das Etschtal von Meran nach Bozen. Dort forderte ein Mann 400 Euro von einer Dame, nahm dann aber die 100 Euro, die die Frau dabeihatte. Er lockte sie mit einem herunterhängenden Spiegel auf der Fahrerseite seines Autos in die Falle und schaffte eine Drucksituation, in der die Frau keine Fahrerflucht begehen wollte.
Spiegeltrick auf der Straße: So verhalten Sie sich richtig
Auch der ADAC warnte seine Mitglieder, nicht auf die Masche einzugehen und riet, darauf zu bestehen, die Polizei zu rufen. „Dann ziehen die Betrüger meist ab“, so der Automobilclub. Der ÖAMTC rät Autofahrern indes: „Sollten Sie außer dem Knall nichts Ungewöhnliches an Ihrem Fahrzeug bemerken, fahren Sie weiter. Falls Sie doch anhalten, bleiben Sie im Auto sitzen und bestehen Sie gegenüber den Betrügern darauf, dass Sie die Polizei rufen. Das wirkt in den meisten Fällen abschreckend.“
Der ÖAMTC informiert außerdem, dass die Kriminellen besonders in Italien zuschlagen würden, in erster Linie an den Touristenorten an der oberen Adria, wie beispielsweise Caorle oder Jesolo. Auch aus Livorno wurden demnach Fälle gemeldet. Einem Paar kostete der Steinwurf-Trick die „ganze Urlaubs-Reserven“. (jh)