F126 ist noch nicht gebaut: Deutschlands modernstem Kriegsschiff droht das Aus

166 Meter lang, weltweit einsetzbar und für verschiedenste Missionen geeignet. Die Fregatte F126 soll das neue Flaggschiff der deutschen Marine werden. Bevor sie überhaupt gebaut ist, droht dem Kriegsschiff aber das Aus. Mindestens wird es aber teurer und dauert länger. Dabei hat der Bund schon Milliarden in das Projekt investiert.

Ursprünglich hatte Deutschland unter der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vier Schiffe bestellt. Bauen sollte sie die niederländische Werft Damen Naval, die sich in einer europaweiten Ausschreibung als Generalunternehmer durchgesetzt hatte. Der aktuelle Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius orderte 2024 sogar noch zwei weitere Schiffe. Kostenpunkt ingesamt: Rund zehn Milliarden Euro.

Auslieferung der F126-Schiffe verzögert sich um 40 bis 48 Monate

Eigentlich sollte das erste Schiff der sogenannten Niedersachsen-Klasse im Juli 2028 fertig werden, das letzte der ersten vier bestellten dann im Januar 2032. Während es 2024 offiziell noch hieß, dass das Projekt halbwegs im Zeitplan sei, stellt sich die Sachlage nun anders dar. Von 40 bis 48 Monaten Verzögerung ist nach Informationen des "Spiegel" die Rede.

Offiziell heißt es vonseiten des Verteidigungsministeriums, dass Probleme mit den "IT-Schnittstellen bei der firmeneigenen Konstruktions- und Fertigungssoftware" bei Damen Naval die Ursache für die Verzögerung seien. Bundestagsabgeordnete mutmaßen allerdings gegenüber dem "Spiegel", dass das nicht die einzigen Probleme sind. 

Konsequenzen haben diese für Damen Naval schon jetzt. Das Unternehmen ist in finanzielle Schieflage geraten und hat im Juli bereits einen Überbrückungskredit in Höhe von 270 Millionen Euro gebilligt bekommen. Dass Deutschland aufgrund verpasster Meilensteine beim Fregattenprojekt 671 Millionen Euro zurückhält, wie Bloomberg berichtet, hilft da nicht wirklich weiter.

Boris Pistorius (SPD), Bundesverteidigungsminister, hält bei der Kiellegung der Fregatte F126 "Niedersachsen" auf dem Werftgelände der zur Lürssen-Werftengruppe gehörenden Peene-Werft eine Erinnerungsplakette in der Hand.
Boris Pistorius (SPD), Bundesverteidigungsminister, hält bei der Kiellegung der Fregatte F126 "Niedersachsen" auf dem Werftgelände der zur Lürssen-Werftengruppe gehörenden Peene-Werft eine Erinnerungsplakette in der Hand. Stefan Sauer/dpa

Druck auf Pistorius steigt: Bei Abbruch wären 1,8 Milliarden Euro futsch

Nun steigt auch der Druck auf Pistorius, der bei der Aufstellung des Budgets vom Haushaltsausschuss die Mittel gesperrt bekam. Jede weitere Zahlung muss nun einzeln genehmigt werden. Geld ist dabei schon einiges in den Bau der F126-Schiffe geflossen: Rund 1,8 Milliarden Euro, die bislang von Deutschland in Bau und Entwicklung investiert wurden, wären bei einem Abbruch des Projekts wohl futsch.

Ein solcher würde auch deutsche Werften hart treffen. Damen Naval hatte zugesagt, rund 80 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland zu erbringen. Mehr als 60 Subunternehmer, darunter die Schiffsbauer Lürssen, German Naval Yards Kiel und Thyssenkrupp Marine Systems, arbeiten am Projekt mit.

Nun bereitet Pistorius laut "Spiegel" ein riskantes Manöver vor, durch das die Damen-Werft als Generalunternehmer abgelöst werden soll. Stattdessen sollen die Fregatten unter der Regie deutscher Unternehmen gebaut werden.

Eine Entscheidung, die durchaus heikel ist - auch weil die Beziehungen zu den Niederlanden sowie der Ruf des Unternehmens, das auch Fregatten für die Niederlande und Belgien baut, nicht ramponiert werden soll. Zudem soll ein geregelter Übergang des Projekts unbedingt gewährleistet sein. Details zu den Plänen kommentierte das Verteidigungsministerium nicht.

"Wir haben vieles, aber ganz sicher nicht noch mehr Zeit"

Das Zeitproblem der deutschen Marine würde allerdings auch eine Projektübertragung nicht lösen. Der zuständige Berichterstatter der Union im Verteidigungsausschuss des Bundestags, Bastian Ernst, rechnet mit einer Verzögerung der Auslieferung der F126-Schiffe bis Mitte der 2030er-Jahre.

So lange warten will bei der Marine niemand - auch weil die F123-Fregatten, die Mitte der 90er-Jahre in Betrieb gestellt wurden, so lange weiterbetrieben werden müssten. Auch die deutsche Zusage an die Nato, die Schiffe zur U-Boot-Jagd im Atlantik bereitzustellen, wackelt. "Wir haben vieles, aber ganz sicher nicht noch mehr Zeit", zitiert der "Spiegel" die Führungsriege der deutschen Marine.