Ernste Musik, aber unterhaltsam – beim sechsten Kemptener Meisterkonzert

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Das Franz Liszt Symphonieorchester Sopron spielt beim sechsten Meisterkonzert die Unvollendete. © Kus

Das Franz Liszt Symphonieorchester Sopron war am letzten Samstag beim sechsten und letzten Meisterkonzert der Saison wieder zu Gast, nachdem es bereits beim ersten und vierten Konzert das Kemptener Stadttheater beehrt hatte.

Kempten – Sopron ist die ungarische Partnerstadt Kemptens und so ist ein reger Austausch auch auf dem Gebiet der Musik durchaus begrüßenswert. Mit dabei waren wieder der künstlerische Leiter des Orchesters, Péter Kóczán, und der mittlerweile dem Kemptener Stadttheaterpublikum gut bekannte Cellist, Komponist und Dirigent Tristan Schulze aus Wien.

Vertauschte Rollen: Steuerte beim vierten Konzert der Komponist Schulze ein eigenes Werk bei, das von Péter Kóczán und seinem Orchester dirigiert und aufgeführt wurde, so stand diesmal bei einem Werk Schulzes dieser selbst am Dirigentenpult und Péter Kóczán spielte die Solo-Bratsche.

Die sehr bunte Programmauswahl trug neben künstlerischen Erwägungen auch die Handschrift der Kemptener Intendantin Sylvia Armbruster, die einerseits stets eine weibliche Komponistin unterbringen möchte – dies betraf das erste Stück des Abends– und andererseits mit Tristan Schulze eine berufliche Bekanntschaft pflegt, die sich offensichtlich immer wieder in Einladungen nach Kempten ausdrückt. Im Einführungsgespräch zeigte sich Schulzes Faible für lockere Plaudereien über Musik, und dass er Bescheidenheit in Bezug auf seine Dirigierkünste an den Tag legt, wenn er sagt, er versuche immer nur eine Möglichkeit einer Interpretation (von vielen) anzubieten.

Sechstes Meisterkonzert in Kempten: „Die Unvollendete“ bewegt

Wo hört in der sogenannten „ernsten Musik“ die Unterhaltung auf und wo fängt die Kunst an? An diesem Abend konnte man es gut studieren. Das Stück mit dem größten künstlerischen Tiefgang war ohne Zweifel Franz Schuberts „Sinfonie in h-Moll“, die Unvollendete, und zwar nicht nur weil das Stück schon so alt und bekannt ist. Es enthält zweifellos eine Tiefe im Ausdruck und in der Form, die auch den musikalischen Laien berührt und seine Sinne ergreift. An diesem Abend im Kontext mit den anderen Stücken war dies besonders spürbar.

Dass zunehmend Filmkomponisten wie John Williams konzertant aufgeführt werden, hat nichts mit künstlerischer Größe zu tun, sondern mit einer (kommerziell begründeten) Hinwendung zum reinen Unterhaltungscharakter von Musik. John Williams ist ein klassisch ausgebildeter Musiker wie viele andere auch. Sein Handwerk beherrscht er perfekt. Er hat sich aber entschieden, Gebrauchsmusik zu komponieren und ist damit bei den Kunsthandwerkern und nicht bei den Künstlern gelandet.

Weil viele Menschen die Filme kennen, für die er komponiert hat, ist auch seine Musik bekannt und dies erzeugt einen enormen Unterhaltungswert, der auch beim Kemptener Publikum mit der halbstündigen „Star Wars Suite“ seine Wirkung nicht verfehlte.

Mit Lucy Landymore verhält es sich etwas anders. Auch sie, eine in Wien lebende britische Komponistin, schreibt Gebrauchsmusik, wenn sie mit ihren „Healing Pieces“ außermusikalische Wirkungen erzielen möchte. Unabhängig davon erzeugt aber ihr „Golden Meadows“, das ursprünglich für Vibraphon komponiert und nun von ihr für Streichorchester umgeschrieben wurde, eine Aura von Tiefe, die berührt.

Kunst und Unterhaltung auf den Punkt gebracht

Beim Doppelkonzert für zwei Bratschen und Orchester von Tristan Schulze ist es wieder anders. Hier spürt man sogleich den Spaß des Komponisten an der Beschäftigung mit den Noten, mit der Musikgeschichte, mit großen Vorbildern. Aber auch wenn Péter Kóczán und sein Kollege Dénes Ludmány an den Bratschen freundschaftliches Engagement in ihrem Spiel zeigten, so wirkte Schulzes Stück immer ein wenig wie zusammengebaut aus einem Bausatz von Einzelteilen, die von verschiedensten Quellen stammen und es nicht recht schaffen, zu einer Einheit zusammenzuwachsen.

Auf den Punkt gebracht hat die Essenz des Abends schließlich das gut aufgelegte Orchester selbst, indem es als Zugabe ein Paradebeispiel für die Verschmelzung von Kunst und Unterhaltung spielte: die Ouvertüre zur „Fledermaus“ von Johann Strauss.

Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.

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