Nach Panne: Bundeswehr-Versorger „Bonn“ auf dem Weg zum Nato-Einsatz in der Ostsee

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Kriegsschiff mit Panne: Die „Bonn“ unter Fregattenkapitän Eike Deußen hatte bei einem Nato-Einsatz einen Antriebsschaden erlitten. (Archivbilder) © IMAGO / penofoto / dpa / Sina Schuldt

Mitten im Nato-Einsatz fiel beim Marine-Versorger „Bonn“ plötzlich der Antrieb aus. Mit Motorschaden ging es in die Werft nach Warnemünde.

Kiel/Warnemünde – Seit Anfang des Jahres war die „Bonn“ am Nato-Einsatz „Very High Readiness Joint Task Force Maritime“ an der sogenannten Nordflanke in Nord- und Ostsee sowie im Nordatlantik im Einsatz. Doch dann passierte es: Motorschaden. „Durch einen Schaden am Antrieb des Versorgungsschiffes wurde eine Reparatur unumgänglich“, teilte die Bundeswehr mit. Also ging es für die „Bonn“ in die Werft.

Der Vorfall reiht sich in eine Vielzahl von Ausfällen ein – sei es Deutschlands Regierungsflieger, bei dem Fenster springen und Reifen platzen oder beim „Totalausfall“, dem Pannen-Panzer „Puma“. In der Warnow-Werft in Warnemünde wurde das größte deutsche Kriegsschiff repariert. Immerhin war der Schaden binnen zwei Wochen behoben.

Bundeswehr-Versorger „Bonn“ soll nach Antriebsschaden zurück in den Nato-Einsatz in der Ostsee

Was war passiert? Die „Bonn“ erlitt einen Schaden an einer der beiden Propellerwellen, durch die Wellenabdichtung am Heck kam Wasser ins Schiff, schreiben die Kieler Nachrichten. Eine Reparatur des aufgetretenen Schadens war nur in einem Trockendock möglich. An der Küste der Ostsee sind für die Größe der „Bonn“ (174 Meter Länge, 20.000 Tonnen Verdrängung) allerdings nur zwei Werften ausgelegt – diese befinden sich in Kiel und Warnemünde. Das Dock in Kiel war allerdings bereits durch das Schwesterschiff „Berlin“ belegt. Also ging es für die „Bonn“ ins Marinearsenal nach Warnemünde.

Schiff: Bonn (A 1413)
Typ: Versorgungsschiff
Länge: 174 Meter
Besatzung: 175 Soldaten
Bewaffnung: 4x Marineleichtgeschütze MLG 27, 4x schwere Maschinengewehre

Zuvor musste allerdings der mitgeführte Kraftstoff abgegeben werden. Doch wohin mit fünf Millionen Litern Dieselkraftstoff? In den Betriebsstofftanker „Spessart“ im Kieler Marinestützpunkt: Er wurde kurzerhand als Kraftstoffzwischenlager für bis zu 9000 Tonnen Kraftstoff genutzt. In der Warnow-Werft in Warnemünde ging die Instandsetzung fix. Jetzt nimmt er über die erneute Vollbetankung in Kiel wieder Kurs auf sein Nato-Einsatzgebiet.

Größtes deutsches Marineschiff „Bonn“ mit schwacher Bewaffnung und viel Kraftstoff an Bord

Anders als das stärkste deutsche Kriegsschiff, die Fregatte „Hessen“, ist die „Bonn“ als Versorgungsschiff nicht für den aktiven Angriff konzipiert worden. Das gut zehn Jahre alte Schiff hat als Bewaffnung entsprechend lediglich sind die Einsatzgruppenversorger (EGV) der Marine mit vier Marineleichtgeschützen MLG 27 und vier schweren Maschinengewehren ausgerüstet. Zusätzlich werden mobile Fliegerfäuste mitgeführt.

Die „Bonn“ mit Heimathafen Wilhelmshaven wurde 2013 in Dienst gestellt und verfügt über eine Besatzungsstärke von rund 175 Soldatinnen und Soldaten. Kommandant ist Fregattenkapitän Eike Deußen. Das Schiff versorgt Einsatzverbände auf See mit allen notwendigen Ressourcen: Kraftstoff, Verpflegung, Material und Munition. Als Multifunktionsschiff stellt sie wie die anderen Schiffe der „Berlin“-Klasse außerdem medizinische Spezialkapazität bereit sowie für Führungsaufgaben satellitenbasierte Kommunikationstechnik.

Für den mobilen Flugbetrieb unterstützen zudem zwei Marinetransport-Hubschrauber vom Typ Sea King oder vom Typ Sea Lion. Das Transportvermögen des Einsatzgruppenversorgers umfasst 230 Tonnen Proviant und eben soviel Munition sowie 9500 Kubikmeter Kraftstoffvorrat. Zudem hat die „Bonn“ mehr als 1300 Kubikmeter Frischwasser an Bord.

„Bonn“ ist Teil der schnellen Nato-Eingreiftruppe – Einsatz wohl bei „Steadfast Defender 2024“ in Norwegen

Als Teil des Nato-Einsatzes „Very High Readiness Joint Task Force Maritime“ ist die „Bonn“ Teil der sogenannten schnellen maritimen Eingreiftruppe der Nato. Bei dem Nato-Einsatz soll der Bundeswehr-Versorger „Bonn“ zusammen mit Einheiten aus Italien und Spanien russische Einheiten im Blick haben. Dass dies notwendig ist, zeigen Vorfälle aus der jüngeren Vergangenheit: Damals wurde ein russisches Super-U-Boot durch die Ostsee geschmuggelt – die Bundespolizei sah den Konvoi nahe dem deutschen Staatsgebiet. Zudem fing auch die deutsche Luftwaffe vier russische Flugzeuge über der Ostsee ab.

Wohin es für die „Bonn“ genau geht, ist aus einsatztaktischen Maßnahmen geheim. Da der Verband allerdings Teil des Nato-Großmanövers „Steadfast Defender 2024“ ist, dürfte wohl derzeit Norwegen der kommende Schwerpunkt auch der „Bonn“ sein.

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