Polizei alarmiert: Neue Drogen-Route quer durch Deutschland sorgt für „erste Schießereien“

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Faesers Kriminalstatistik zeigt einen Anstieg bei Drogendelikten. Sicherheitsbehörden sind wegen der Folgeeffekte besorgt.

Berlin – Auf Deutschland rollt eine Drogenschwemme zu. Das sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir beobachten, dass vor allem über die Häfen in Rotterdam, Hamburg und Bremerhaven ein direkter Transport von chemischen Drogen und anderen Substanzen vor allem aus Südamerika zunimmt“, so Kopelke.

Das spiegelt sich in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wider, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Mittwoch zusammen mit Holger Münch, Chef des Bundeskriminalamts (BKA) und Bremens Innensenator Ulrich Mäurer vorstellte.

Faeser stellt Kriminalstatistik vor: Anstieg bei Drogen

Demnach gab es einen Anstieg von Straftaten im Zusammenhang mit sogenannten Neuen Psychoaktiven Substanzen von 41,6 Prozent (ein Plus von 1250 Fällen) gegenüber dem Vorjahr. Auch Straftaten im Zusammenhang mit Kokain und Crack stiegen um etwa fünf Prozent an. Kopelke spricht von „neuen Drogenrouten“ quer durch Deutschland und Europa. „Von den Häfen aus werden die Drogen meist mit Autos bis nach Südeuropa gebracht. In den Städten werden unterwegs Chargen verkauft.“

Die Route führe von Norden her über Passau und Österreich bis nach Italien, die Ware stammt zum größten Teil aus lateinamerikanischen Ländern. Bereits vor einem Jahr war Innenministerin Faeser unter anderem nach Brasilien, Kolumbien und Ecuador gereist, um für eine engere Zusammenarbeit zwischen deutschen und örtlichen Sicherheitsbehörden zu werben. „Ich sehe den massiven Import von Kokain aus Südamerika mit großer Sorge. Diese Drogen zerstören Menschen und liefern der Organisierten Kriminalität riesige Einnahmen“, sagte Faeser damals.

Sprengstoffanschläge und Schießereien: Revierkämpfe zwischen Drogenbanden

Bislang scheint das Vorhaben noch keinen wesentlichen Erfolg gebracht zu haben. Die Polizei macht bereits erste negative Folgeerscheinungen des zunehmenden Drogenhandels aus. „Wir sehen erste Kämpfe um Reviere und Schießereien, etwa in Nordrhein-Westfalen“, so Kopelke. Im vergangenen Jahr hatte es etwa um Köln herum Sprengstoffanschläge, Entführungen und Schießereien gegeben, Hintergrund waren Streitigkeiten zwischen Drogenbanden.

„Wir sehen auch, dass sich Kriminalitätsstrukturen vor allem rund um die Häfen verdichten“, sagt Jochen Kopelke. Mit dem Drogenhandel komme es vermehrt auch zu Schmuggel, Menschenhandel und illegaler Prostitution. Auch die Cannabis-Legalisierung habe einen indirekten Einfluss auf die Entwicklung. „Der Modus Operandi der Dealer ist ein anderer. Sie verkaufen vermehrt über sogenannte Drogentaxis und haben jetzt nicht mehr nur Cannabis dabei, sondern alle möglichen gefährlichen Substanzen.“

Kriminelle Netzwerke aus dem Ausland: „Müssen mit Gewaltausbrüchen rechnen“

In anderen Ländern sind die Auswirkungen des neuen Drogenmarkts auf dramatische Weise sichtbar. In den Niederlanden kommt es seit Jahren immer wieder zu brutalen Gewalttaten. Und in Schweden passieren unter anderem in manchen Vororten der Hauptstadt Stockholm regelmäßig Morde auf offener Straße. Die Täter dort werden immer jünger. Manche sind noch Kinder, die von den Drogengangs angeheuert und für Straftaten ausgenutzt werden.

Daniel Brombacher, Direktor der Beobachtungsstelle für organisiertes Verbrechen in Europa bei der Global Initiative against Transnational Organized Crime (Gitoc), sagte vor wenigen Monaten im Gespräch mit dieser Redaktion: „Es gibt auf dem europäischen und dem deutschen Drogenmarkt einen Umbruch. Wir müssen damit rechnen, dass es auch in Zukunft immer wieder zu Gewaltausbrüchen durch Drogenbanden kommen wird.“ Vor allem Deutschland sei schon allein durch seine Lage attraktiv für ausländische kriminelle Netzwerke: „Wir sind das europäische Land mit den meisten Nachbarländern, haben eine gute Infrastruktur, sind weltweit gut angebunden. Die Vernetzung mit dem Ausland ist von hier aus recht einfach.“

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