Festakt 50 Jahre Gymnasium Dorfen: Eine Schule mit „Herz und Charakter“
Beste Feierlaune und eine historische Rückschau gab es zum 50. Geburtstag des Gymnasiums Dorfen.
Dorfen – Das Dorfener Gymnasium ist mehr als eine Bildungseinrichtung. Eine Heimat, fast wie ein zweites Zuhause, sagten nicht nur ehemalige Schüler und Lehrer, sondern auch die amtierenden Schülersprecher beim Festakt zum 50. Geburtstag der Schule. Es war ein fröhliches Fest mit einer lebendigen Schulgemeinschaft und vielen Gratulanten.
Einige Ehrengäste erzählten von ihrer eigenen Schulzeit. Die Bayerische Sozialministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf hat in Dorfen Abi gemacht. Logisch, dass ihr bei der Feierstunde in der Aula eine Schlüsselrolle zufiel. Dabei erinnerte sie zunächst an die Anfänge.
Auch Taufkirchen als Standort im Gespräch
Weiterführende Schulen im ländlichen Raum waren vor über 50 Jahren stark umstritten, man hielt sie für überflüssig. Hans Zehetmair, der frühere Landrat, später dann Kultusminister und stellvertretender Ministerpräsident, setzte sich allerdings durch und forderte ein Gymnasium für den östlichen Landkreis. Dabei buhlten sowohl Taufkirchen als auch Dorfen um den Standort, man entschied sich für die Isenstadt, die Nachbargemeinde bekam eine Realschule.
Es sei das Verdienst des ersten Schulleiters Ludwig Mertl gewesen, dass sich das junge Gymnasium Dorfen schnell etabliert habe, so Scharf. Zunächst waren die Schüler in der ehemaligen städtischen Mädchenschule untergebracht. Weitere drei Jahre dauerte es, bis mit dem Bau eines eigenen Schulgebäudes begonnen werden konnte, das schließlich 1979 bezugsfertig war. Noch einmal vier Jahre mussten Mertl und seine Mitstreiter in den Schulgremien kämpfen, ehe der Vollausbau des Gymnasiums Dorfen bewilligt war. Bis 1983 waren die Schülerinnen und Schüler gezwungen, die Oberstufe in umliegenden Gymnasien zu absolvieren.

Mertl sei nicht nur der erste Rektor des Gymnasiums gewesen, sondern auch eine „Vaterfigur“, die viele Schüler mit Namen kannte, erinnerte sich die CSU-Politikerin. „Scharf, was machst du da? Er hat uns alle grundsätzlich mit Nachnamen angesprochen.“ Dem versierten Pädagogen dankte die Ministerin beim Festakt dann auch posthum für seine Lebensleistung: „Er ist unser Vorbild – schauen wir nach oben: Vergelt’s Gott.“
Im Sinne der Gründungsväter Zehetmair und Mertl wolle man auch heute, „im Sturm des Wandels“, weiter agieren, erklärte Scharf. Denn Schule sei nicht nur „Wissen und Können, sondern Herz und Charakter“. Der heutigen Erziehung liege in Dorfen nach wie vor eine christliche und humanistische Tradition zugrunde, die es zu erhalten gelte.
Chancengleichheit für alle – unabhängig von Kultur und Nationalität oder sozialem Status. Das ist der Spirit unserer Schule.
Meine news
Nun wandte sich Scharf direkt an die anwesenden Gymnasiasten: „Es gibt bei uns keinen Platz für Hass, Hetze und Gewalt, wir stehen für Frieden, Freiheit und Demokratie – Bayern ist weißblau und nicht braun.“ Und leise ergänzte sie: „Wenn bei Festen ein bestimmtes Lied gesungen wird, stellen Sie sich gegen die Dumpfbacken, Vereinfacher und Verführer.“ Für dieses Statement gab es tosenden Applaus.
Landrat Martin Bayerstorfer war der nächste Redner. „Wer hier Abi macht, kann alles werden – sogar Staatsminister“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Das Dorfener Gymnasium sei jedenfalls zum Aushängeschild im ganzen Umland geworden, so der Sachaufwandsträger, der versprach, dass der Landkreis auch weiterhin für eine gute Bildung Geld in die Hand nehmen werde.

Seit dem ersten Abitur 1986 wuchs die Zahl der Absolventen kontinuierlich. Waren es 1987 noch 577 Schüler, so sind es aktuell knapp über 1000 Gymnasiasten, die von 90 Lehrkräften unterrichtet werden.
Es seien die Schüler, die das Haus mit Leben füllen, sagte Oberstudiendirektor Markus Höß. Seit 2020 leitet er das Dorfener Gymnasium. „Ich habe ein gut bestelltes Haus vorgefunden“, dankte er seiner Vorgängerin Andra Hafner, die freilich auch zu den Gästen gehörte. Der Schulleiter betonte die Philosophie des Hauses: „Chancengleichheit für alle – unabhängig von Kultur und Nationalität oder sozialem Status.“ Der Unterricht finde auf Augenhöhe statt, im Fokus stünden dabei Achtung, Toleranz und Solidarität. „Das ist der Spirit, der unsere Schule zu einer ganz besonderen Schule macht.“
Teamarbeit und MINT-Fächer im Fokus
Höß verwies aber auch auf den Trend zum neuen Lernen, bei dem sich die Rolle der Pädagogen fundamental verändert habe. „Die Lehrkräfte werden immer mehr zu Lernbegleitern – im Fokus steht mittlerweile Teamarbeit.“ Egal ob Digitalisierung oder Forscherklasse, die sogenannten MINT-Fächer, Integration und Inklusion oder die Klassiker wie Musik, Kunst und Theater: „Wir haben uns als Schule auf den Weg gemacht und sind für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet.“
Eine Talkrunde brachte es zum Schluss auf den Punkt: „Wir wurden immer ernst genommen“, fasste etwa Michaela Mühlen, Bürgermeisterin in Inning, zusammen. „Ich habe hier tiefe Freundschaften gefunden, die bis heute halten – mir ist der Spagat zwischen akademischem Lernen und künstlerischer Freiheit gelungen“, ergänzte Schauspielerin Simone Ascher.
Und Simon Dörr, der Elternbeiratsvorsitzende, verwies auf das gute Verhältnis von Schülern, Pädagogen und Eltern: „Wir sitzen alle in einem Boot.“ Für Schülersprecherin Hannah Linsmayer bezeichnete es als wichtig, dass ihre Meinung nicht nur gehört, sondern sogar geschätzt werde.
BR-Moderator Markus Tremmel, selbst ehemaliger Schüler, beendete den offiziellen Teil mit den Worten. „Ich habe hier gelernt, dass 2 plus 2 auch mal 5 sein kann.“ Sein Rechenbeispiel zeige, dass am Gymnasium Dorfen das Unmögliche machbar sei: „Geht nicht, gibt’s nicht.“