Ein Kind findet eine Nadel in seinem Schokoriegel, gesammelt an Halloween. Die Polizei ermittelt und warnt vor möglicherweise weiteren präparierten Süßigkeiten. Die Mutter des Jungen ist schockiert: „Er könnte tot sein.“
Kirchseeon – Ein irrer Zufall und dass er mit seinem großen Bruder teilen wollte, hat dem vierjährigen Aieas vielleicht das Leben gerettet, ihm womöglich eine Notoperation erspart. Denn als ihm seine Mutter Nadwa (32) am Montag half, die Plastikverpackung eines Schokoriegels zu öffnen, brach sie die Süßigkeit für ihre beiden Söhne auseinander. Und fand im Inneren eine gut drei Zentimeter lange Nadel. Nun ermittelt die Polizei, bestätigt Ebersbergs Dienststellenleiter, Andreas Petermeier der EZ. Die Ermittler gehen davon aus, dass böse Absicht dahintersteckt.
Beim Halloween-Spaß sammeln die Kinder die präparierte Süßigkeit ein
Denn Aieas, der mit seiner Familie in Kirchseeon im oberbayerischen Landkreis Ebersberg lebt, war am vergangenen Donnerstag mit seinen beiden großen Brüdern (8 und 10) in Kirchseeon auf der Jagd nach Halloween-Süßigkeiten. Die Älteren maskiert, der Kleine hatte Angst vor der Geistermaske, erzählt seine Mutter der Redaktion am Telefon. Sie lacht für einen Moment herzlich, dann wird sie bitterernst. Ihren Familiennamen möchte sie nicht in der Presse lesen. „Wer so etwas gegen ein Kind macht, macht alles“, sagt sie.
Auf irgendeinem der von Anwohner bereitgestellten Teller, die das Brüdertrio an jenem Abend nach Süßes-oder-Saures-Manier plünderte, muss der mit dem spitzen Metallgegenstand präparierte Schokoriegel gelegen haben. Ob ihn ein Anwohner dort platziert hat oder jemand anderes, ist derzeit noch völlig unklar. Auch der genaue Ort lässt sich derzeit schwer eingrenzen, sagt Polizeichef Petermeier. Die Mutter habe die Kinder zwar begleitet, erzählt sie, sei aber nicht zu jeder Haustür mitgegangen. Und der Vierjährige kann sich nicht recht erinnern, kann auch der Polizei keine präzisen Angaben machen. Es könnte sich um ein größeres Haus unweit des Gymnasiums gehandelt haben, mehr kann die Mutter ihrem Kind nicht entlocken.
Mutter entsetzt und dankbar für Zufall, der ihren Sohn rettet: „Er könnte heute schon tot sein“
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„Es ist so ein komisches Gefühl. Mein Kind hätte sterben können. Es könnte heute schon tot sein“, sagt die 32-Jährige der EZ. Und stellt die Frage, die sich in der 11 000-Einwohner-Gemeinde Kirchseeon nun alle stellen: „Wer tut so etwas?“ Die Polizei prüft zwar auch, ob das Metallteil durch einen Produktionsfehler in den Riegel gelangt sein könnte, da er augenscheinlich originalverpackt gewesen sei. Doch habe die Mutter berichtet, dass im Inneren auch zwei Haare an der Schokolade geklebt seien. Die Spurensicherung samt DNA-Abgleich an dem sichergestellten Riegel, den Haaren und der Nadel läuft, so Polizeichef Petermeier.
Polizei rät Eltern zur Vorsicht und sucht Zeugen
Er rät den Eltern in der Umgebung, aufzupassen: „Es gilt besondere Vorsicht im Zusammenhang mit den übergebenen Süßigkeiten.“ Das heißt: Die Verpackung von an Halloween gesammelten Süßigkeiten auf Öffnungsspuren prüfen. Und den Inhalt in kleinere Stücke zerbrechen. „Wenn jeder genau hinschaut, sind wir auf der sicheren Seite“, sagt der Beamte. Es sei nicht auszuschließen, dass noch weitere gefährlich präparierte Süßigkeiten im Umlauf sind.
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Immer wieder kursieren Geschichten über mit Drogen, Rasierklingen oder anderweitig präparierte Halloween-Süßigkeiten, die sich in der Regel als frei erfunden herausstellen. Der Fall Kirchseeon zeigt nun aber, dass dieses Horrorszenario in der Realität angekommen ist. Und es ist nicht der erste Fall in diesem Jahr: Im niedersächsischen Rehden fanden Kinder vor wengien Tagen ebenfalls eine Nadel in einer Halloween-Süßigkeit, dort in einem Twix-Riegel. Auch sie hatten Glück. Genau wie die Kinder in Kirchseeon. Den Riegel teilte die Mutter nur, weil es der einzige war von dem die Kinder nur ein Exemplar eingesammelt hatten, erzählt sie.
Die Ebersberger Polizei nimmt Zeugenhinweise unter Tel. (0 80 92) 82 68-0 entgegen.