Unsicher in der Beziehung? Diese fünf Schritte bringen Sie einer Entscheidung näher

Zweifel ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Gewissenhaftigkeit. In Beziehungen mit stark selbstbezogenem, wechselhaft-idealisierendem Verhalten entsteht ein Kreislauf: Nähe – Abwertung – Versöhnung – neue Hoffnung. Ihr Bauch sagt längst, dass sich das Muster wiederholt. Und trotzdem hoffen viele lange, manchmal zu lange.

Warum? Weil Liebe an die eigene Leistungsfähigkeit geknüpft wird: Wenn ich mich nur genug anstrenge, schaffen wir das. Wer dann scheitert, fühlt sich als Versagerin/Versager. Dazu kommt Überkraft („Ich halte das aus.“) und Isolation („Nur ich verstehe ihn/sie.“). All das macht das Bleiben plausibel, und das Gehen unvorstellbar.

Chris Oeuvray ist psychologische Beraterin und Narzissmus-Expertin. In ihren Büchern wie „Du genügst“ zeigt sie Betroffenen toxischer Beziehungen Wege zu Selbstwert, Stärke und einem befreiten Leben. Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.

Es ist okay zu zweifeln, und alles zu probieren

Sie dürfen bleiben und prüfen. Sie dürfen hoffen, und sich gleichzeitig schützen. Es ist legitim, alles zu versuchen, solange Sie sich dabei nicht verlieren. Wenn der Tag kommt, an dem Sie gehen, wissen Sie: Ich habe es ernsthaft versucht. Ich habe mich nicht belogen. Diese Gewissheit trägt. Unabhängig von der Entscheidung.

Fünf Schritte, die Sie einer Entscheidung näherbringen

  1. Realität aufschreiben: Drei konkrete Szenen der letzten Wochen: Was wurde gesagt? Was ist passiert? Wie fühlte es sich an?
  2. Sicherheitsskala: Täglich 0–10. Suchen Sie nur +1 (Wasser, frische Luft, Antwort-Delay, Handy umdrehen).
  3. Mikro-Grenze testen: „Ich antworte später, wenn ich ruhiger bin. Morgen 18 Uhr.“ Beobachten Sie Reaktion und Körpergefühl.
  4. Werte in einem Satz: „In Beziehungen brauche ich X, Y, Z.“ Prüfen Sie: Ist das real erreichbar, nicht nur eine Einbildung?
  5. Vertraute einbeziehen – diskret: Eine Person, die Ihnen glaubt, ohne zu drängen. Codewort für „Bitte melde dich“.

Wenn Sie gehen: so bereiten Sie sich vor

  1. Dokumente & Geld: Wichtige Papiere sichern, eigene Zahlungsmittel, kleine Rücklage.
  2. Ort & Route: Wo sind Sie die ersten 3–14 Tage? Schlüssel? Plan B?
  3. Kontakt-Strategie: Kommunikationspause festlegen. Blockieren/stummschalten – vorher entscheiden.
  4. Support-Netz: 2–3 Menschen, Aufgaben klar: Anruf, Mitkommen, Essen, Schlafplatz.
  5. Satz für den Moment: „Ich ziehe mich jetzt zurück. Wir sprechen später über Organisatorisches.“
  6. Sicherheit: Zeitpunkt, Öffentlichkeit, Begleitung – und im Zweifel professionelle Hilfe.

Danach folgt: Liebeskummer & kalter Entzug. Was wirklich hilft

Es fühlt sich wie Entzug an: Ihr Nervensystem vermisst die Höhen und Tiefen und das Drama. Das ist normal. Hilfreich sind:

  1. Struktur statt Grübeln: Schlaf, Mahlzeiten, Bewegung, frische Luft – fest im Kalender.
  2. Reizdiät: 30–60 Tage konsequentes Trigger- und Kontaktmanagement (kein „nur mal schauen“).
  3. Körper vor Kopf: Bewusste Atmung, warm und kalt duschen, rausgehen. Trauer darf in Wellen kommen.
  4. Dosis sprechen/schreiben: Gar nicht. Falls das nicht möglich ist: Kurz, regelmäßig, mit Halt – nicht nächtelang.
  5. Rückfall-Mitgefühl: Ein rutschiger Tag heißt nicht: falsche Entscheidung. Es ist Teil des Entzugs.

Es bleibt hart – mit Vorbereitung wird es tragbar. Ohne Plan trägt die Schwere Sie, mit Plan tragen Sie die Schwere. Sie müssen heute nichts entscheiden. Und wenn Sie entscheiden, dann in Würde, mit Schutz, in Ihrem Tempo.

Buchempfehlung (Anzeige)

  • Chris Oeuvray

    Bildquelle: Chris Oeuvray

    Buchempfehlung (Anzeige)

    "Du genügst: Empathen lieben. Narzissten zerstören." von Chris Oeuvray.

    Zum Buch bei Amazon