Zwei prominente Redner waren am Montag zum Kreisbauerntag nach Schwabsoien gekommen. Als Hauptreferent sprach Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer in Österreich. Aber auch BBV-Präsident Günther Felßner ging nicht zu knapp auf seine Themen ein.
Schwabsoien – Eigentlich war Günther Felßner nicht als Hauptredner für den Kreisbauerntag in Schwabsoien angekündigt. Als der Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV) am Montagabend in der Halle von Familie Lautenbacher auf die Bühne stieg und das Mikro übernahm, konnte sich der CSU-Politiker aber nur schwer zurückhalten. Felßner sprach letztlich fast genauso lang wie sein Vorredner Josef Moosbrugger, der Präsident der Landwirtschaftskammer in Österreich, den BBV-Kreisobmann Wolfgang Scholz und Kreisbäuerin Christine Sulzenbacher als Hauptreferenten für den Abend eingeladen hatten.
Felßner, den Markus Söder bekanntlich gerne als neuen Landwirtschaftsminister gehabt hätte und der den Posten nach Angriffen gegen seine Familie nicht annehmen wollte, lobte den BBV. Der Verband habe in den vergangenen Jahren „viel bewegt“. Seinen eigenen Anteil an Erfolgen redete Felßner freilich nicht klein: Er selbst habe wesentliche Anliegen der Landwirte in den Koalitionsvertrag verhandelt – „20 von 22 Punkten habe ich geschafft“ –, einiges Wegweisendes habe der Verband bereits in seinem „Zukunftsplan für die Landwirtschaft“ formuliert. Insgesamt bezeichnete Felßner die „Agrarpolitik als Mutter aller Politik“, sie sei Grundlage für alles.
Kreisbauerntag mit prominenten Rednern in Schwabsoien
Josef Moosbrugger war für den Abend bis aus seiner Heimat Vorarlberg angereist. Auf dem Lautenbacherhof, wo tags zuvor noch Tausende den Ausklang des Schwabsoiener Festwochenendes gefeiert hatten, sprach der 58-Jährige vor rund 200 Zuhörern sowie zahlreichen Ehrengästen und Kommunalpolitikern. So waren neben der Landrätin und ihren Stellvertretern einige Bürgermeister aus der Region, die Landtagsabgeordnete Susann Enders und Bezirksrätin Alexandra Bertl gekommen.
Moosbruggers Vortrag stand unter dem Titel „Aktuelle agrarpolitische Herausforderungen auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene“. Entsprechend weit spannte sich das Themenfeld. So sprach er sowohl über das Zollabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine, das die Landwirte vor Herausforderungen stelle, als auch die aktuelle Marktentwicklung („die ist gut, für die Landwirte macht die Produktion wieder mehr Sinn“), die Qualitätssicherung, Gülleausbringung sowie Tierhaltungskennzeichen und -formen.
Ein Thema, das laut Moosbrugger viele österreichische Landwirte emotionalisiert, sei die Furcht vor Tierseuchen: Vor allem bei der Maul- und Klauenseuche herrsche große Nervosität unter den Bauern, schilderte der Landwirtschaftskammer-Präsident des Nachbarlands. Die Politik reagiere in Ausbruchsfällen mit strengen Maßnahmen wie Grenzschließungen, erklärte er. Gerade die Entsorgung von befallenen Tierkadavern sei aber eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen dürfe.
Appell an Landwirte: „Impfen ist Tierschutz“
Was die Blauzungenkrankheit anbelangt, die vor allem Schafe und Rinder befällt, geht Moosbrugger davon aus, dass sich die Verbreitung weiter intensivieren wird. Er und Kreisobmann Scholz appellierten daher an die Landwirte, ihre Tiere unbedingt impfen zu lassen. „Impfen ist Tierschutz“, formulierte es Scholz. Moosbrugger forderte zudem einen Handelsvorteil für Betriebe, die Impfungen nachweisen können.
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Auch das Thema Wolf treibt die Landwirte um, wie die abschließende Diskussionsrunde zeigte. Moosbrugger nannte es in diesem Zusammenhang einen „unglaublichen Erfolg“, dass der Schutzstatus des Wolfs in der EU binnen zwei Jahren herabgestuft werden konnte. Die Nachfrage, wie es sich mit dem Schadensersatz für Landwirte verhält, wenn der Wolf im Jagdrecht aufgeführt wird, konnten die Redner nicht mit Gewissheit beantworten. Felßner kündigte an, diese Frage mitzunehmen. „Allein dafür hat es sich schon gelohnt, heute hergekommen zu sein.“