Putins Ex-Geheimdienstchef: Trump hat sich für Wahlsieg „auf bestimmte Kräfte verlassen“

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Donald Trump ist noch nicht im Amt und schon steht der erste große Skandal im Raum. Hat er die US-Wahl nur mit russischer Hilfe gewonnen?

Moskau/Washington, D. C. – Es wird nicht ruhiger um Donald Trump. Nachdem der Republikaner die US-Wahl für sich entscheiden konnte, sieht sich der zukünftige US-Präsident massiven Vorwürfen ausgesetzt. Und erneut zeigt sie eine mögliche Verbindung Trumps nach Russland. Denn laut der Aussage eines der engsten Berater von Wladimir Putin könnte Trumps Sieg auf russische Wahleinmischungen zurückgehen.

Kreml-Berater nach US-Wahl: Trump soll „Verpflichtung“ als Präsident erfüllen

Es ist der ehemalige Chef des russischen Geheimdienstes (FSB), Nikolai Patruschew, der Trump mit seinen Andeutungen in Bedrängnis bringt. In einem Interview mit der russischen Zeitung Kommersant mahnte er den zukünftigen US-Präsidenten an, sich um „Verpflichtungen“ zu kümmern, die er angeblich für ein Ende im Ukraine-Krieg gegeben haben soll – so weit, so kryptisch.

Dann wird Parutschew zumindest etwas deutlicher und wirft mit einem Satz gleichzeitig neue Fragen auf: „Um bei den Wahlen erfolgreich zu sein, hat sich Donald Trump auf bestimmte Kräfte verlassen, denen gegenüber er entsprechende Verpflichtungen hat“. Als „verantwortungsbewusster Mensch“ werde Trump „verpflichtet sein, diese zu erfüllen“, so der Putin-Berater weiter.

Trumps Verbindung bei der US-Wahl zu Russland
Hat Russland Trump zum Sieg bei der US-Wahl verholfen? Putins Ex-Geheimdienstchef tritt eine Debatte los. © Evan Vucci/dpa

Wie genau die „Verpflichtungen“ von Trump aussehen sollen, lässt Patruschew unbeantwortet. Ebenso lässt er die Leser bei der Frage im Dunkeln, wen er mit den von ihm beschworenen „bestimmten Kräften“ meint. Jedoch kündigte er an, dass Trumps tatsächliche Politik als Präsident der Vereinigten Staaten deutlich anders ausfallen könne, als er während des Wahlkampfes gegen seine Kontrahentin Kamala Harris angekündigt habe. „Sehr oft können in den USA Wahlversprechen von den späteren Taten abweichen“, gibt er dazu zu bedenken.

Trump wollte Ukraine-Krieg als Präsident nach der US-Wahl „in 24 Stunden“ beenden

Als vorteilhaft für das Putin-Regime könnten Trumps frühere Äußerungen zu einer Lösung im Ukraine-Krieg gedeutet werden. So kritisierte er immer wieder die Waffenlieferungen der USA an die Ukraine und bezeichnete den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Podcast des YouTubers Patrick Bet-David als einen der „besten Geschäftemacher, den ich je gesehen habe“. Denn immer, wenn Selenskyj in die USA komme, „geben wir ihm 100 Milliarden Dollar“.

Zudem kündigte Trump an, den Ukraine-Krieg binnen „24 Stunden“ nach seiner Wahl zum US-Präsidenten beenden zu wollen, wie er während des Wahlkampfs immer wieder behauptete. Dieses Vorhaben wolle er zudem umsetzen, noch bevor er seinen Regierungssitz im Weißen Haus beziehe. Konkrete Pläne, wie er den seit mehr als zwei Jahren tobenden Krieg in nur einem Tag beenden wolle, teilte Trump jedoch nicht mit. „Ich kann Ihnen diese Pläne nicht geben, denn wenn ich Ihnen diese Pläne gebe, kann ich sie nicht verwenden“, wird er vom Wall Street Journal (WSJ) zitiert.

Wie das WSJ weiter berichtete, liegen intern aber bereits erste Vorschläge für eine Friedenslösung im Verteidigungskampf der Ukraine gegen Russland vor. So solle das von Putins Truppen angegriffene Land auf einen Beitritt zum Nato-Verteidigungsbündnis für mindestens 20 Jahre verzichten, wie es aus Trumps Umfeld geheißen habe. Zudem solle eine 800 Meilen (ca. 1.287 km) breite entmilitarisierte Zone eingerichtet werden, deren Überwachung jedoch noch nicht geklärt sei. Laut dem WSJ sorgen diese Vorschläge zu einem Einfrieren des Ukraine-Kriegs und zwingen die Ukraine zur Abgabe der von Russland besetzten ukrainischen Gebiete.

Trumps Russland-Kontakte: Welche Verbindung hat der nächste US-Präsident zu Putin?

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump Verbindungen nach Russland nachgesagt werden – und auch nicht das erste Mal, dass Russland Einfluss auf die US-Wahl genommen haben könnte. Das zeigte sich schon am Wahlabend am 5. November, als das FBI mehreren Bombendrohungen eine Verbindung nach Russland nachsagte. „Dem FBI sind Bombendrohungen gegen Wahllokale in mehreren Bundesstaaten bekannt, viele davon scheinen von russischen E-Mail-Domänen zu stammen“, hieß es dazu in einer offiziellen Erklärung der US-Behörde.

Zu Trumps Russland-Kontakten herrscht dagegen überwiegend Uneinigkeit. „Jetzt schreiben wir das Jahr 2024, und seit der Sonderermittler 2017 seine Arbeit aufnahm, haben wir nur noch mehr Fragen, mehr Beweise und mehr Situationen bekommen, die sehr ernste Fragen zu Donald Trumps Verhältnis zu Russland und insbesondere zu Wladimir Putin aufwerfen“, sagte Andrew McCabe, ehemaliger Vize-Direktor des FBI, gegenüber der US-Zeitschrift Foreign Policy. Eindeutig könne man Trump jedoch keine direkte Verbindung in den Kreml nachsagen. „Wahrscheinlich, weil es nie eine gründliche und legitime Untersuchung dieser Fragen gegeben hat.“

Doch eine Wahleinmischung Russlands lasse sich sowohl bei der US-Wahl 2016, als auch 2024 beobachten. Und in diesem Jahr sei sie sogar noch deutlich umfangreicher ausgefallen, so US-Beamte gegenüber Foreign Policy. Dabei sei es vor allem um Kampagnen in den Sozialen Medien gegangen, wie die Verbreitung von Falschinformationen und den Einsatz KI-generierter Inhalte. Laut der Washington Post sind dabei auch „authentische US-Stimmen“ zum Einsatz gekommen, um russische Propaganda während der US-Wahl zu „waschen“ und zu verbreiten, wie ein hochrangiger Beamter des Büros des Direktors des Nationalen Geheimdienstes (ODNI) in einem Briefing mitgeteilt habe.

Nach Trumps Sieg bei der US-Wahl: Russland plötzlich zum Dialog mit den USA bereit

Dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Russland unter Präsident Donald Trump zumindest theoretisch verbessern könnten, zeigt eine Aussage des russischen Botschafters Gennadi Gatilow bei den Vereinten Nationen in Genf. „Die einzige mögliche Veränderung könnte ein Dialog zwischen unseren Ländern sein, etwas, das in den letzten Jahren gefehlt hat“, sagte er am Donnerstag (14. November). Unabhängig von der innenpolitischen Konstellation würden die Vereinigten Staaten jedoch weiter versuchen, „Moskau einzudämmen“.

Ob Trump nach seiner Wiederwahl bereits Kontakt zum russischen Präsidenten hatte, ist nicht bekannt. Die Washington Post berichtete, dass die beiden bereits ein Telefonat geführt haben sollen. Seitens des Kremls wurde dies jedoch verneint. So sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, die Behauptungen seien „reine Fiktion“.

Sollte Trump sich tatsächlich bei seiner Wiederwahl auf die Hilfe aus Russland verlassen haben, würde das einen tiefen Einschnitt in die demokratischen Prozesse der USA bedeuten – und den bedrohlichen Einflussbereich Russlands in der Weltpolitik zeigen. Bei den Aussagen könnte es sich jedoch ebenso gut um eine weitere russische Taktik handeln, die gesellschaftliche Spaltung in den USA weiter voranzutreiben sollen. „Tatsächlich sind es erhebliche Ressourcen, die Russland jedes Jahr weltweit in seine Kampagnen steckt“, sagte Julia Smirnova vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) in Berlin, gegenüber der Deutschen Welle. „Man sollte diese Versuche sehr ernst nehmen.“ (nhi)

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