Assads Folterscherge angeklagt: Menschen in Gefängnissen an Decke gebunden

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Assads Folter-Fürst in den USA gefasst: Grausame Details aus Gefängnissen kommen ans Licht

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Seit Jahrzehnten werden Tausende Syrer vermisst, viele wurden gefoltert und hingerichtet. Die Anklage eines Ex-Gefängnischefs bringt grausige Details zutage.

Damaskus – In Syrien beginnt nun die Aufarbeitung einer jahrzehntelangen Schreckensherrschaft, bei der Erschreckendes zutage tritt. Nachdem islamistische Rebellengruppen den Machthaber Baschar al-Assad gestürzt hatten, gelten immer noch zehntausende Menschen als vermisst. Teile der Bevölkerungen durchsuchen Gefängnisse, Krankenhäuser und auch Leichenhallen nach ihren Angehörigen. Wenige Tage nach dem Regierungssturz wird in den USA ein ehemaliger Gefängnisleiter angeklagt.

In den Gefängnissen hielt Assad während des Bürgerkriegs in Syrien Aufständische und Feinde der Regierung gefangen. Damit führte er die brutale Herrschaft seines Vaters Hafiz al-Assad fort, dessen Amt er 2020 übernahm. So seien laut Amnesty International viele Journalisten, Menschenrechtsverteidiger, Rechtsanwälte und politische Aktivisten bereits seit mehr als zehn Jahren „verschwunden“. Die Gefängnisse, geführt von den syrischen Geheimdiensten, sind für massenhafte Unterdrückung, Folter und Hinrichtungen bekannt. Besonders das Sednaya-Militärgefängnis am Rand der syrischen Hauptstadt Damaskus ist zu einem Symbol des Schreckens geworden. In einem Bericht von 2016 bezeichnet es Amnesty International als „Schlachthaus für Menschen“.

Nach Assad-Sturz in Syrien: Menschen suchen in Foltergefängnissen nach Angehörigen

Viele dieser Gräueltaten werden erst jetzt ans Licht kommen. Videoaufnahmen eines aktuellen Beitrages der Welt zeigen Männer, die in einem syrischen Gefängnis Insassenlisten nach ihren Angehörigen durchsuchen. Einige stemmen gemeinsam eine Steinmauer auf, mit der Vermutung, dass dahinter Gefangene versteckt wurden. Verwesungsgeruch liege dort in der Luft, sagt Welt-Reporter Steffen Schwarzkopf in dem Beitrag. Eine weitere Szene zeigt Menschen, die in einer Leichenhalle nach verstorbenen – womöglich getöteten – Familienmitgliedern suchen.

Einer jener, die an den menschenverachtenden Vorgängen während der Assad-Regierung beteiligt gewesen sein soll, steht nun in den USA vor Gericht. Dem 72-jährigen Samir Ousman Alsheikh wird vorgeworfen, seinen Untergebenen befohlen zu haben, politischen und anderen Gefangenen schwere körperliche und seelische Leiden zuzufügen. Das teilte das US-Justizministerium mit. Er sei allerdings auch selbst an Folterpraktiken beteiligt gewesen. Von 2005 bis 2008 soll Alsheikh das Zentralgefängnis von Damaskus, auch als Adra-Gefängnis bekannt, geleitet haben.

Ein Mann hält im syrischen Sednaya-Gefängnis Schlingen vor einer Maschine hoch. Diese bezeichnen die Syrer als „Kompressor“ – mit ihr wurden vermutlich zahllose Menschen gefoltert. © Sally Hayden/dpa

Angeklagter syrischer Gefängnischef soll Folter eingesetzt haben, um Regierungsgegner abzuschrecken

In einem sogenannten „Bestrafungstrakt“ seien laut US-Justiz auf seine Anweisung hin Häftlinge geschlagen worden, während sie mit ausgestreckten Armen an der Decke hingen. Zudem sei ein Foltergerät zum Einsatz gekommen, das den Namen „fliegender Teppich“ trug. Dabei seien die Körper der Gefangenen verdreht worden, was zu unerträglichen Schmerzen bis hin zu Wirbelbrüchen geführt habe.

Der Angeklagte habe Dissidenten und andere Gefangene foltern lassen, um die Opposition gegen al-Assad abzuschrecken, sagte die stellvertretende Generalstaatsanwältin Nicole M. Argentieri. Bereits vor der aktuellen Anklage war der seit 2020 in den USA lebende Alsheikh im Juli 2024 in Los Angeles wegen Vorwürfen des Einwanderungsbetrugs festgenommen worden. (dpa/smk)

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