Weil er bei Hochwasser eine Gefahr ist, wird derzeit der Zeiselbach in Bad Wiessee ausgebaut. Ein erster Teilabschnitt ist bereits fertig. Um auch den Oberlauf anpacken zu können, sind aber noch Grundstücks-Verhandlungen nötig.
Bad Wiessee - Gemächlich und friedvoll plätschert der Zeiselbach die meiste Zeit dahin. Dass er auch anders kann, hat der Wiesseer Wildbach schon hinlänglich bewiesen. Mehrfach ist das Gewässer bei Starkregen-Ereignissen über die Ufer getreten, hat Straßen überschwemmt und massive Schäden angerichtet. Zuletzt im Juni 2020. Damit das Risiko solcher Überflutungen minimiert wird, hat im vergangenen Herbst der lange geplante Ausbau des Zeiselbachs begonnen. Der erste Teilabschnitt ist mittlerweile fertig gestellt, derzeit arbeiten sich die Bagger entlang des Dourdanplatzes durchs Bachbett.
Bachsohle wird vertieft, der Abflussquerschnitt erweitert
„Die Maßnahme wird von der Bevölkerung gut angenommen“, sagt Josef Hamberger vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim, der das Projekt Zeiselbach betreut. Zufrieden blickt er in Richtung Seemündung. Von dort bis zur Brücke an der Seestraße ist der Ausbau bereits erfolgt. Mitarbeiter der Flussmeisterstelle Miesbach haben die Sohle vertieft und den Abflussquerschnitt aufgeweitet, damit der Bach bei Hochwasser die Fluten besser abführen kann. Die Böschungen wurden mit großen Natursteinen neu verbaut, rechter Hand wurde der Dammweg auf Schutzniveau angehoben.
Ausbau des Zeiselbachs: Auch Optik soll sich verbessern
Das Grün bahnt sich hier nach erfolgter Ansaat bereits seinen Weg. „Wir gehen davon aus, dass der gesamte Teilbereich zügig zuwächst“, sagt Hamberger. Da, wo es möglich ist, würden bei einem solchen Ausbau Optik und Ökologie berücksichtigt, fügt Andreas Holderer, zuständiger Abteilungsleiter beim WWA, hinzu. Er erinnert sich noch gut an die Widerstände beim Ausbau der Rottach, heute sei dort jegliche Kritik verstummt. Optisch, da sind sich die Experten vom Wasserwirtschaftsamt einig, werde der Zeiselbach nach dem Ausbau sogar gefälliger daherkommen.
Derzeit werden die Arbeiten entlang des Dourdanplatzes fortgeführt
Die laufenden Arbeiten im zweiten Teilbereich entlang des Dourdanplatzes zeigen, welch großer Aufwand hinter der Hochwasserschutzmaßnahme steckt. Vor der eigentlichen Bauphase, sprich der Eintiefung und Verbreiterung des Bachbetts, müssen die Böschungen provisorisch mit schwerem Gestein gesichert werden. „Das schaut jetzt noch hübsch wild aus“, sagt Hamberger. Erst nach erfolgtem Ausbau werden die Natursteine am Rande des Gewässers endgültig gesetzt und verbaut.
Erster Abschnitt kostet rund eine Million Euro
Danach wird der dritte Teilbereich zwischen Dourdanplatz und der Bundesstraßenbrücke ausgeführt – dann nicht mehr von der Flussmeisterstelle, sondern einer Spezialtiefbaufirma. Im Laufe des nächsten Jahres soll der komplette Unterlauf des Zeiselbachs ausgebaut und für ein hundertjährliches Hochwasser gerüstet sein. Rund eine Million Euro werden für diesen ersten Bauabschnitt fällig sein, 30 Prozent davon trägt die Gemeinde.
Ausbau des Oberlaufs wird die umfangreichere Maßnahme
Robert Kühn (SPD), der die jüngsten Überflutungen im Juni 2020 als frisch gewählter Bürgermeister miterleben musste, ist erleichtert, dass der Ausbau des Zeiselbachs nach jahrelangen Planungen und Analysen endlich in der Umsetzungsphase ist. Allerdings handelt es sich bei der jetzigen Maßnahme erst um Bauabschnitt eins. Im Anschluss soll möglichst zügig auch der Oberlauf des Zeiselbachs ausgebaut werden – die weitaus umfangreichere Maßnahme.
Gemeinde will sich Grundstücke der Anlieger sichern
Ob und wie schnell es hier an die Umsetzung geht, hängt auch vom guten Willen der Anlieger ab. „Die Baugenehmigung wäre da, der Knackpunkt ist die Verfügbarkeit der Grundstücke“, macht Holderer deutlich. Auch Kühn bestätigt, dass die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern noch nicht abgeschlossen sind. Er hoffe, dass letztlich die Vernunft bei der Bürgerschaft obsiege. „Hier geht es um eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, wir wollen alle schützen“, betont Kühn.
Eine Garantie, dass die Wiesseer nach erfolgtem Ausbau vor den Fluten des Zeiselbachs sicher sind, können die Verantwortlichen übrigens nicht geben. „Wir bauen für den Fall eines hundertjährlichen Hochwassers“, sagt Holderer. Es werde aber immer auch Ereignisse geben, „die noch größer sind“, fügt Hamberger hinzu. Jeder Anlieger sei daher gefordert, auch eigene Vorkehrungen für den Fall von Überflutungen zu treffen.
gab