Tierheim am Tegernsee ruft nach Hilfe: Einnahmen reichen bei Weitem nicht

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Fangen Tiere aus dem ganzen Landkreis auf: Die Tierheimleiterinnen Isabel Seitz (l.) und Sophia Adam (r.) um Vereinsvorsitzende Johanna Ecker-Schotte leisten viel Arbeit. Finanziell fehlt dafür aber die nötige Unterstützung. © Thomas Plettenberg

Ausgesetzte Tiere an der Autobahn oder Abgaben durch hilflose Besitzer: Das Tierheim Rottach-Egern hat im vergangenen Jahr 480 Tiere aufgefangen. Weil die Einnahmen dafür bei Weitem nicht reichen, schlägt die Vereinsvorsitzende jetzt Alarm.

Rottach-Egern - Johanna Ecker-Schotte ist nicht auf Konfrontation aus, sie sucht eine solidarische Lösung. Doch wie ernst die Situation im Tierheim Rottach-Egern ist, kann die Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal nicht verbergen. Insgesamt 480 Tiere hat das einzige Tierheim im Landkreis Miesbach im vergangenen Jahr versorgt. Darunter waren allein 355 herrenlose Fundtiere, 45 vom Veterinäramt sichergestellte und 80 abgegebene Tiere. In der Spitze betreute das Heim 165 Tiere im Sommer gleichzeitig – selbst Büroräume mussten zur Unterbringung umfunktioniert werden. „So kann es nicht mehr weitergehen“, sagt Ecker-Schotte.

Tierheim: Laufender Betrieb verursacht enorme Kosten

Nicht nur in die dringend nötige, neue Katzen-Quarantänestation muss das Tierheim investieren. Auch der laufende Betrieb verursacht enorme Kosten. Knapp 140.000 Euro musste der Verein im vergangenen Jahr für Tierarztkosten, Kastrationen und Futter berappen. Hinzu kommen Personalkosten, die sich freilich nicht vermeiden lassen, auch wenn Vorstand und Beirat komplett ehrenamtlich arbeiten. Auch das Leitungsteam des Tierheims, Sophia Adam und Isabel Seitz, leiste „enorme freiwillige Arbeits- und Einsatzzeiten“. Doch um den Betrieb an 365 Tagen im Jahr aufrechtzuerhalten, brauche es zwei Mitarbeiterinnen in Vollzeit, eine in Teilzeit und zwei weitere Helfer mit Minijobs.

Tierschutzverein erhält 10 Cent pro Einwohner des Landkreises

Den Ausgaben gegenüber stehen Einnahmen von 10 Cent pro Einwohner – gut 10.000 Euro – des Landkreises. Die Gemeinden zahlen zwischen 500 und 1000 Euro als Einmalbetrag pro Jahr. Ohne Spenden und Vermächtnisse würde die Rechnung schon lange nicht mehr aufgehen. „Dabei erfüllen wir sehr hohe Auflagen gegenüber dem Deutschen Tierschutzbund und dem Veterinäramt“, betont Ecker-Schotte.

Fundtiere sind oft krank und verursachen hohe Tierarztkosten

Von Mehrkosten verschont sind freilich auch die Kommunen nicht. Sie müssen die Erstversorgung von Fundtieren finanzieren, die besonders häufig an der Autobahn ausgesetzt werden. „Die Tiere sind oft todkrank, infiziert mit Katzenschnupfen oder leicht bis schwer verletzt“, sagt Ecker-Schotte. Entweder bringen Bürger die Fundtiere selbst zum Arzt, oder das Tierheim übernimmt diese Aufgabe. Wenn dann eine vierstellige Rechnung nach einer Not-OP ans Rathaus geht, schlagen manche Kommunen die Hände über dem Kopf zusammen. „Aber die ganzen Folgekosten tragen seit 2009 nicht mehr die Kommunen, sondern wir.“

Tierkliniken und Tierärzte müssten häufig zur Nachversorgung aufgesucht werden. „Danach holen wir das Tier zu uns“, erklärt Ecker-Schotte. Einen Unterschied, ob es dabei um einen Hamster, einen Hund oder eine Katze geht, machen die Helfer nicht. „Jedes Tier hat das Recht auf Erste-Hilfe-Maßnahmen.“ Manche müssten auch von ihrem Leid erlöst werden – das entscheidet der Tierarzt in Absprache mit dem Tierheim.

Vorsitzende wünscht sich eine gemeindeübergreifende Regelung

Was sich die Vereinsvorsitzende nun wünscht, ist eine gemeindeübergreifende Regelung. Der Bayerische Städte- und Gemeindetag empfiehlt etwa, pro Einwohner 0,75 Euro ans Tierheim zu zahlen. Würde dann auch der Landkreis 25 Cent berappen, hätte das Tierheim einen Euro pro Einwohner – rund 100.000 Euro – zur Verfügung.

Als Forderung formulieren will Ecker-Schotte diese Summe nicht, sie sieht darin einen überregionalen Vergleichswert. In einem sehr konstruktiven Dialog mit den Bürgermeistern habe sie aber bereits das Miteinander gesucht und das Gefühl gewonnen, das Thema werde wahrgenommen. Weitere Gespräche sollen noch stattfinden.

nap

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