Fahrschüler scheitert 128 Mal an Theorieprüfung bei Gebühren von über 3300 Euro

Ein Fahrschüler in Großbritannien hat den theoretischen Führerscheintest bereits 128 Mal abgelegt, jedoch ohne Erfolg. Laut einer Anfrage der AA Driving School an die Driver and Vehicle Standards Agency (DVSA), über die "The Independent" berichtet, belaufen sich die Kosten für diese Versuche auf insgesamt 2944 Pfund, umgerechnet 3337 Euro. 

Jeder Test kostet 23 Pfund, rund 26 Euro, was die finanzielle Belastung für den Kandidaten erheblich macht. Die Theorieprüfung ist, ähnlich wie in Deutschland, eine Voraussetzung, um zur praktischen Fahrprüfung zugelassen zu werden.

Selbe Durchfall-Quote bei Theorieprüfung in England und Deutschland

Die Theorieprüfung umfasst Multiple-Choice-Fragen zu Verkehrsregeln und sicherem Fahrverhalten sowie eine Gefahrenwahrnehmung durch Videosequenzen. Für das ähnliche Verfahren in Deutschland hat Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ein umfassendes Reformpaket für eine Vereinfachung des Verfahrens und Kostensenkung vorgelegt. Denn die Erfolgsquoten lassen in Deutschland zu wünschen übrig: Laut einem Bericht des TÜV-Verbands scheiterten 2024 gut 45 Prozent im ersten Anlauf – die selbe Quote, die "The Independet" für Großbritannien angibt.

Eine Statistik über die meisten Versuche gibt es in Deutschland nicht. Emma Bush, Geschäftsführerin der AA Driving School, warnt im Zeitungsbericht davor, den Schwierigkeitsgrad der Prüfung zu unterschätzen. "Revision ist der Schlüssel zum Erfolg", betonte sie, räumte jedoch ein, dass Lebensumstände und Nervosität am Prüfungstag oft hinderlich sein können.

Ein Fahrschulauto fährt auf der Straße. Im Vordergrund ein deutscher Führerschein.
In Deutschland machen jährlich rund 2 Millionen Menschen die Theorieprüfung. Die Anzahl der bestandenen praktischen Prüfungen liegt bei etwa 1,25 Millionen (Symbolbild). Getty, Stadtratte

Kosten für praktische Prüfung deutlich geringer in Großbritannien

Neben der Theorieprüfung nennt der Bericht von "The Independet" auch eine bemerkenswerte Zahl zur praktischen Fahrprüfung. Zwei Personen hätten diese bereits 37 Mal abgelegt, ohne zu bestehen, und dabei jeweils bis zu 2220 Pfund ausgegeben, umgerechnet rund 2500 Euro. Im vergangenen Jahr lag die höchste Anzahl von Versuchen vor einem erfolgreichen Abschluss bei 21.

Damit liegen die Kosten für die praktische Führerscheinprüfung deutlich unter denen, die Fahrschüler in Deutschland einrechnen müssen. Laut dem ADAC belaufen sich die Kosten pro Prüfung auf 130 Euro, was bei 37 Versuchen 4310 Euro ergibt. Hinzu kommen jedoch Gebühren für Nachschulungsfahrten, die oft teurer sind als einfache Fahrstunden. Allerdings schwankt der Preis regional stark und mit den richtigen Tricks lässt sich viel Geld sparen.

5 Gründe, weshalb so viele Fahrschüler an der Theorieprüfung scheitern

Psychologie-Professor Florian Becker erklärt die Gründe für die miesen Ergebnisse vieler Prüflinge.

  1. Lernprüfung ohne Vorbereitung: Die Theorie gilt als "reine Lernprüfung", doch vielen fehlt die eingeübte Lernroutine von Hinsetzen, Wiederholen und Abfragen. Fahrschulen berichten von Kandidaten, für die gründliche Vorbereitung ungewohnt ist.
  2. Leistungsabfall im Bildungssystem: Studien signalisieren sinkende Kompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft, während Standards gesenkt und Noten inflationär vergeben werden. Wer sich so durchs System bewegt, stößt bei festen Prüfungsanforderungen auf Probleme.
  3. Kognitive Einbußen: Becker verweist auf einen seit Jahrzehnten beobachteten Rückgang zentraler IQ-Aspekte (Anti-Flynn-Effekt). Dieses Minus an kognitiver Leistungsfähigkeit erschwert das sichere Beherrschen der Theoriestoffe.
  4. Fehlende Selbstdisziplin und Motivation: Ein wichtiger für Bildungserfolg ist Selbstdisziplin, die Fähigkeit, gegen Widerstände dranzubleiben. Nach Einschätzung des Psychologen nimmt diese Fähigkeit ab, was die systematische Vorbereitung auf die Theorie erschwert.
  5. Wenig Verkehrserfahrung und Regelsozialisation: Fahrlehrer beobachten Lernende, die selten eigenständig am Verkehr teilnehmen und dadurch weniger Regelwissen aufbauen. Unterschiede in gelebten Verkehrsregeln aus Herkunftsländern können zusätzlich zu Fehlvorstellungen führen.