Parksituation „eine Zumutung“: Antrag von leidgeplagtem Paar wird auf Bürgerversammlung diskutiert
Die Bürgerversammlung der Stadt Geretsried löst nur mäßiges Interesse aus. Aber es wurde diskutiert. Ein Punkt etwa: Die Verkehrssituation in der ganzen Stadt.
Zwischen Tanklöschfahrzeugen standen Stellwände, Stühle und Bürgermeister Michael Müller: Die Stadt hatte zur Bürgerversammlung in die Feuerwache Nord eingeladen. Großen Raum nahm die Information zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans ein. Hier bietet die Kommune eine breit angelegte Bürgerbeteiligung an und hofft auf rege Teilnahme.
Parksituation „eine Zumutung“: Antrag von genervtem Paar wird auf Bürgerversammlung diskutiert
Schon seit ein paar Jahren nutzt die Stadt ihre Liegenschaften für Bürgerversammlungen. Statt eines chronologischen Rechenschaftsberichts spricht Müller über die Themen, die in der Verwaltung gerade bearbeitet werden. Trotz dieser übersichtlichen Aufbereitung war das Interesse in den vergangenen Jahren gering, am Donnerstag waren es immerhin 20 interessierte Bürgerinnen und Bürger, die gekommen waren.
64 digitale Dienstleistungen
Landrat Josef Niedermaier sprach in seinem Grußwort über die Digitalisierung von Behörden, die beispielsweise in Schweden und im Baltikum weit vorangeschritten sei. Vorgänge in Verwaltungen könnten dadurch weiter vereinfacht werden. Bürgermeister Müller ergänzte, dass das Geretsrieder Rathaus derzeit 64 digitale Dienstleistungen anbiete und weitere folgen: Im Juni soll die Bürgerservice-Box eröffnet werden. Dann können wie berichtet Personalausweis oder Reisepass auch außerhalb der Öffnungszeiten des Rathauses abgeholt werden.
Für den Schulsport und für Vereine soll die Mittelschulturnhalle an der Adalbert-Stifter-Schule ab Ende des Jahres wieder zur Verfügung stehen, berichtete Daniel Dankesreiter vom Liegenschaftsamt. Denn: Die Nutzung der Halle als Asylunterkunft endet Mitte September. Bis 30. Juni sollen die letzten Bewohner ausziehen, anschließend wird das Gebäude saniert.
Erweiterung der Notunterkünfte
Eine weitere Liegenschaft sprach Stephanie Dickel an. „Die Obdachlosigkeit ist mittlerweile ein großes Thema“, so die Rathausmitarbeiterin mit Blick auf das Haus Klara an der Jeschkenstraße. Dort unterhält die Stadt sechs Notunterkünfte. Geplant sei eine Erweiterung, weil die Wohnungsnot in Geretsried immer akuter werde.

Stark vertreten war das Bauamt in der Versammlung, und die Abteilung hat gut zu tun: Die Stadt stemmt einige Bauvorhaben in der nächsten Zeit: neue Kita (aktuelle Kostenschätzung 9,6 Millionen Euro), Erweiterung und Sanierung der Mittelschule (50 Millionen Euro) sowie Aufstockung der Mittagsbetreuungen an den beiden Grundschulen (10,4 Millionen Euro).
Die größte Investition hat die Kommune mit dem Geothermie-Fernwärmenetz noch vor der Brust. „Die Bohrungen schreiten voran, allerdings mit etwas Verzögerung“, berichtete Stadtwerkeleiter Jan Dühring. „Das wird eine große Nummer“, sagte Bürgermeister Müller. Er rechnet mit 70 bis 80 Millionen Euro. Das Netz soll zwischen 2027 und 2032 gebaut werden.
Ehepaar wünscht sich mehr Kontrollen
Ein einziger Antrag zur Bürgerversammlung war im Vorfeld im Rathaus eingegangen. Gerlinde und Jakob Huber kritisierten generell die Parksituation in der Stadt. Das sei „eine Herausforderung und eine Zumutung für alle Bewohner Geretsrieds“. In der Versammlung sprach Huber über einen Müllwagen, der lange habe rangieren müssen, weil der Lkw aufgrund von parkenden Autos nicht mehr um die Kurve fahren konnte. „Ständig ist die Angst vorhanden, einen Fußgänger oder Radfahrer zu übersehen“, so Huber. „Ob im Rotkehlchen-, Dompfaffenweg, Rübezahlstraße und dergleichen, überall das gleiche Problem.“ Das Ehepaar wünscht sich verstärkt Kontrollen, und zwar auch abends und nachts.
Wie Michael Sidarous vom Ordnungsamt berichtete, habe man die Verkehrsüberwachung aufgefordert, diesen Bereich vermehrt zu bestreifen. Generell sei es eine große Herausforderung, das richtige Maß zu finden. „Die einen Bürger beschweren sich, wenn ein Parkverbot erlassen wird, die anderen, dass zu viel kontrolliert wird.“ Im Gegenzug würden andere mehr Regeln und strengere Kontrollen fordern. Es gelte eine Balance zu finden, die der Sicherheit von Bürgern und Besuchern gerecht wird.
Huber beantragte außerdem, für die Zeit der Straßenreinigung ein Parkverbot auf der jeweiligen Straße zu organisieren. Wolfratshausen gehe da mit gutem Beispiel voran, so der Geretsrieder. Rathauschef Müller versprach, sich in Wolfratshausen zu erkundigen.
Nach 30 Jahren neuer Flächennutzungsplan
Wie sich die Stadt in den nächsten Jahren entwickeln soll, zeigte der Flächennutzungsplan. Er regelt in Grundzügen die Art der Bodennutzung für das Stadtgebiet. Der letzte, noch von Hand gezeichnete Plan, stammt aus dem Jahr 1995, ein neuer, digitaler ist in Arbeit. Den Vorentwurf stellte Hilke Jäger vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum vor. Wo gibt es potenzielle Flächen für Wohnraum? Wo für Gewerbe? Was plant die Stadt auf der Böhmwiese, der zukünftigen Verbindung von S-Bahnhof und Zentrum? Zusätzlich zur gesetzlichen Beteiligung und öffentlichen Auslegung soll es weitere Beteiligungsmaßnahmen in Form einer digitalen Umfrage, Info-Stationen und „Walkshops“ geben.