180.000 Leben retten – mit einer Klima-Maßnahme, die fast nichts kostet

Der „Global Methane Status Report“, der am Montag bei der UN-Klimakonferenz COP30 in Brasilien vorgestellt wurde, liefert Grund zur Hoffnung. Seit dem Start der internationalen „Global Methane Pledge“ vor vier Jahren auf der COP26 im britischen Glasgow haben Länder und Unternehmen spürbare Erfolge erzielt. Demnach verfolgen 153 Länder nach wie vor das Ziel, die globalen Methanemissionen gemeinsam bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2020 zu reduzieren.

Methan-Prognosen besser als erwartet

Der Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) und der Climate and Clean Air Coalition bestätigt: Die Prognosen für 2030 sind deutlich besser als noch 2021 erwartet. Neue Vorschriften in Europa und Nordamerika sowie ein langsameres Wachstum im Erdgas-Sektor haben bereits dazu beigetragen, dass die Methan-Emissionen niedriger ausfallen werden. 

„Die Global Methane Pledge hat Ambition in greifbare Fortschritte verwandelt“, sagt Dan Jørgensen, EU-Kommissar für Energie und Wohnen. „Über Sektoren und Kontinente hinweg beweisen Länder und Unternehmen, dass Methanreduktionen machbar sind.“

80 Prozent der Maßnahmen günstig umsetzbar

„In nur vier Jahren haben wir Verbesserungen erzielt, aber wir müssen weiterhin schnellere und tiefere Methanreduktionen vorantreiben“, fasst es Julie Dabrusin, Kanadas Umweltministerin zusammen. „Jede vermiedene Tonne bringt uns sauberere Luft, widerstandsfähigere Gemeinschaften und eine florierende Weltwirtschaft näher“.

Nationale Klimapläne könnten bis 2030 eine Reduktion um acht Prozent gegenüber 2020 ermöglichen. Wenn alle Länder ihre Versprechen ernst nehmen und bewährte Techniken voll einsetzen, ist laut Experten sogar das ambitionierte Ziel von 30 Prozent machbar. Und das relativ billig: „80 Prozent der Maßnahmen können mit vergleichsweise niedrigen Kosten umgesetzt werden“, sagt Ruth Zugman do Coutto, Stellvertretende Direktorin der Klimawandelabteilung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen in Belém. „Aber wir müssen jetzt dringend handeln!“ 

„Wenn wir die Handbremse ziehen ...“

Die Senkung von Methanemissionen bietet den Experten zufolge riesiges Potential. Martina Otto von der Climate and Clean Air Coalition bezeichnet Methan-Maßnahmen als „low hanging fruit", also eine „niedrig hängende Frucht“, die sich leicht ernten lässt. Mit einfachen, günstigen Methoden könnten bis 2030 weltweit jährlich 180.000 Menschen vor dem vorzeitigen Tod durch Luftverschmutzung gerettet werden – dazu würden 19 Millionen Tonnen Ernteausfälle vermieden werden.

Mögliche Maßnahmen sind etwa Programme zur Leckerkennung und -reparatur, das Abdichten verlassener Bohrlöcher im Öl- und Gassektor, Wassermanagementmaßnahmen im Reisanbau sowie die getrennte Erfassung und Behandlung organischer Abfälle in Landwirtschaft und Abfallwirtschaft.

Martina Otto  Leiterin des Sekretariats, Climate and Clean Air Coalition (CCAC)
Die Richtung stimmt, doch es braucht mehr Tempo, sagt Martina Otto, Leiterin des Sekretariats, Climate and Clean Air Coalition auf der COP30. COP30

Die Botschaft ist den Experten zufolge klar: Die nötigen Technologien, politischen Regeln und Partnerschaften seien bereits vorhanden. Nun geht es um Skalierung – in Energie, Landwirtschaft und Abfall. „Wenn wir die Handbremse ziehen, weil wir auf eine Wand zusteuern, dann müssen wir sie fest ziehen“, sagt Otto. „Und nicht nur ein bisschen.“