Traditionsbäckerei wird 125 Jahre alt: Eine Sache macht den Familienbetrieb besonders

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Esting 125 Jahre Bäckerei Bömmel Bömmel Senior und Junior. © Carmen Voxbrunner

Bis ins Jahr 1782 geht die Bäckertradition in der Familie Bömmel zurück. Ein anderer Beruf kam keiner der mittlerweile acht Generationen in den Sinn. Heuer wird der Betrieb 125 Jahre alt.

Esting - 125 Jahre wird die Bäckerei Bömmel heuer alt. Doch eigentlich ist das eine Untertreibung, denn in der Familie reicht die Bäckertradition zurück bis ins Jahr 1782. Einen anderen Beruf zu ergreifen, kam keiner der mittlerweile acht Generationen in den Sinn.

125 Jahre Bäckerei Bömmel: Achte Generation in der Backstube

Auch für den heutigen Inhaber Thomas Bömmel stand von Anfang an fest, dass er Bäcker werden würde. Er ist quasi in der Backstube aufgewachsen. „Wenn ich als Kind mal nachts aufgewacht bin, brauchte man mich bloß auf den Tisch zu setzen und mir einen Klumpen Brezenteig in die Hand zu drücken“, erzählt der 53-Jährige. „Dann war alles gut.“

Fotos zeigen ihn bereits als Knirps mit weißer Bäckermütze und später als Schulbub, mit den ersten selbstgemachten Backwaren in der Hand.

Wenn ich als Kind mal nachts aufgewacht bin, brauchte man mich bloß auf den Tisch zu setzen und mir einen Klumpen Brezenteig in die Hand zu drücken. Dann war alles gut.

Und was macht Sohn Felix? Der hat gerade seine Gesellenprüfung im Bäckerhandwerk als Innungsbester bestanden. Auch er hat keinen anderen Beruf in Betracht gezogen, obwohl die meisten seiner Freunde studieren. „Ich wollte nie im Büro hocken“, sagt der 18-Jährige. „Und ich finde es tatsächlich schön, früh aufzustehen und um 10 Uhr mit der Arbeit fertig zu sein.“

Bäckerei Bömmel: Sohn Felix übernimmt Geschäft - Er „wollte nie im Büro hocken“

Früh aufstehen – auch das ist ein bisschen untertrieben, denn die Arbeit in der Backstube beginnt mitten in der Nacht, um 2 Uhr. Nur so ist es möglich, täglich sämtliche Teige ohne Backmischungen und Zusatzstoffe frisch herzustellen. „Das machen vielleicht noch drei Prozent aller Bäcker“, sagt Thomas Bömmel.

Die Brezen, seit jeher sein Verkaufsschlager, werden einzeln von Hand gedreht. Darum sieht auch jede ein bisschen anders aus. Der Chef erkennt auf einen Blick, welche Breze von welchem Mitarbeiter ist.

Jeisstr. ca. 1970
Blick in vergangene Zeiten: In der Jeisstraße in Esting gabs bereits um 1970 die Bäckerei Bömmel. © REPRO/OS

Seine Vorfahren betrieben die Bäckerei, die damals noch Haub hieß, in Nüdlingen bei Bad Kissingen. Im Jahr 1900 heiratete Joseph Bömmel, der Urgroßvater des heutigen Inhabers, in die Familie ein und übernahm den Betrieb von seinem Schwiegervater. Seitdem lautet der Firmenname Bömmel – daher das 125-jährige Jubiläum.

Thomas Bömmels Vater Reinhold zog der Liebe wegen in die Münchner Gegend und eröffnete mit seiner Frau Eva 1973 das Geschäft am heutigen Standort in der Jeisstraße in Neu-Esting. 1981 kam eine Feinkostabteilung hinzu. Außerdem gibt es mittlerweile Filialen in Olching und Gernlinden. So hat der Betrieb genau die richtige Größe, sagt Thomas Bömmel. „Wird man zu groß, leidet die Qualität. Wird man zu klein, stirbt man.“

125 Jahre Bäckerei Bömmel in Esting: Auszubildende aus Vietnam

48 Mitarbeiter beschäftigt der 53-Jährige, mit einer Ausnahme alle selbst ausgebildet. „Anders geht es nicht, man findet ja keine Leute.“ Doch selbst das Problem des Nachwuchsmangels hat er gelöst – über den Landesinnungsverband bekommt er Auszubildende aus Vietnam, die in ihrem Heimatland Deutsch auf B1-Niveau gelernt haben.

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Schon als kleiner Bub hielt sich Thomas Bömmel gerne in der Backstube auf. © REPRO/OS

Die erste junge Frau, die auf diesem Wege in den Betrieb kam, hat gerade ihre Gesellenprüfung abgelegt. Neue Azubis stehen bereits in den Startlöchern. Wohnen können sie über dem Geschäft in WG-Zimmern, die Bömmel zur Verfügung stellt. „Ich bin glücklich über diese Möglichkeit. Die jungen Leute aus Vietnam sind fröhlich und freundlich, sie wollen arbeiten und etwas lernen.“

Zum Jubiläum haben Vater und Sohn gemeinsam ein Brot aus alten Getreidesorten wie Einkorn, Hafer, Roggen und Dinkel entwickelt. Felix Bömmel hat bereits viele eigene Rezeptideen – und den Überblick in der Backstube. Vater Thomas kann inzwischen ein bisschen länger schlafen. Von Ulrike Osman

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