Feiern auf dem Fliegerhorst: Im Offizierskasino stiegen die größten Feste

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Noch immer intakt: Oberstleutnant Markus Würmseher (l.) und Kasino-Geschäftsführer Michael Friedrich-Krönauer stehen in der Kegelbahn. Hier könnte sofort gespielt werden. © Max-Joseph Kronenbitter

Das denkmalgeschützte Offizierskasino war einst ein gesellschaftlicher Mittelpunkt. Seine Architektur spiegelt den Stolz der Luftwaffe wider. Ein Rundgang.

Fürstenfeldbruck - Bis zur Eröffnung des Veranstaltungsforums Fürstenfeld vor 25 Jahren war das Offizierskasino im gesellschaftlichen Leben der Stadt wohl eine der bedeutendsten Lokalitäten. Dort wurden nicht nur militärische Anlässe, sondern zum Beispiel auch der offizielle Stadtball gefeiert. Wie viele Gebäude im Fliegerhorst steht auch das Offizierskasino unter Denkmalschutz.

Das Offizierskasino im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck
Hier geht's rein: Oberstleutnant Markus Würmseher vor dem Eingang der Offizierheimgesellschaft. © Max-Joseph Kronenbitter

Das Offizierskasino ist das am weitesten von der Startbahn entfernte Gebäude. Denn für das Leben im Fliegerhorst war es offensichtlich so wichtig, dass das zweigeschossige, mit einem langen, südseitigen Balkon ausgestattete Gebäude im Falle eines Fliegerangriffs, der meist auf die Bombardierung der Rollfelder zielt, keinesfalls zerstört werden sollte. Dabei ist das Kasino, das im Zuge des in den Jahren 1936 bis 38 entstandenen Fliegerhorstes gebaut wurde, ein gänzlich unmilitärisches Haus. Es diente vielmehr der Erholung und der Ablenkung vom Dienst.

Fliegerhorst Fürstenfeldbruck: Baustil zeigt Stolz der Luftwaffe

„Das Offizierskasino ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich der elitäre Charakter der Luftwaffe auch am Baustil manifestiert, der nicht nur im Brucker Fliegerhorst eine repräsentative Funktion erfüllt“, erklärt Oberstleutnant Markus Würmseher, Architekt und Dozent an der Offizierschule. Die Bauten würden den „Stolz der Luftwaffe, Neid des Heeres, Empörung der Partei“ dokumentieren, wie der um die Verweichlichung des Militärs besorgte Weltkriegsgeneral Herbert Rieckhoff kritisch feststellte.

Porträt von Manfred von Richthofen im Kaminzimmer des Offizierskasino im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck
Im Kaminzimmer hängt ein Porträt von Manfred von Richthofen. © Max-Joseph Kronenbitter

Man betritt das Gebäude auf der Nordseite, deren Fassade von Segmentbögen zwischen wuchtigen Nagelfluh-Pfeilern dominiert ist. Die Wände des langen, mit Solnhofer Marmor gefliesten Gangs sind mit Wappen von zumeist umbenannten oder sogar aufgelösten Luftwaffen-Geschwadern verziert. Die Garderobe ist davon mit einem schmiedeeisernen Raumteiler-Gitter abgetrennt. 

Fliegerhorst Fürstenfeldbruck: Im Speisesaal wird noch serviert

Das Kaminzimmer mit einem offenen, mit Rotmarmor verkleideten Kamin, rotem Kalksteinboden, zweiflammigen Wandleuchten und einer Eichen-Kassettendecke ist wohl der bedeutendste Raum in dem über 1000 Quadratmeter großen Hauptgebäude. Kaum weniger edel ist der Wintergarten ausgestattet, der wegen eines zentral über dem offenen Kamin hängenden und von zwei Messing-Leuchtern flankierten Portraits von Manfred von Richthofen – bekannt als der „Rote Baron“ – nach selbigem benannt ist: holzvertäfelte Wände mit Intarsien, nach Süden ein Blumenfenster.

Der Rundgang in dem für viele Soldaten wichtigsten Gebäude des Fliegerhorstes, in dem nach wie vor mittags und abends von zwei blau uniformierten Ordonnanzen Speisen kredenzt werden, ist eine Reise in die noch weitestgehend im Originalzustand erhaltene Baugeschichte der 1930er-Jahre. Vom Kaminzimmer geht es in den großen Speisesaal, in dem zwar noch doppelkronige Leuchter von der Decke hängen, aber die alten Stuckornamente wegen Baufälligkeit nicht mehr erhalten sind. Zugemauert ist der in vielen Kasinos übliche Balkon für Musiker, die besondere Anlässe begleiteten.

Fliegerhorst Fürstenfeldbruck: Funktionstüchtige Kegelbahn

Ein wuchtiger Mittelpfeiler stützt das Kreuzgratgewölbe des etwas spelunkigen Gastraums im Keller. Dorthin gelangt man über eine Holztreppe oder – für die Ordonnanzen der schnellere Weg – über eine schmale Naturstein-Wendeltreppe mit Schmiedeeisengitter. Aus der Erbauungszeit stammen auch noch die bemalten, Kontinente darstellenden Fenster. Über drei Granitstufen gelangt man zur nach wie vor intakten Kegelbahn unter einem Tonnengewölbe. Heimelig-rustikal wirkt die Kegelstube davor: Zirbelholz an den Wänden und Fichte an der Decke, dazu ein grün gemusterter Kachelofen mit gemütlicher Ofenbank – wenn die Wände über die Feste der vergangenen knapp 90 Jahre erzählen könnten.

Die Serie „Furstys Baudenkmäler“: Im Zuge der derzeit für das Jahr 2030 geplanten Aufgabe des Fliegerhorstes durch die Bundeswehr und der Konversion des Geländes spielt der Denkmalschutz eine erhebliche Rolle. Denn viele Gebäude auf Fursty gelten als Mischung des Heimatstils und der sogenannten Bayerischen Postbauschule. Der Münchner Merkur stellt in einer Serie die markantesten, unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke vor. 

Das war Teil 2 der Serie. Hier geht es zu Teil 1, dem Kilometerbau.

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