Erste Hilfe bei Zerrung - Wie behandelt man eine Muskelzerrung effektiv?

Was ist eine Muskelzerrung?

Muskelzerrungen sind eine häufige Sportverletzung, die durch eine Überdehnung des Muskels entsteht. Typische Symptome sind plötzlich auftretende, ziehende Schmerzen und eine Muskelverhärtung. Die Behandlung zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Was ist die PECH-Regel und wie wende ich sie an?

Die sogenannte PECH-Regel ist die Grundlage für die Erstbehandlung von Muskelzerrungen und umfasst die folgenden Maßnahmen:

  1. Pause: Der betroffene Muskel sollte sofort ruhiggestellt werden, um weitere Schäden zu vermeiden.
  2. Eis: Kühlen reduziert die Schmerzen und hemmt die Schwellung. Dafür eignet sich ein Kältepack, das mehrmals täglich für 10 bis 20 Minuten aufgelegt wird. Wichtig ist, ein dünnes Tuch zwischen Eis und Haut zu legen, um Kälteschäden zu vermeiden.
  3. Compression (Kompressionsverband): Ein elastischer Verband hilft, die Schwellung zu kontrollieren und gibt dem verletzten Bereich Stabilität. Der Verband darf jedoch nicht zu eng anliegen, um den Blutfluss nicht zu behindern.
  4. Hochlagern: Der verletzte Muskel sollte hochgelagert werden, um die Schwellung zu verringern.

Welche weiterführenden Maßnahmen und Schmerzmittel sind sinnvoll?

Nach den ersten 48 Stunden der PECH-Behandlung kann eine vorsichtige Bewegung des betroffenen Bereichs wieder aufgenommen werden. Dies hilft, Muskelsteifheit und Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. Es ist ratsam, mit leichten, schmerzfreien Aktivitäten zu beginnen und die Belastung langsam zu steigern.

Zur Schmerzbehandlung können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Diese Medikamente lindern nicht nur die Schmerzen, sondern wirken auch abschwellend. Alternativ können Salben oder Gels mit schmerzlindernden Wirkstoffen verwendet werden.

Warum ist Physiotherapie und Rehabilitation wichtig?

In vielen Fällen ist nach der akuten Phase eine Physiotherapie sinnvoll. Eine Physiotherapeutin oder ein Physiotherapeut kann gezielte Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Stärkung des betroffenen Muskels empfehlen. Leichte Dehnübungen und isometrische Übungen sind oft Teil des Rehabilitationsprogramms und helfen dabei, den Muskel wieder an Belastungen zu gewöhnen.

Ein kontinuierliches und moderates Trainingsprogramm kann den Heilungsprozess unterstützen und das Risiko für erneute Verletzungen verringern. Es ist jedoch wichtig, den Muskel vollständig ausheilen zu lassen, bevor man ihn wieder voll belastet, da sonst das Risiko einer erneuten Zerrung besteht.

Gibt es zusätzliche Behandlungsoptionen?

Neben den grundlegenden Maßnahmen der PECH-Regel und der Physiotherapie gibt es weitere Behandlungsansätze, die je nach Schweregrad und spezifischen Bedürfnissen der Patienten eingesetzt werden können:

  • Blutegeltherapie: Diese Methode kann zur Linderung von Schmerzen und Schwellungen beitragen.
  • Akupunktur: Diese traditionelle chinesische Medizin kann zur Schmerzlinderung und zur Förderung der Heilung eingesetzt werden.
  • Neuraltherapie: Dabei wird mit lokalen Betäubungsmitteln gearbeitet, um Schmerzen zu reduzieren und den Heilungsprozess zu fördern.

Was gibt es bei der Selbstbehandlung zu beachten?

Bei leichten Muskelzerrungen sind die genannten Maßnahmen zur Selbstbehandlung oft ausreichend. Bei starken Schmerzen, anhaltenden Beschwerden oder Verdacht auf schwerere Verletzungen wie einen Muskelfaserriss sollte jedoch eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Eine Ärztin oder ein Arzt kann die genaue Diagnose stellen und festlegen, ob weitere medizinische Interventionen notwendig sind.

Checkliste: Was tun bei Muskelzerrung?

  1. Den betroffenen Bereich sofort ruhigstellen.
  2. Mehrmals täglich für 10 bis 20 Minuten kühlen.
  3. Einen elastischen Verband zur Kompression anlegen.
  4. Den Muskel hochlagern, um die Schwellung zu verringern.
  5. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac einnehmen.
  6. Mit leichten, schmerzfreien Bewegungen nach 48 Stunden beginnen.
  7. Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Stärkung des Muskels in Anspruch nehmen.
  8. Den Muskel vollständig ausheilen lassen, bevor er wieder voll belastet wird.
  9. Alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur oder Neuraltherapie in Erwägung ziehen, falls nötig.
  10. Bei starken oder anhaltenden Schmerzen eine ärztliche Untersuchung durchführen lassen.

Über Dr. Matthias Liebl

Dr. Matthias Liebl ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit umfassender klinischer Erfahrung. Nach seiner Ausbildung zum Rettungsassistenten studierte er Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und erlangte 2012 die Anerkennung als Facharzt. Er arbeitete zunächst als Oberarzt in einer Kreisklinik und wurde 2015 Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie eines städtischen Krankenhauses. Später praktizierte er drei Jahre in der eigenen orthopädischen Praxis in Nürnberg, aktuell ist er als Chefarzt in Südthüringen tätig. Dr. Liebl hat sich kontinuierlich weitergebildet und besitzt Zusatzbezeichnungen in Notfallmedizin, spezieller Unfallchirurgie und Röntgendiagnostik. Zudem ist er seit 2007 als leitender Notarzt aktiv.

Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Sie ersetzen keinesfalls eine fachärztliche Beratung. Bei Beschwerden, Fragen oder Unsicherheiten bezüglich des Themas Muskelzerrung sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.