„Sehr gute Nachricht für die Wirtschaft“: Reallöhne steigen kräftig – höchster Anstieg seit 16 Jahren
Die Reallöhne sind im ersten Quartal 2024 stark gestiegen – so viel wie seit 2008 nicht. Experten erwarten weiteren Zuwachs und Schub für die Konjunktur.
Berlin – Dank erheblicher Tarifsteigerungen und Inflationsausgleichsprämien haben viele Beschäftigte in Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres deutlich mehr Geld in der Tasche: Der Schwund der Reallöhne ist gestoppt – sie sind um 3,8 Prozent gestiegen, meldet am Mittwoch (29. Mai) das Statistische Bundesamt. Das ist der höchste Anstieg der Reallöhne seit 16 Jahren. Eine Verdienstgruppe profitiert von den höchsten Lohngewinnen. Experten werten das als gutes Zeichen für die Konjunktur – und erwarten sogar einen weiteren Zuwachs der Löhne.

3,8 Prozent plus: Höchster Anstieg der Reallöhne seit Einführung der Statistik 2008
Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres sind die Nominallöhne in Deutschland um 6,4 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Da sich zugleich die Inflation abschwächte – die Verbraucherpreise legten im selben Zeitraum nur um 2,5 Prozent zu – ergibt sich ein bemerkenswerter Anstieg der Reallöhne um 3,8 Prozent. Dies stellt den höchsten Zuwachs seit Einführung der Statistik im Jahr 2008 dar.
„Der Anstieg ist eine sehr gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft und die Menschen in Deutschland“, erklärte dazu Sebastian Dullien, Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) auf Anfrage von merkur.de von IPPEN.MEDIA.

Positive Entwicklung nach Jahren der Inflation: Gründe für das starke Wachstum
Der außergewöhnliche Anstieg der Nominallöhne ist vor allem auf kräftige Tarifsteigerungen und vereinbarte Inflationsausgleichsprämien des TVöD zurückzuführen. Diese Prämien wurden vom Staat bis zu einer Höhe von 3000 Euro steuer- und abgabenfrei gestellt.
In den kommenden Monaten ist mit einem weiter robusten Zuwachs der Nominallöhne bei anhaltend niedriger Inflation zu rechnen.
„Überdurchschnittliche Verdienststeigerungen sind in den Wirtschaftsabschnitten ‚Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung‘ (+9,1 Prozent) und ‚Erziehung und Unterricht‘ (+8,0 Prozent) festzustellen, wo die große Mehrheit der Beschäftigten nach einem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) entlohnt wird“, heißt es in der Mitteilung des Bundesamtes.
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Beschäftigte im TVöD und Geringverdienende mit überdurchschnittlichem Lohngewinn
Besonders stark profitierten also Branchen mit einem hohen Anteil an Beschäftigten im öffentlichen Dienst, aber auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit vergleichsweise geringen Einkommen: Das Fünftel mit den geringsten Verdiensten hatte danach mit einem durchschnittlichen Nominallohnwachstum von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum im 1. Quartal 2024 die stärksten Verdienststeigerungen.
Die Erholung der Kaufkraft dürfte sich in den kommenden Monaten auch in einer zunehmenden Beschleunigung der Konsumnachfrage niederschlagen.
Deutsche Reallöhne mit Rekordanstieg – Schub für den Konsum erwartet
Seit Ende 2021 hatte die Inflation in Deutschland die Kaufkraft der Beschäftigten beeinträchtigt, was zu sinkenden oder nur minimal steigenden Reallöhnen führte. Mit der sich seit Mitte 2023 wieder abschwächenden Inflation und den aktuellen Lohnsteigerungen setzt sich nun eine positive Entwicklung fort, was die realen Bruttoeinkommen wieder ansteigen lässt.
„Die Erholung der Kaufkraft der breiten Masse von Menschen dürfte sich in den kommenden Monaten auch in einer zunehmenden Beschleunigung der Konsumnachfrage niederschlagen“, so Dullien. Dennoch dürfe man nicht übersehen, „dass die Reallöhne noch bei weitem nicht die Verluste seit dem Beginn der Covid-Pandemie 2019 wettgemacht haben.“ Dies dürfte laut dem Wirtschaftsexperten auch ein Grund sein, warum im ersten Quartal der Privatkonsum trotz der steigenden Reallöhne noch nicht auf einen Erholungskurs eingeschwenkt hat.
„Wichtige Stütze für die Konjunktur“: Experten erwarten weiteren Zuwachs der Nominallöhne
In den kommenden Monaten sei jedoch mit einem weiter „robusten Zuwachs der Nominallöhne bei anhaltend niedriger Inflation“ zu rechnen: „Der Konsum könnte damit zu einer wichtigen Stütze für die konjunkturelle Erholung werden“, erklärt IMK-Chef Dullien.
Insgesamt, so schätzt der Ökonom, dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr aber vor allem aufgrund des negativen statistischen Überhangs aus dem Vorjahr trotz der langsam aufhellenden Konjunkturaussichten bestenfalls um einige Zehntel Prozent wachsen: „,Im kommenden Jahr ist mit einem Wachstum von knapp einem Prozent zu rechnen, wobei der Konsum wichtige Wachstumsbeiträge liefern dürfte.“
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