Fehlende Elektromotoren bei Volkswagen - VW kann Ziele nicht erfüllen

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Überall auf der Welt treiben Autohersteller die E-Mobilität voran. Bei Volkswagen scheint es aber Probleme zu geben. Der einzige reine Elektro-Standort musste die Produktion drosseln.

Zwickau – Der Verbrennungsmotor bewegt sich langsam auf das Abstellgleis zu. Sowohl in der „Industrienation“ Deutschland als auch in anderen EU-Staaten ist es Konsens, dass ab 2035 keine Neuwagen mehr mit Benzin- oder Dieselmotor über die Ladentheke gehen. Das ist vorrangig im politischen Kurs begründet, den die Europäische Union seit einigen Jahren fährt. Die Autohersteller tun ihr Möglichstes, um Schritt zu halten, aber am Beispiel von VW zeigt sich nun, dass der politische Wille mit der Nachfrage kollidiert.

Anteil E-Autos an verkauften VW-Modellen (2023) 8,3 Prozent
Im VW-Werk Kassel hergestellte Elektromotoren pro Tag 800 – 900 Stück
Unternehmensname Volkswagen AG

VW drosselt Produktion – Werk für Elektroautos betroffen

Aktuell sind bei Volkswagen die Elektromotoren knapp. Das Zwickauer Werk – das einzige, das ausschließlich Elektroautos produziert – läuft mit reduziertem Betrieb. Wie das Handelsblatt berichtete, bestätigte ein Sprecher, dass derzeit nur noch eine gedrosselte Produktion läuft.

VW stand International Motor Show, IAA Mobility 2023 (05.09.-10.09.2023) on Sept 7, 2023 at the Exhibition Center in Mun
Fehlende Elektromotoren bei Volkswagen – Zu hohe Ziele bei der E-Mobilität? © IMAGO / Action Pictures

Genauer heißt das: Anstatt an fünf Tagen arbeiten die Mitarbeiter nur noch drei Tage die Woche in Früh-, Spät- und Nachtschicht. Das betrifft die beiden bei VW Sachsen hergestellten Modelle ID.4 und ID.5, außerdem das Audi-SUV Q4 e-tron. Nach derzeitigem Plan soll die Drosselung bis in den Februar hinein anhalten. Danach soll wieder regulärer Betrieb laufen. Von dem neuen Plan betroffene Mitarbeiter sind entweder in Kurzarbeit oder Volkswagen führt Weiterbildungsmaßnahmen durch.

Volkswagen fehlen die Elektromotoren

Der Grund für diese Maßnahmen liegt im VW-Komponentenwerk Kassel. Dieses macht Medienberichten zufolge immer mal wieder Probleme: Seit 2023 stellt Volkswagen hier einen Hochleistungselektromotor her, der unter anderem in den betroffenen Modellen zum Einsatz kommt. Dabei kam es wiederholt zu Engpässen in der Fertigung. Statt den anvisierten 1.500 Motoren pro Tag kommt die Anlage auf lediglich 800 bis 900 Motoren. Im November schaffte sie angeblich nur ein Drittel der technisch versprochenen Menge.

Ein ähnliches Problem hat die Volkswagen-Tochter Skoda. Auch hier läuft die Produktion des Elektro-SUV Enyaq mit verringerter Leistung, genau wie im Zwickauer Werk sind die fehlenden E-Motoren die Verursacher. Dafür aber hätten die Tschechen die Produktionszahlen für den Verbrenner-Wagen Octavia erhöht. Da Skoda beide Modelle in Mlada Boleslav auf einer Linie produziert, kann der Hersteller flexibel anpassen.

Kunden kaufen nicht mehr so viele Elektroautos

Ein weiteres größeres Problem für den Konzern ist die Nachfrage. Seit Monaten, so schreibt das Handelsblatt, bleibt die Elektro-Nachfrage im Privatkundenbereich auf einem „niedrigen Niveau“. 8,3 Prozent aller im Jahr 2023 verkauften Autos des VW-Konzerns fuhren elektrisch. Immer wieder entfielen darum Schichten.

Gleichzeitig gewährt Volkswagen Rabatte auf seine Elektromodelle. Die Preisnachlässe gelten aktuell bis Ende März. Auf die Lieferzeiten habe sich all das jedoch noch nicht ausgewirkt. Hierbei gelte es jedoch zu beachten, dass die Lieferzeiten der betroffenen Modelle teils stark differieren.

China schließt die Lücke bei den Verbrennern

Währenddessen schaut sich VW zunehmend nach China um. In einer Zeit, in der die Europäische Union alles tut, um den Verbrenner ins Aus zu schieben, wird er in China beliebter. Statt komplett auf E-Mobilität zu setzen, entwickelt das Reich der Mitte alle Antriebsarten weiter, darunter auch Benziner oder Dieselmotoren.

Den deutschen Autobauern droht dabei nicht nur in Sachen Elektromobilität stärkere Konkurrenz, sondern auch bei den klassischen Verbrennern. „Es ist davon auszugehen, dass chinesische Hersteller die Lücke, welche die deutschen Autohersteller bei bezahlbaren Verbrennerfahrzeugen hinterlassen, gerne nutzen werden, um ihre Marktanteile in Europa und in anderen Weltmärkten auszubauen”, erklärt Elmar Kühn, Geschäftsführer des Kraftstofflobby-Verbandes UNITI, im Focus.

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