Fährt Deutschland mit seiner E-Auto-Strategie gegen die Wand? „Der Verbrenner überlebt in China”
Während in Deutschland und Europa Autos mit Verbrennungsmotor auf dem Abstellgleis sind, fährt China eine andere Strategie: Es wird nicht nur auf E-Autos gesetzt.
Peking/München - Autos mit Verbrennungsmotor befinden sich innerhalb der EU-Staaten und der einstigen Vorzeige-Industrienation Deutschland langfristig auf dem Abstellgleis. Das liegt maßgeblich am politischen Kurs, ab 2035 auf dem hiesigen Kontinent keine Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor mehr anzubieten.
So stellen europäische Autobauer bereits die Weichen auf die Transformation hin zu Elektroautos, inklusive der Abkehr von jener Antriebstechnologie, die Deutschland an die Spitze des Automobilbaus beförderte.
E-Autos in Europa - China setzt auf Verbrenner und synthetische Kraftstoffe
Während die Europäische Union das Verbrenner-Aus forciert, sieht die Strategie in China anders aus: Ein veröffentlichter Fahrplan der Regierung beinhaltet einen Kurs, der auch Antriebsarten umfasst, die in Europa mittlerweile verpönt sind, berichtet Focus.de.
Demnach haben Verbrennermotoren im Reich der Mitte eine Zukunft, ganz im Gegensatz zu Deutschland und Co. Statt alles auf die Karte E-Mobilität zu setzen, werden im Sinne der Technologie-Offenheit auch andere Konzepte weiterentwickelt. Dabei handelt es sich nicht nur, aber auch, um Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor.
Synthetische Kraftstoffe spielen bei der bis zum Jahr 2060 ausgelegten Strategie ebenfalls eine große Rolle. Inwiefern E-Fuels auch in Europa eine Zukunft haben, ist aktuell noch nicht abzusehen. „Die chinesische Regierung macht klar, dass sie ein Interesse an der Weiterentwicklung der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor hat“, zitiert Focus.de Jochen Siebert, Geschäftsführer des auf den chinesischen Markt spezialisierten Beratungsunternehmens JSC Automotive.

China setzt auf Elektroautos und Technologie-Offenheit: „Der Verbrenner überlebt“
Im Gegensatz zur EU verdeutlicht das Strategiepapier aus China, dass innovative Antriebsarten abseits von Elektroautos eine große Rolle spielen. Zu den Energiequellen, die dort gefördert werden, gehören dem Bericht zufolge auch Wasserstoff, Ammoniak sowie flüssige Biokraftstoffe.
Meine news
Wie Siebert ausführt, werden Verbrenner der herkömmlichen Art in China indes von der Bildfläche verschwinden. Das ist insofern für die deutsche Autoindustrie wichtig, als dass die langjährige Expertise in diesem Bereich ein Eckpfeiler für die großen Erfolge der Autokonzerne Volkswagen, BMW und Mercedes auf dem chinesischen Automarkt darstellt.
„Der Verbrenner überlebt in China, aber in veränderter Form als relativ günstiger und einfacher Hybrid oder moderner Motor, der mit unterschiedlichen synthetischen Kraftstoffen betrieben werden kann“, führt der studierte Wirtschaftsingenieur aus.
Deutsche Verbrenner-Expertise: Füllen chinesische Hersteller die Lücke?
Während in Europa die Zukunft synthetischer Kraftstoffe aufgrund der angepeilten CO₂-Neutralität am seidenen Faden hängt, schöpft China den Angaben zufolge bereits das Potenzial aus - auch zum Zwecke der Reduzierung importierter Energie. Wasserstoff und Kohlenstoff spielen in der Volksrepublik laut Siebert bereits eine große Rolle.
Derweil droht deutschen Autobauern nicht nur auf dem Sektor der Elektromobilität die erstarkte Konkurrenz: Der Geschäftsführer des Kraftstofflobby-Verbandes UNITI malt gegenüber Focus.de noch ein anderes Szenario an die Wand: Ihm zufolge werden chinesische Hersteller auch bei Verbrennermotoren die technologische Marktführerschaft übernehmen.
„Es ist davon auszugehen, dass chinesische Hersteller die Lücke, welche die deutschen Autohersteller bei bezahlbaren Verbrennerfahrzeugen hinterlassen, gerne nutzen werden, um ihre Marktanteile in Europa und in anderen Weltmärkten auszubauen”, erklärt Elmar Kühn.
Elektroautos statt Verbrenner: Manager erhebt schwere Vorwürfe
Freilich würde sich dies dann nicht mehr in den Ländern der EU auswirken, wo Benziner und Diesel Stand jetzt ohnehin keine Rolle mehr spielen. Vielmehr dürften dann auch die lukrativen Verkaufszahlen deutscher Hersteller in Ländern wie China sinken.
Die Schuldfrage ist für den Manager schnell geklärt. Die Verantwortlichen sind für Kühn nicht in den Chefetagen von Volkswagen und Co. zu suchen: „Eine Politik, die neben der E-Mobilität nicht auch auf erneuerbare Kraftstoffe setzt, schadet nicht nur dem Klima, sondern es gehen damit auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze hierzulande verloren.“
Zumindest BMW bekennt sich von den deutschen Autobauern weiterhin zu einer Zukunft abseits von E-Autos. (PF)