Nicht nur E-Autos: BMW-Manager über Technologie-Offenheit – „Auf Marktentwicklungen flexibel reagieren“

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BMW verschreibt sich mehreren Antriebskonzepten, statt nur auf Elektroautos zu setzen. Ein Manager erklärt, worum der Autobauer ein Verbrenner-Aus ablehnt.

München - Von den drei deutschen Autokonzernen ist BMW wohl derjenige, der sich am wenigsten dem Umstieg auf E-Mobilität verschreibt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der bayerische Hersteller auf die Entwicklung von Elektroautos verzichtet: Die Münchner entwickeln die innovative Fahrzeuggeneration der „Neuen Klasse“, die ab Mitte des Jahrzehnts über verschiedene Segmente ausgerollt wird. Autos mit Verbrennungsmotor wird es von dem Unternehmen ebenfalls noch lange Zeit geben.

Warum BMW bei den Antrieben auf Technologie-Offenheit setzt und das Kapitel der Benzin- und Dieselmotoren nicht beendet, erklärt mit Thomas Becker der Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit und Mobilität. Gegenüber dem Magazin Auto Motor und Sport spricht der Manager über die Unwägbarkeiten im Bereich Antriebstechnologie der kommenden Jahre.

BMW verzichtet auf Verbrenner-Aus - Manager erklärt Technologie-Offenheit

„Wenn Sie sich anschauen, dass Kalifornien 20 Prozent BEV­-Anteil (Anmerkung: Anteil der Elektroautos mit Batterie) beim BMW-­Absatz hat, der Rest der USA dagegen einstellig ist, wenn Sie die EU ansehen, mit 90 Prozent BEV in Norwegen, aber einstelligen Anteilen im Süden sowie die insgesamt erheblichen Nord­-Süd-­ und West­-Ost­-Gefälle, dann würde ich mein Geld nicht darauf wetten, Ihnen den BEV­-Anteil für die EU in der ersten Hälfte 2031 vorherzusagen“, wird der Manager zitiert.

Bei BMW bleibt der Mix aus Verbrenner- und Elektromotoren also bestehen, weil es schlicht nicht vorhersehbar ist, welche Antriebstechnologie in der Zukunft maßgeblich sei. Dabei ist die Strategie des Premiumherstellers auch politischer Natur: Während die EU-Staaten ab 2035 den Verkauf von Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor verbieten wollen, wird es weltweit noch zahlreiche Regionen geben, wo weit darüber hinaus Modelle mit Verbrenner in Betrieb sein werden.

BMW-Studie „Neue Klasse“ auf einer Messe in Tokio: Der Münchner Autobauer setzt auf Technologie-Offenheit
BMW-Studie „Neue Klasse“ auf einer Messe in Tokio: Der Münchner Autobauer setzt auf Technologie-Offenheit. © IMAGO/Taidgh Barron

BMW setzt auf E-Autos und Verbrenner - „auf Marktentwicklungen flexibel reagieren“

Laut BMW-Bereichsleiter Becker geht es darum, sich bei bestimmten Technologiefeldern nicht aus dem Spiel zu nehmen: „Wichtig ist, dass wir auf verschiedene Marktentwicklungen flexibel reagieren können.“ Seiner Meinung nach könne nicht seriös beantwortet werden, wie sich die Märkte und die Antriebsarten entwickeln. Einige Märkte würden sich schneller entwickeln als gedacht, andere langsamer. Das Geschäft sei nun in einer Phase, wo man nicht mehr davon ausgehen könne, „dass ich nur mit einer Technologie, Diesel und Benzin, in allen Märkten richtigliege.“

Mit Carlos Tavares hat sich jüngst auch ein ranghoher Manager der Automobilindustrie negativ über den strikten Elektroauto-Kurs der Europäischen Union geäußert, der schlecht für den Standort Europa sei und die etablierten Größen der Branche vor massive Probleme stelle.

BMW-Manager kritisiert Fokus auf E-Autos: „Wie manche Leute glauben...“

Ohnehin lässt sich ein fester Zeitrahmen für eine technologische Entwicklung schwer vorhersagen. Das zeigt mitunter das Beispiel der Ex-Bundeskanzlerin: Angela Merkel sprach im Jahr 2010 davon, dass 2020 hierzulande eine Million Elektroautos aus deutscher Produktion herumfahren. Dieses Ziel wurde jedoch klar verfehlt. BMW-Mann Becker erklärt: „Was mich wundert, ist, wie genau manche Leute glauben, das Jahr 2040 zu kennen. Gehen wir doch einfach zurück ins Jahr 2012 und wie wir da gedacht haben, wie 2023 aussieht – sehr anders, als es sich heute darstellt.“ Das dürfte sich auch an die Konkurrenz richten.

Anfang des vergangenen Jahres erklärte der BMW-Manager in einem Interview, dass seiner Meinung nach „der marktwirtschaftliche Wettbewerb um nachhaltige Lösungen der richtige Weg ist, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.“ BMW nutzt derzeit Fahrzeugplattformen, auf denen klassische Verbrenner, aber auch Plug-in-Hybride und E-Autos entwickelt und produziert werden. Darüber hinaus betreiben die Münchner auch Tests im Hinblick auf den Wasserstoffantrieb. (PF)

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