Wer sich wie die Menschen in Papua-Neuguinea ernährt, schaltet größtes Herzrisiko aus

Wenig Vitamine, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, dafür viel Zucker, Fett und rotes Fleisch – die westliche Ernährungsweise hat einen schlechten Ruf. Sie fördert nicht nur Übergewicht, sondern in der Folge auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die weltweit häufigste Todesursache. Auch in Deutschland machen Herzinfarkte, Schlaganfälle und weitere kardiovaskuläre Krankheiten laut "Herzbericht" seit Jahren die meisten Todesfälle aus. 

Darüber hinaus bringen westliche Essgewohnheiten die Darmflora aus dem Gleichgewicht, erhöht die Anzahl der entzündungsfördernden Bakterien im Darm und führt zu Darm- und Stoffwechselkrankheiten.

Wie können wir diesem Gesundheitsproblem entgegenwirken? Wenn es nach einer neuen Studie des University College Cork (Irland) geht, lautet die Lösung: essen wie die Menschen in ländlichen Regionen von Papua-Neuguinea. 

Sie ernähren sich ballaststoffreich sowie zuckerarm und entwickeln viel seltener Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Papua-Neuguinea-Diät ist pflanzenbasiert und ballaststoffreich

Um herauszufinden, wie sich diese Ernährungsweise auf das Mikrobiom von Menschen aus westlichen Ländern auswirkt, entwickelten die Wissenschaftler um Jens Walter, Professor für Ökologie, Nahrung und Mikrobiom am University College Cork, im Vorfeld der Studie eine spezielle Diät – die sogenannte nicht-industrialisierte, Mikrobiom wiederherstellende Diät (NiMeTM). 

Diese orientiert sich an den Essgewohnheiten der Menschen aus Papua-Neuguinea sowie aus wenig industrialisierten Ländern allgemein. Sie ist vorrangig pflanzenbasiert und frei von Weizen und Molkereiprodukten. Außerdem hat die Diät einen niedrigen glykämischen Index sowie eine geringe Energiedichte und enthält extrem viele Ballaststoffe (22 Gramm pro 1000 kcal).

Darüber hinaus fokussiert sie sich auf Lebensmittel, die auch im Westen erhältlich sind. Dazu gehören:

  • Süßkartoffeln
  • Bohnen
  • Reis
  • Gurke
  • Kohl
  • Zwiebeln
  • Erbsen
  • Topinambur

In der Studie selbst testeten Walter und sein Team die NiMeTM-Diät dann an 15 gesunden kanadischen Probanden, die im Schnitt 28,2 Jahre alt waren. Vier Wochen lang hielten sie Diät ein und aßen ihnen vorgesetzte Gerichte.

Das Menü eines Tages sah beispielhaft wie folgt aus:

  • Frühstück: Reispudding, Zutaten: brauner Reis, Mandelmilch, Rosinen, Walnüsse, Honig, Zimt, Vanilleextrakt
  • Mittag: Gemüseeintopf, Zutaten: Möhren, Sellerie, Zwiebeln, grüne Erbsen, Spinat, Knoblauch, Cannellini-Bohnen, Quinoa, Olivenöl, Gemüsebouillon, schwarzer Pfeffer, Salz Oregano), Nachtisch: Birnen aus der Dose
  • Abendessen: Stir-fry, Zutaten: Schweinefilet, Möhren, Sellerie, Zwiebeln, Shiitake-Pilze, Topinambur, Knoblauch, Sesamöl, Sojasauce, schwarzer Pfeffer, brauner Reis
  • Snacks: Rosinen, Mandeln

Für den Vergleich ernährten sich weitere 15 Studienteilnehmer im selben Zeitraum wie gewohnt. Danach tauschten die Probanden für vier weitere Wochen die Gruppe.

Papua-Neuguinea-Diät
Die Probanden bekamen an jedem Tag ihrer Papua-Neuguinea-Diät ein vorbereitetes Gericht. Fachmagazin Cell

Kardiometabolische Faktoren verbesserten sich

Nach der Untersuchung beobachteten die Wissenschaftler folgende Ergebnisse: Obwohl die Probanden dieselbe Kalorienmenge zu sich genommen hatten, hatten sie innerhalb der vier Wochen Diät leicht abgenommen (minus 1,4 Prozent). 

Außerdem hatten sich Stoffwechselparameter verbessert. So sank das Gesamtcholesterin um 14 Prozent, das LDL-Cholesterin um knapp 17 Prozent und der Blutzucker um sechs Prozent. Auch das das C-reaktive Protein, ein Eiweiß, das in der Leber als Reaktion auf Entzündungen oder Tumoren gebildet wird und das Calprotectin, ein Marker für Entzündungsaktivität, gingen deutlich um 14 Prozent sowie 21 Prozent zurück. 

Insgesamt hatte die Diät also die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig beeinflusst.

Studienleiter: Positive Entwicklung des Darmmikrobioms für Verbesserungen ausschlaggebend

Nach Ansicht von Studienleiter Walter waren diese Veränderungen auf die positive Entwicklung des Darmmikrobioms zurückzuführen. Demnach steigerte die Diät die Fermentationskapazität sowie die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren, die wichtige Funktionen im Zellstoffwechsel erfüllen.

Der pH-Wert sank, wodurch zum Beispiel Krankheitserreger gehemmt werden, ebenso die Häufigkeit von entzündungsfördernden Mikroben. Auch das Potenzial für den Schleimhautabbau verringerte sich.

Der Versuch, ein in Papua-Neuguinea häufiges Mikrobiom-Bakterium in den Studienteilnehmer anzusiedeln, schlug jedoch fehl. Nach einer Woche war es nicht mehr in den Stuhlproben nachweisbar, zudem verschlechterte sich die Vielfalt des Darmmikrobioms. Walter vermutete die Anpassung an die neue Ernährung als Grund. 

Trotzdem zeigte sich der Forscher begeistert von den Auswirkungen der von seinem Team entwickelten Diät. Walter sagt in einem Beitrag für das Nachrichtenportal "The Conversation": "Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass diätetische Maßnahmen, die auf die Wiederherstellung des Darmmikrobioms abzielen, die Gesundheit verbessern und das Krankheitsrisiko reduzieren können."