Aus für bekanntes Reise-Unternehmen: Deutscher Kreuzfahrtanbieter muss endgültig die Segel streichen

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Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt. Nun muss ein Kreuzfahrt-Spezialist aus Stuttgart die Segel streichen. Eine Rettung ist nicht in Sicht.

Stuttgart – Noch immer erschüttern die Nachwirkungen der Coronavirus-Pandemie die Reisebranche. Im Sommer hatte der Reise-Gigant FTI Insolvenz angemeldet, später im Herbst erwischte es einen kleineren Reiseveranstalter aus Heilbronn. Zuletzt war ein europäischer Reiseanbieter insolvent geworden. Für Unternehmen besteht dann meistens die Hoffnung, sich aus der Insolvenz herauszuarbeiten. Ein Kreuzfahrt-Spezialist aus Stuttgart ging jedoch noch einen Schritt weiter.

Aus für Kreuzfahrtunternehmen – Liquidierung statt Insolvenz

Diesmal hat es das Stuttgarter Kreuzfahrtunternehmen Hansa Touristik GmbH erwischt. Verschiedene Medien hatten darüber berichtet, und laut touristik-aktuell ist Hansa Touristik bereits seit dem 13. November 2024 in der Liquidationsphase. Informationen des Firmen-Rechercheportals North Data zeigen, dass der ehemalige Geschäftsführer Horst Kilian die Liquidation Karin Kilian überlassen hatte (13. November). Ein weiterer Eintrag vom 29. November teilt kurz und knapp mit: „Die Gesellschaft ist aufgelöst. Die Gläubiger der Gesellschaft werden aufgefordert, sich bei ihr zu melden“.

Ein Rettungsreifen an Bord der Ocean Majesty.
Geschäfts-Aus für Reise-Unternehmen – Deutscher Kreuzfahrtanbieter muss die Segel streichen © IMAGO / ANP

Das Unternehmen hatte – genau wie FTI und viele Branchenmitglieder – im Jahr 2022 staatliche Beihilfe erhalten. Insgesamt belief sich der Wert mehrerer Beihilfepakete in diesem Fall auf über zwei Millionen Euro. „Wir sind stolz auf das, was wir gemeinsam er- und geschaffen, was wir gemeinsam erreicht haben. Doch nun ist die Zeit gekommen, neue Wege zu beschreiten. Wir haben uns entschieden, die Reise von Hansa Touristik vorerst zu beenden, uns eine Auszeit zu nehmen und unseren Geschäftsbetrieb bis auf Weiteres einzustellen“, teilte das Unternehmen auf der speziell für eine Abschiedsbotschaft umgebauten Homepage mit.

Unruhe, Umweltauflagen, Urlaub unmöglich – Hansa Touristik beendet Geschäftsbetrieb

Dafür gab es laut Hansa Touristik mehrere Gründe. „Die Welt verändert sich“, schrieb die Geschäftsleistung dazu. „Politische Unruhen in Krisen- und Kriegsgebieten, immer strengere Umweltauflagen, der Klimawandel, mehr und mehr Restriktionen in den Zielgebieten und neue gesetzliche Regelungen beeinflussen die Rahmenbedingungen, unter denen Kreuzfahrten stattfinden, immer mehr.“

Darum habe die Geschäftsleitung bereits intensiv über die Zukunft von Hansa Touristik nachgedacht – und ob das Unternehmen „unter diesen Umständen“ mit einem neuen Kreuzfahrtschiff zukunftsweisend und erfolgreich sein könne.

Zum Hintergrund: Hansa Touristik hatte sich von seinem einzigen Hochseeschiff Ocean Majesty schon im Sommer 2023 verabschieden müssen. Das Stuttgarter Unternehmen hatte dieses vom griechischen Eigner Majestic International Cruises gechartert – dieser hatte es allerdings damals als Flüchtlingsunterkunft verchartert. Laut touristik-aktuell war der Schritt vorhersehbar gewesen; das bereits 1966 in Dienst gestellte Schiff habe die notwendigen Umweltauflagen nicht mehr erfüllt. Vorher hatte Hansa Touristik mehrere Kreuzfahrten nach Israel wegen Unruhen absagen müssen.

Unternehmensinsolvenzen nehmen drastisch zu – Prognose für 2025 sieht düster aus

Die Zahl der Firmenpleiten war zuletzt deutlich gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) lag die Zahl der angemeldeten Insolvenzverfahren im Dezember 2024 um 13,8 Prozent höher als noch im Jahr zuvor. Auf das Gesamtjahr gerechnet, seien die Firmeninsolvenzen um 16,8 Prozent gestiegen (2023 auf 2024). Laut der Behörde fließen diese Verfahren erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Daher gilt generell: Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzverfahrens kann etwa drei Monate vorher liegen.

Bei Großinsolvenzen sah diese Entwicklung noch drastischer aus. Laut der Unternehmensberatung Falkensteg lag hier ein Plus von etwa 30 Prozent vor (2023 auf 2024). Besonders betroffen waren hier die Autozulieferer, Metallwarenhersteller, Maschinenbauer und Immobilien- und Bauunternehmen. Für das neue Jahr erwartet Falkensteg ein Plus der Insolvenzen um noch einmal 20 bis 25 Prozent.

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