Umfrage-Beben nach Koalitionsvertrag: Abstand zwischen AfD und Union schmilzt dahin
Eine neue Umfrage nach dem Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD zeigt: Eine Mehrheit der Deutschen glaubt nicht an einen Politikwechsel. Das hilft der AfD.
Berlin – Nach der Einigung auf den Koalitionsvertrag zweifeln viele Deutsche daran, dass eine schwarz-rote Regierung echte Veränderungen bringen wird. Im am Freitag veröffentlichten ZDF-„Politbarometer“ gaben 51 Prozent der Befragten an, dass die Koalition aus Union und SPD keinen wichtigen Beitrag zur Lösung der Probleme in Deutschland leisten wird. 46 Prozent gingen hingegen davon aus, dass dies gelingt.
In der neuen Umfrage gelingt es der AfD weiter Boden auf die Union gutzumachen. Die SPD verliert hingegen leicht. Den von CDU-Chef Friedrich Merz und der Union versprochenen „Politikwechsel“ sehen die meisten Deutschen damit nicht. 64 Prozent sind der Meinung, dass CDU/CSU diesen in einer Regierung mit der SPD nicht umsetzen können. Anderer Meinung sind 30 Prozent.
Umfrage nach Koalitionsvertrag: AfD rückt näher an CDU/CSU heran
Die aktuellen Daten der Umfrage im Überblick:
Partei | Umfrage-Ergebnis in % |
---|---|
CDU/CSU | 26 (-1) |
AfD | 24 (+2) |
SPD | 15 (-1) |
Grüne | 12 (0) |
Linke | 10 (0) |
BSW | 3 (0) |
FDP | 4 (0) |
Sonstige | 6 (0) |
Institut: Forschungsgruppe Wahlen. Erhebungszeitraum: 9. bis 10. April. Fallzahl: 1322 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: 2 bis 3 Prozentpunkte.

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ZDF-Umfrage: Deutsche zweifeln an Politikwechsel unter Merz-Regierung
Mit Blick auf die Wirtschaft ist die Skepsis besonders groß. Nur 35 Prozent gehen davon aus, dass sich mit einer Regierung aus CDU/CSU und SPD die wirtschaftliche Lage in Deutschland verbessern wird, 19 Prozent erwarten eine Verschlechterung. 44 Prozent erwarten, dass sich an der ökonomischen Situation nur wenig ändern wird.
Ähnlich fällt die Einschätzung beim Thema Migration aus: Zwar unterstützt eine klare Mehrheit von 70 Prozent die geplanten Verschärfungen in der Migrationspolitik, während 24 Prozent diese ablehnen; aber nur knapp ein Drittel (30 Prozent) erwartet, dass mit einem schwarz-roten Bündnis die Probleme im Bereich Flüchtlinge und Asyl besser gelöst werden. Zwölf Prozent sagen, die Lage werde „schlechter“ werden, und mehr als die Hälfte (54 Prozent) rechnet nicht mit großen Veränderungen.
Trotz all dessen befürwortet eine Mehrheit der Deutschen ein schwarz-rotes Regierungsbündnis. 55 Prozent der Befragten finden es gut, wenn es zu einer Regierung mit Union und SPD kommt. 29 Prozent finden das schlecht und elf Prozent ist das egal. Bei den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen sehen die Befragten keinen der beiden Koalitionspartner klar im Vorteil: Für 39 Prozent hat sich die CDU/CSU bei den Gesprächen stärker durchgesetzt, für 36 Prozent die SPD. 56 Prozent erwarten, dass eine Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD gut zusammenarbeiten wird, 37 Prozent rechnen hingegen nicht damit.
Umfragen sind keine Prognosen
Umfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Zudem ist stets ein statistischer Fehler von bis zu drei Prozentpunkten zu beachten (Fehlertoleranz).
Die Umfragen in Deutschland sind zuletzt recht genau ausgefallen. So lag die mittlere durchschnittliche Abweichung aller Institute bei der Bundestagswahl 2021 laut dem Internetportal Dawum bei gerade einmal 1,06 Prozentpunkten. Berücksichtigt wurden dabei all diejenigen Institute, die 30 Tage vor der Wahl eine Sonntagsfrage veröffentlicht hatten. (nak mit AFP)