Seniorin feiert ihren 104. Geburtstag: Schicksal brachte sie in die Region – „Bin froh, hier gelandet zu sein“

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Stolze 104 Jahre alt: Elfriede Hoffmann ist die älteste Tölzerin. Mit einem großen Blumenstrauß gratulierte ihr Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair zum Geburtstag. © Arndt Pröhl

Mit ihren 104 Jahren hat Elfriede Hoffmann viel erlebt. Sie erzählt von Krieg, Vertreibung, einem neuen Leben in Bad Tölz und ihrer Leidenschaft zum Sport.

Bad Tölz – Sie wurde in der Weimarer Republik geboren, in ihrem Geburtsjahr trat der Friedensvertrag von Versailles in Kraft, der den Ersten Weltkrieg auf völkerrechtlicher Ebene beendete. Mit ihren 104 Jahren ist Elfriede Hoffmann die älteste Bürgerin von Bad Tölz. Zu ihrem Geburtstag gratulierte jetzt unter anderem Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair. Bei dem Besuch blickte die 104-Jährige auf ein langes und erfülltes Leben zurück.

Elfriede Hoffmann ist die älteste Bürgerin von Bad Tölz: Krieg führte sie quer durch Deutschland

Elfriede Hoffmann wuchs im früheren Sudetenland auf, genauer in Brüx unterhalb des Erzgebirges. „Meine Jugend war sehr schön“, erzählt Hoffmann. „Ich hatte alles, was ein Kind haben will. Wir sind auch jedes Jahr für vier Wochen in den Urlaub gefahren. Das war damals nicht so üblich.“ Einige dieser Urlaube führten sie bis nach Tegernsee. Mit vier Jahren lernte sie in einem Teich das Schwimmen, mit zehn bekam sie ihre ersten Ski. Beides wurde schnell zu ihren größten Leidenschaften. Nachdem sie 1939 das Abitur gemacht hatte, arbeitete Elfriede Hoffmann als Sekretärin in einer Zuckerfabrik sowie auf einem Bauernhof.

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Mit dem Zweiten Weltkrieg fand ihre schöne Jugendzeit ein jähes Ende. Sie verlor ihren Verlobten im Krieg und wurde als Sudetendeutsche 1946 aus ihrer Heimat vertrieben. Zuvor hatte sie sich einige Monate vor den Russen in einem kleinen, geheimen Speicher bei einer befreundeten Arztfamilie versteckt. Das konnte jedoch nicht ewig anhalten und schlussendlich wurde sie fortgebracht. „Wir wurden erst in den Süden und dann wieder in den Norden gefahren. In der Lutherstadt Wittenberg sollten wir registriert werden, aber wir sind einfach abgehauen.“ Elfriede Hoffmann war mit einer Freundin unterwegs, welche Bekannte in Murnau hatte. Bei diesen kam sie für eine Weile unter, bis sie im September 1946 für einen Job nach Tegernsee zog. Im Dezember nahm sie eine Stelle als Sekretärin unter Max Lange im Versorgungskrankenhaus Bad Tölz an und blieb dort bis zur Rente.

Mit dem Fahrrad täglich von Bad Tölz nach Tegernsee und zurück

Sportlich engagiert, wie Elfriede Hoffmann war, fuhr sie jeden Tag, außer bei Regen, die 20 Kilometer von Tegernsee nach Bad Tölz und wieder zurück mit dem Fahrrad. „In Tegernsee habe ich direkt am Wasser gewohnt und bin häufig nach Bad Wiessee geschwommen.“ 1949 verschlug es die Sportlerin dann endgültig nach Bad Tölz und sie machte es sich erst im Osten, dann im Westen und schlussendlich im Norden der Stadt bequem.

1955 kam Tochter Gabriele zur Welt. Der Vater starb vor der Geburt, Elfriede Hoffmann zog ihr Kind alleine auf. „Gabi wollte Ärztin werden. Das war immer ganz klar für sie. Und mit ihrem Abitur von 1,5 wurde sie in München auch gleich angenommen“, erzählt die Mutter stolz. Mittlerweile hat Elfriede Hoffmann nicht nur eine Ärztin in der Familie. Gleich mehrere Enkel sind dem Beispiel gefolgt.

Skifahren, Wandern oder über Nacht auf Hütten: Elfriede Hoffmann war sportlich engagiert

Ihrer Leidenschaft für Berge und Bergsport konnte sie immer mit Vergnügen nachgehen. „Ich bin so froh, dass ich hier gelandet bin“, sagte Elfriede Hoffmann. Mit Freunden und Familie war sie viel in den Voralpen und dem Karwendel Skifahren und Wandern. Sie hat gerne Mehrtagestouren von Hütte zu Hütte gemacht und ist in jeden See gesprungen, an dem sie vorbeikam.

„Früher war meine Lieblingszeit im Jahr der erste Schneefall, weil wir dann mit dem Skifahren loslegen konnten. Wir sind jedes Jahr an Pfingsten auf die Zugspitze gefahren, um die Skisaison abzuschließen“, erzählt die Jubilarin. „Jetzt geht das ja nicht mehr bei mir, aber man lebt davon, dass man das alles mal machen konnte. Die Erinnerung daran ist viel wert.“ (hb)

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