Eingeschneit auf der Berghütte: Wanderer sitzen fest – Evakuierungen per Hubschrauber
Der plötzliche Wintereinbruch in den Bergen führte zu mehreren Rettungsaktionen. 14 Wanderer mussten von verschiedenen Hütten evakuiert werden.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Ein extremer Wintereinbruch in den Bergen hatte am Wochenende mehrere Rettungsaktionen zur Folge. 14 Wanderer mussten von verschiedenen Hütten mit Polizeihubschraubern evakuiert werden. Der Abstieg war aufgrund der Lawinengefahr nicht mehr möglich.
Binsalm in der Eng: Vier deutsche Wanderer müssen nach Wintereinbruch ausgeflogen werden
Von der Binsalm in der Eng mussten vier deutsche Wanderer ausgeflogen werden, die am Freitag an der Hütte angekommen waren, berichtet Michaela Larcher. „Eigentlich wollten sie sich der 30-köpfigen Wandergruppe anschließen, die am Samstag den Abstieg gewagt hat“, so die Wirtin. Doch dann ereignete sich ein tragisches Unglück. Drei Wanderer aus der Gruppe gerieten unter eine Lawine (wir berichteten). Ein 72-Jähriger ist noch immer verschüttet. Die vier nun evakuierten Bergsteiger entschlossen sich daher, bessere Wetterbedingungen abzuwarten.
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Am Mittwoch oder Donnerstag soll der Aufstieg wieder geöffnet werden. „Wenn die Vermisstensuche beendet und die meisten Lawinen abgegangen sind“, so Larcher. Derartige Schneemassen seien zu dieser Jahreszeit völlig normal. Sie rechnet damit, dass bereits nächstes Wochenende das Weiß von den Berghängen verschwunden sein wird.
Auch bei der Lamsenjochhütte wurden zehn Übernachtungsgäste per Hubschrauber ins Tal gebracht
Auch bei der nahegelegenen Lamsenjochhütte mussten am Sonntag zehn Übernachtungsgäste per Hubschrauber ins Tal gebracht werden, berichtet Pächterin Katrin Stadler. Die sieben Holländer und drei Deutschen hatten mehrere Tage auf der Hütte verbracht und seien sehr froh darüber gewesen, endlich wieder „in die Zivilisation zurückkehren“ zu können. „Der eigene Abstieg wäre aufgrund der Lawinensituation zu gefährlich gewesen“, erklärt Stadler.
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Die Hütte sei zwar geöffnet, Gäste erwartet die Pächterin aufgrund des schlechten Wetters aber vorerst keine. Rund einen Meter hoch habe sich der Schnee bei der Hütte über die vergangenen Tagen hinweg aufgetürmt, berichtet die Wirtin. Dass bereits Anfang September die ersten Schneefälle einsetzten, sei nicht ungewöhnlich. „Solche Massen sind es aber schon.“
„Bei bester Laune“: Wanderer stecken auf der Tölzer Hütte fest
Weniger Glück hatten zehn Wanderer auf dem Schafreuter. Sie stecken derzeit auf der Tölzer Hütte fest. Wie Hüttenwirtin Andrea Held mitteilt, handelt es sich um fünf Bergsteiger aus dem Altmühltal, drei aus Wiesbaden und zwei aus München. Sie waren am Donnerstag und Freitag zur 1825 Meter hoch gelegenen Hütte aufgestiegen und wurden dort von den massiven Schneefällen in der Nacht auf Samstag überrascht.
Seither sind sie quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Einen Abstiegsversuch am Sonntag ins 1000 Meter tiefer gelegene Tal habe die Gruppe bereits nach den ersten 50 Metern wieder abgebrochen. Mittlerweile liegen bei der Hütte rund 120 Zentimeter Neuschnee. „Alle unsere Gäste sind bei bester Laune“, berichtete die Hüttenwirtin. „Es gibt bei uns genug zu essen und zu trinken, wir haben Strom und Wasser, und es ist warm“, versichert Held.
Dass die zehn Wanderer in absehbarer Zeit absteigen können, sei völlig ausgeschlossen, berichtet Hüttenwirt Benno Schödel: „Falls das Wetter besser wird, sollen sie am Dienstag ausgeflogen werden.“ Die Tölzer Hütte bleibe wie gewohnt bis Oktober geöffnet. „Wir hoffen auf die übliche Schönwetterperiode im Altweibersommer.“
Herzogstandbahn steht am Montag still
Am Herzogstand am Walchensee stand am Montag die Bergbahn still. Aufgrund mangelnder Fahrgäste rentierten sich Fahrten bei der schlechten Wetterlage nicht, erklärt Geschäftsführer Jörg Findeisen. Zumal auch das Herzogstandhaus aufgrund technischer Probleme geschlossen hatte. „Telefon und Internet waren ausgefallen“, berichtet Findeisen.
Auf dem Berg sind in den vergangenen Tagen bis zu 80 Zentimeter – teils sehr feuchter – Neuschnee gefallen. „Die Lawinengefahr ist aktuell extrem hoch und wird es auch in den nächsten Tagen bleiben“, warnt der Geschäftsführer. Ob die Bergbahn am Dienstag den Betrieb wieder aufnimmt, werde tagesaktuell entschieden. „Allerspätestens Mittwoch geht es wieder los.“ Dann wird voraussichtlich auch das Herzogstandhaus wieder Gäste empfangen. (Franziska Selter und Rainer Bannier)