SCO-Gipfel: Putin und Modi treffen Xi in Tianjin – Neuer Block gegen Trump?
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Chinas Präsident Xi Jinping empfängt über 20 Staats- und Regierungschefs zum größten SCO-Gipfel der Geschichte – ein deutliches Signal an Washington.
Tianjin – Wenn am Sonntag der 25. Gipfel der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin beginnt, werden sich die mächtigsten Politiker Eurasiens zu einem historischen Treffen versammeln. Chinas Präsident Xi Jinping wird als Gastgeber Wladimir Putin (Präsident Russlands), Narendra Modi (Premierminister Indiens) und weitere Staats- und Regierungschefs aus über 20 Ländern empfangen. Es soll der größte Gipfel seit Gründung der Organisation im Jahr 2001 werden, wie Table.Media berichtet.
Die zweitägige Veranstaltung vom 31. August bis 1. September 2025 findet in einer Zeit statt, in der die geopolitischen Spannungen zwischen Ost und West neue Höhepunkte erreicht haben. Mit zehn Vollmitgliedern, zwei Beobachtern und 14 Dialogpartnern repräsentiert die SCO mittlerweile 42 Prozent der Weltbevölkerung sowie ein Fünftel der Ölreserven und 45 Prozent der weltweiten Erdgasreserven.
SCO-Gipfel in Tianjin: Modis Teilnahme ist deutliches Signal an Trump
Der Gipfel gewinnt besondere Brisanz durch die Teilnahme von Indiens Premierminister Modi, der zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder chinesischen Boden betreten wird. Seine Anwesenheit wird als deutliches Signal an die USA unter Donald Trump gewertet, nachdem dieser die US-Zölle auf indische Waren auf 50 Prozent verdoppelt hatte.
Die Bedeutung des Treffens in der Volksrepublik China geht weit über regionale Kooperation hinaus. Wie Table.Media analysiert, will Xi Jinping den Gipfel nutzen, „um zu zeigen, wie eine internationale Ordnung nach der US-geführten aussehen könnte“. Eric Olander vom China-Global South Project sieht darin einen Beweis, „dass alle Anstrengungen des Weißen Hauses, China, Iran, Russland und jetzt Indien seit Januar einzudämmen, nicht den gewünschten Effekt hatten“.
Wirtschaftliche Dimension des Gipfels: Chinas Handelsvolumen mit SCO-Staaten steigt massiv
Besonders brisant ist Modis Teilnahme am SCO-Gipfel vor dem Hintergrund der verschlechterten Beziehungen zu Washington. Der indische Premierminister verkündete laut eines Berichts der Hinustan Times seine Teilnahme ausgerechnet am 6. August – dem Tag, an dem Trump die Zölle auf indische Waren drastisch erhöhte. Neben Modi und 19 weiteren Staats- und Regierungschefs nehmen auch Vertreter von zehn internationalen Organisationen an dem Gipfel teil.
Die wirtschaftliche Dimension der SCO ist beeindruckend: Laut dem chinesischen Staatssender China Global Television Network (CGTN) erreichte Chinas Handel mit anderen SCO-Mitgliedern im Jahr 2024 rund 3,65 Billionen Yuan (etwa 511 Milliarden US-Dollar) – 36,3 Mal so viel wie seit der Gründung der Organisation.
Diese Länder nehmen am Gipfel der Shanghai Cooperation Organization teil
- China (Gastgeber)
- Belarus
- Indien
- Iran
- Kasachstan
- Kirgistan
- Pakistan
- Russland
- Tadschikistan
- Usbekistan
- Mongolei
- Turkmenistan
- Armenien
- Aserbaidschan
- Kambodscha
- Ägypten
- Myanmar
- Malediven
- Nepal
- Türkei
- Indonesien
- Laos
- Malaysia
- Vietnam
Diese Vertreter internationaler Organisationen nehmen am SCO-Gipfel teil
- António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen
- Sergei Lebedew, Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS)
- Nurlan Jermekbajew, Generalsekretär der SCO
- Kao Kim Hourn, Generalsekretär der ASEAN-Gruppe
- Ularsbek Sharseyev, Direktor des SCO-Exekutiv-Kommitees
- Imanghali Tasmaghambetow, Generalsekretär der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS)
- Asad Khan, Generalsekretär der Economic Cooperation Organization (ECO)
- Kariat Sarybay, Generalsekretär der Konferenz über Interaktion und vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA)
- Baqytschan Saghyntajew, Vorsitzender der Eurasischen Wirtschaftsunion
- Jin Liqun, Präsident der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank
SCO-Gipfel bringt China und Indien nach Grenzkonflikten zusammen
Die Beziehungen zwischen China und Indien haben nach Jahren der Eiszeit wieder verbessert. Noch im Jahr 2020 kam es an der sogenannten „Line of Actual Control“, die de-facto-Grenze zwischen Indien und China im Himalaya, zu blutigen Zusammenstößen. 20 indische und 43 chinesische Soldaten sollen dabei ums Leben gekommen sein. Erst im Oktober 2024 schlossen beide Länder ein Abkommen, das derartige Zusammenstöße an der umstrittenen Grenze verhindern soll.
Wie Table.Media berichtet, ist Indien zu 80 Prozent für seine elektronischen Bauteile, zu 70 Prozent für seine chemischen Rohstoffe und zu 90 Prozent für Seltene Erden auf China angewiesen. Trotz der wirtschaftlichen Verflechtungen warnen Fachleute aber vor dem SCO-Gipfel in Tianjin vor zu großem Optimismus. Das strategische Misstrauen zwischen beiden Ländern sei kurzfristig nur schwer zu überwinden, so Hu Shisheng vom China Institute of Contemporary International Relations gegenüber Table.Media. Noch heute haben beide Länder jeweils 50 bis 60.000 Truppen an ihrer gemeinsamen Grenze stationiert.
Der SCO-Gipfel in Tianjin: Details in der Übersicht
Ereignis | 25. Gipfel der Shanghai Cooperation Organization |
Datum | 31. August bis 01. September 2025 |
Teilnehmer | 24 Länder, zehn Organisationen (UN, ASEAN, etc.) |
Neben Modi wird auch Russlands Präsident Wladimir Putin zu den prominentesten Gästen beim SCO-Gipfel in Tianjin gehören. Die strategische Partnerschaft zwischen China und Russland hat sich seit Beginn des Ukraine-Krieges weiter vertieft. Beide Länder sehen sich von der wirtschaftlichen und währungspolitischen Vormachtstellung der USA und des US-Dollars bedroht. Ihr gemeinsames Ziel ist die Entdollarisierung ihres Handels und der Aufbau alternativer Zahlungssysteme, um sich gegen westliche Sanktionen abzusichern. Laut CGTN soll die SCO auch als Plattform dienen, auf der gemeinsame Infrastruktur-Projekte verwirklicht werden können. Als Beispiel dienen die Bahnstrecke zwischen China, Kirgistan und Usbekistan und die Erdgas- und Öl-Pipelines, die China mit zentralasiatischen Staaten, wie Kasachstan und Russland, verbinden.
„America First“ gegen Allianz zwischen China, Russland und Indien?
Der SCO-Gipfel in Tianjin könnte somit zu einem Wendepunkt in der globalen Machtbalance werden. Während Trump mit seiner „America First“-Politik traditionelle Allianzen strapaziert, nutzen China, Russland und Indien die Gelegenheit, ihre eigene Vision einer multipolaren Weltordnung zu präsentieren.

Und die Symbolik der neuen Partnerschaften gegen Trump und den Westen endet nicht am 1. September, wenn der SCO-Gipfel zu seinem Abschluss kommt. Kurz darauf, am 3. September, werden Putin, Modi und Xi erneut aufeinandertreffen. Gemeinsam mit unter anderem Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un werden alle drei als Ehrengäste in der chinesischen Hauptstadt Peking erwartet. Dort findet dann eine gigantische Militärparade statt, die an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern soll.