Marine-Chef warnt nach Russland-Spionage: „Wir müssen aufwachen“
Russland späht gezielt Bundeswehranlagen aus: Marineinspekteur Kaack warnt vor einer zunehmenden Gefahr und fordert entscheidende Gegenwehr.
Berlin – Sabotage, Spionage und Drohnen: Russland hat verschiedene Wege, Stützpunkte der Bundeswehr sowie Transportwege der deutschen Lieferungen in den Ukraine-Krieg auszuspähen. Laut einem Bericht der New York Times geht es dabei auch um Routen in Ostdeutschland, die Moskau mit Drohnen überwachen lässt. Der Chef der Seestreitkräfte, Marineinspekteur Jan Christian Kaack, betont, die Sicherheitsmaßnahmen bei der Bundeswehr wurden zuletzt verbessert. Dennoch sei es ein „Wake-up Call, dass wir aufwachen, dass wir mehr machen müssen, um unsere Menschen und unser Material entsprechend zu schützen.“

Man sei dabei, „diese Stützpunkte in der Luft, unter Wasser und über Wasser besser zu schützen, auch mit eigenen Drohnenanlagen“, wie Kaack im am Freitag (29. August) aufgezeichneten „Interview der Woche“ dem Deutschlandfunk sagte. Der Militär bestätigte aber: „Wir haben Eindringversuche und Sabotageversuche.“ Kaack sagte weiter, das Ausspähen erfolge auf verschiedenen Wegen – durch den Einsatz von Drohnen, aber auch durch Menschen. Unbekannte Personen hätten versucht, deutsche Soldaten auf dem Heimweg gezielt zu kontaktieren. Das Militär ergreife entsprechende Gegenmaßnahmen.
Drohnen über Kasernen: Bundeswehr ringt um Antwort auf russische Spionageflüge
Russische Drohnenüberflüge über Bundeswehrgelände sind schon seit längerem bekannt. Bislang habe man keinen Weg gefunden, diese mutmaßlichen Spionagetätigkeiten zu beenden, hieß es noch im vergangenen Jahr von einem Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Es war die Rede von „komplexen Zuständigkeiten“ – zwischen Polizei und der Bundeswehr. Vor einem Monat warnte auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) vor einem starken Anstieg der Fälle im Bereich der Spionage und hybrider Maßnahmen.
Zu hybriden Maßnahmen zählen gezielte Desinformation, Cyberangriffe und Sabotageakte, beispielsweise an europäischen Unterseekabeln. „Das Vorgehen ist massiver und auch aggressiver“, wie MAD-Präsidentin Martina Rosenberg der dpa sagte. Die Akteure aus Moskau gingen vor „wie wir es im Kalten Krieg kannten, und erweitern ihren Instrumentenkasten darüber hinaus“, so die Expertin weiter. Russische Agenten suchen demnach auch vor Ort gezielt Kontakt, um Vertrauen aufzubauen – häufig zu Menschen mit russischen Wurzeln, Spätaussiedlern oder Personen mit familiären Verbindungen nach Russland, so die MAD-Präsidentin im Juli.
Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) plant einen „Cyber Dome“ für Deutschland, also ein digitaler Schutzschild gegen Spionage, Sabotage und für den Schutz der kritischen Infrastruktur.