Ein gesunder Menschenverstand ist Grundvoraussetzung für das Engagement in der Kommunalpolitik: Bei einer Veranstaltung der Initiative „Bavaria ruft!“ im voll besetzten Peitinger Sparkassensaal machte Kathrin Alte, Bürgermeisterin von Anzing, den anwesenden Frauen Mut, sich für das Gemeinwohl zu engagieren.
Peiting –„Es ist großartig zu sehen, wie viele Frauen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen“: Die scheidende Landrätin Andrea Jochner-Weiß zeigte sich geradezu begeistert von dem großen Echo und fand bei der Frauen-Zusammenkunft in Peiting lobende Worte für die gute Zusammenarbeit im Peitinger Gemeinderat. Die positiven Erfahrungen mit den Frauen im Gremium, die auch überparteilich mit ihren Kolleginnen im Schongauer Stadtrat vernetzt sind, beflügelte Bürgermeister Peter Ostenrieder, ihnen in Peiting ein Podium zu geben.
Geradezu angetan von dem Flair im Saal und Foyer zeigte sich Michelle Fall, die im Landkreis München-Land für den Kreistag antreten wird. Die Peitinger Rätinnen hatten nämlich nicht nur für eine ansprechende Deko gesorgt, sondern verwöhnten die Gäste zudem mit schmackhaften kulinarischen Genüssen. Schön zu sehen, dass unter den Besucherinnen auch die ehemaligen Gemeinderätinnen Silvia Rufaß-Bückle, Nicole Gindhart und Monika Ludwig waren.
„Die Politik ist kein Hexenwerk“: In ihrem engagierten Vortrag hob Kathrin Alte vom Verein „FidiP – Frauen in die Politik“, deutlich hervor, dass ein gesunder Menschenverstand Grundvoraussetzung ist. „Wir können nicht über alles Bescheid wissen, darum müssen wir die Verwaltung in die Pflicht nehmen“, machte Alte allen Frauen klar, dass die Verwaltung Dienstleister für Bürgermeister und den Gemeinderat ist.
Alte bedauerte, dass die Frauen in der Kommunalpolitik nach wie vor unterrepräsentiert seien. Fakt sei auch, dass sie auf den Listen eher „hinten“ seien. „Was hält Frauen davon ab, zu kandidieren?“, fragte sie in den Raum. Da seien einmal die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und politisches Ehrenamt. Eine große Rolle spiele auch die zeitliche Belastung, das Zutrauen sowie der Ton in der Politik. Auch „männliche Netzwerke“ in den Parteien stellte sie an den Pranger.
Rahmenbedingungen verbessern
Um generell wieder mehr Bewerber für das Ehrenamt zu bekommen, müssten nach Ansicht von Kathrin Alte die Rahmenbedingungen verbessert werden. Das fange schon bei den Sitzungszeiten und der Dauer von Sitzungen an. Hier müsse die Moderation den Hebel ansetzen. Beispielsweise endlose Diskussionen mit dem Spruch von Karl Valentin beenden: „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.“
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In der heutigen Zeit müsse zudem die Möglichkeit von Hybridsitzungen geschaffen werden, damit alle teilnehmen können. Oft sei jemand verhindert wegen Arbeitsterminen beziehungsweise weil man Kinder betreue oder sich um pflegebedürftige Angehörige kümmere. In den Gremien sei die Meinungsvielfalt gefragt, wichtig ist jedoch der gute Ton miteinander. Eine wehrhafte Demokratie müsse sich konsequent gegen Hass, Hetze und Gewalt wehren. Agnes Edenhofer, Kreisvorsitzende der ÖDP, mahnte deutlich: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“
Tatkräftige Unterstützung
„Kommunalpolitik macht Spaß, das Engagement ist ein Mehrwert für ihre Gemeinde“, ermunterte Kathrin Alte die noch unentschlossenen Frauen. „FidiP“, so deren Präsidentin Sabine Appelhagen, unterstütze Interessentinnen bei ihrer Bewerbung in vielseitiger Hinsicht. Auch biete man ebenso Kurse an wie die Stiftungen der Parteien oder die Schule der Dorf- und Landesentwicklung in Thierhaupten.